Ein Auslandsjahr am Middlebury College

Der American Studies Direct Exchange

„Vermont? - Ist das nicht in Kanada?“ In fast jedem Gespräch, in dem ich erwähnte, dass ich für mein Auslandsjahr nach Middlebury, Vermont, USA gehen würde, musste ich mich einmal dieser Frage stellen. Sie hat eine gewisse Berechtigung, da Vermont vor allem für Ahornsirup, seine schöne Natur und seine linke politische Gesinnung (Bernie Sanders) bekannt ist. Vermont hat also durchaus etwas von einem „Little Canada“ der USA, zumal es auch direkt an der kanadischen Grenze liegt. Der Staat ist jedoch weitaus mehr als eine bloße Kopie Kanadas, wie ich in meinem Jahr dort erfahren durfte.

Vermont - Der Green Mountain State.

Aber der Reihe nach. Wie kommt man von Mainz aus überhaupt nach Middlebury, Vermont? Das Middlebury College in der beschaulichen 8.500 Einwohner-Kleinstadt in Neuengland ist eine Partneruniversität der JGU. Der Fachbereich Amerikanistik bietet einen Direct Exchange mit verschiedenen Partneruniversitäten in den USA und Kanada an, darunter Middlebury. Da der Austausch vom Fachbereich American Studies organisiert wird, ist es eine Teilnahmevoraussetzung, in irgendeiner Form Englisch oder American Studies zu studieren. Es können also nur Geschichtsstudierende am Austausch teilnehmen, die American Studies als Haupt- oder Nebenfach studieren oder die neben Geschichte Englisch auf Lehramt studieren. Meiner Meinung nach lohnt sich der Austausch vor allem für Bachelor / Master of Education Studierende, da man nicht als reguläre*r Austauschstudent*in nach Middlebury geht. Am Middlebury College arbeitet man als deutsche*r Fremdsprachenassistent*in (Teaching Assistant: TA). Das bedeutet man unterrichtet Deutsch und organisiert kulturelle Aktivitäten, und nebenbei ist man Teilzeitstudent*in. Auf die genaue Jobbeschreibung werde ich später noch eingehen.

Auf Middleburys Main Street.

 

Das Bewerbungsverfahren

Um nach Middlebury zu kommen, muss man ein dreistufiges Bewerbungsverfahren durchlaufen. Zunächst führt man ein englisches Interview mit studentischen Mitarbeiter*innen des Fachbereiches Amerikanistik durch. Wenn man im August des kommenden Jahres nach Middlebury gehen möchte, findet das Interview im November statt. Auf der Grundlage dieses Interviews fertigen die Mitarbeiter*innen dann ein Empfehlungsschreiben für die Professor*innen des Middlebury College an. Man muss also nicht "privat" bei einem Professor oder einer Professorin in Mainz um ein Empfehlungsschreiben bitten. In dem Interview geht es vor allem darum, sein Interesse am Auslandsjahr zu schildern und die Eignung für eine einjährige Auslandserfahrung zu beweisen (Das Programm dauert 9 Monate, es kann nicht abgekürzt werden).

Während die Mitarbeiter*innen nach dem Interview das Empfehlungsschreiben anfertigen, schreibt man seine eigentliche Bewerbung. Diese enthält ein kurzes Anschreiben, einen tabellarischen Lebenslauf, die Übersicht der bisherigen Studienleistungen und ein einseitiges Motivationsschreiben, welches das Kernstück der Bewerbung ist. Die Mitarbeiter*innen des Fachbereichs American Studies bieten den Service an, dass man seine Unterlagen Anfang Dezember einreichen kann und dann Feedback und Korrekturvorschläge erhält. Mit diesen Hilfen kann man seine Unterlagen noch einmal überarbeiten, bevor sie dann Anfang Januar von der Uni Mainz nach Middlebury gesendet werden. Insgesamt ist der Prozess bei mir sehr reibungslos verlaufen, alle Fristen waren gut einzuhalten und fanden vor der Hauptprüfungszeit statt. Dazu erhält man viele Hilfestellungen und genaue Anweisungen von der JGU.

Nachdem die Bewerbung abgeschickt ist, übernimmt das Middlebury College mit dem eigentlichen Auswahlverfahren. Alle Bewerber*innen absolvieren ein weiteres Interview, das die Grundlage für die finale Entscheidung bildet. Man bekommt die wichtigsten Fragen vorher zugeschickt, sodass man sich darauf vorbereiten kann. Das Interview beginnt auf Deutsch bevor in der Mitte auf Englisch gewechselt wird, wodurch man sich gut „warm reden“ kann. Der englische Teil des Interviews dient gleichzeitig als „Sprachnachweis“, man muss also keinen Toefl-Test o.ä. ablegen. In dem Interview ist es sehr wichtig, dass man überzeugend sein Interesse an der deutschen Kultur, Geschichte und Sprache darlegen kann. Es ist eine wichtige Aufgabe als deutsche*r TA, die amerikanischen Studierenden zum Deutschlernen zu begeistern.

