Qualifikationen von Historiker/innen

Das weite Spektrum potentieller Berufsfelder zeigt, daß eine berufsspezifische Ausrichtung des Geschichtsstudiums weder möglich noch sinnvoll ist, zu unterschiedlich sind die Tätigkeitsbereiche und ihre spezifischen Anforderungen. Absolventenstudien lassen erkennen, welche Fertig- und Fähigkeiten, die im Studium trainiert werden können, für das Berufsleben von Bedeutung sein können. Hier ist zwischen fachbezogenen, individuellen (sogenannten Schlüsselqualifikationen oder soft skills) und berufsbezogenen Qualifikationen zu unterscheiden.

Fachbezogene Qualifikationen:
• Überblick über historische Zusammenhänge
• Fähigkeit zur systematischen und effektiven Informationsgewinnung
• methodische Behandlung komplexer Probleme
• kompetente Beobachtung sozialen Wandels
• didaktisch geschulte Vermittlung
• Systematisierung komplexer Ergebnisse
• selbständiges und systematisches Arbeiten
• Flexibilität bei der Einarbeitung in unterschiedlichste Wissensgebiete
• Fertigkeiten beim Verfassen von Texten
• interdisziplinäres Denken

Schlüsselqualifikationen
• umfassende Allgemeinbildung
• analytische und konzeptionelle Fähigkeiten
• kommunikative Kompetenz
• Kritikfähigkeit
• Flexibilität und Reflexivität
• Selbstdisziplin, Ausdauer, Frustrationstoleranz
• Teamfähigkeit
• Pragmatismus
• physische und psychische Belastbarkeit
• Begeisterungsfähigkeit, Kreativität
• Durchsetzungsvermögen/Zielstrebigkeit
• geographische Mobilität

Berufsbezogene Qualifikationen
• EDV-Kenntnisse
• Fremdsprachen
• Fähigkeit zum adressatenorientierten Schreiben
• Praktika
• Auslandserfahrung
• Berufserfahrung

Die Probleme liegen in der Regel nicht darin, daß Historiker von ihrer Ausbildung her nicht gewisse berufsrelevante Fertigkeiten mitbrächten. Es sind aber Anforderungsprofile, die ebenso von Absolventen vieler anderer Studiengänge mitgebracht werden. Aber auch wenn die Diskrepanz zwischen den im Studium trainierten und im Berufsleben erforderlichen Fähigkeiten nicht zu groß ist, treffen Historiker auf einen anscheinend immer noch schwer überbrückbaren Gegensatz zwischen ihrer Ausbildung und einer in der deutschen Gesellschaft verbreiteten Unkenntnis ihrer Profile bis hin zu einem Negativimage. Und was als Plus historischer Berufsqualifikation gilt, die Ausbildung zum Generalisten mit vertieften Spezialkenntnissen, kann sich auf dem Arbeitsmarkt als Handicap erweisen, wenn die Institutionen anwendungsorientierte Kenntnisse, die im Zusammenhang mit betrieblichen Funktionsfeldern stehen, bevorzugen.