Innerhalb von wenigen Wochen nach dem Interview wird man dann über die Entscheidung informiert. Wird man genommen, werden einem alle nötigen Unterlagen zugeschickt, um ein Visum für die USA zu beantragen. Man sollte unbedingt rechtzeitig schauen, wie lange der eigene Reisepass noch gültig ist, da man den Pass einreichen muss, um das Visum zu beantragen. Es reicht dabei nicht, wenn der Pass zum Zeitpunkt der Visumsbeantragung gültig ist; der Pass muss bis mindestens 6 Monate nach Ende des USA-Aufhaltes gültig sein! Wenn man schon einmal in den USA war (auch als Tourist), ist es sehr einfach, ein Visum zu beantragen. Man muss einige Fragebögen ausfüllen, wobei man die Fragen im Optimalfall alle mit 'nein' beantwortet, z.B. "Sind Sie ein Drogendealer?", "Waren Sie in der Vergangenheit im organisierten Verbrechen aktiv?", "Planen Sie, in den USA einen Völkermord zu begehen?" (kein Scherz ...) Dann kann man alle Unterlagen per Post einschicken. Einige Tage später bekommt man den Reisepass mit Visum zurück. Ich hatte ein bisschen Angst davor, meinen neuen (!) Reisepass mit der Post herumzuschicken, aber alles hat reibungslos geklappt. War man noch nie in den USA, muss man persönlich zu einem Interview im Konsulat Frankfurt (oder Berlin oder München) vorstellig werden. Aus Erfahrungsberichten habe ich gehört, dass dieses Interview auch kein großes Problem darstellt, es herrscht nur eine sehr ernste Atmosphäre …

Zusätzlich zur Bewerbung im Direct Exchange lohnt es sich auch, sich für ein Fulbright-Reisestipendium zu bewerben. Fulbright ist ein Austauschprogramm, das bilaterale Austauschprogramme in die und aus den USA fördert. Die meisten Fulbright-Angebote beziehen sich auf Master-Studierende, das Reisestipendium ist allerdings extra dafür da, einen Zuschuss zu einem Austauschprogramm zwischen Partneruniversitäten zu geben. Das bedeutet, dass man in einem Austauschprogramm angenommen sein muss, um ein Reisestipendium zu erhalten. Über das Reisestipendium erhält man eine Einmalzahlung von 2.000€ für das Auslandsjahr, und man kann an einem Vorbereitungsseminar in Berlin (oder online) teilnehmen. Für mich hat sich das Seminar besonders gelohnt, weil ich zufälligerweise einen Studenten von der Universität Potsdam kennengelernt habe, der im selben Zeitraum wie ich nach Middlebury gefahren ist.

 

Organisatorisches und Orientierungsphase

Aber warum sollte man dieses ganze Verfahren durchlaufen, anstatt sich selbst ein Auslandsjahr in den USA zu organisieren? Eine wichtige Antwort ist Geld. Wenn man als TA nach Middlebury geht, hat man keine Geldsorgen; im Gegenteil, man verdient Geld. Das College stellt eine Unterkunft, man kann dreimal am Tag in den Mensen essen (das Essen hat eine sehr gute Qualität!), die Krankenversicherung wird vom College bezahlt ebenso wie Hin- und Rückflug in die und aus den USA und man muss keine Studiengebühren für die Kurse bezahlen, die man als Student*in belegt. Obendrauf erhält man ein gutes Gehalt als TA. Es gibt also keine laufenden Kosten, aber ein stetiges Einkommen. So kann man sich seine Reisen in den USA und Kanada bestens finanzieren, und muss nicht immer aufs Geld schauen.

Die 10 Sprachassistent*innen 2022/23.

Obendrein organisiert das Middlebury College in den ersten zwei Wochen des Auslandsjahres eine Orientierungsphase für alle neuen TAs. Insgesamt gibt es 10 TAs, die normalerweise alle Muttersprachler sind (Die anderen TAs kommen aus: Französisch – Frankreich, Portugiesisch – Portugal oder Brasilien, Arabisch – Jordanien, Chinesich – USA, Italienisch – Italien, Spanisch – 2 TAs, Spanien und Lateinamerika, Russisch – Kasachstan, Japanisch – Japan). In den ersten zwei Wochen hat man eine hervorragende Gelegenheit, diese internationale Truppe kennenzulernen. In meinem Fall hat sich hier eine tolle Freundesgruppe gebildet, die über das ganze Jahr hinweg bestehen geblieben ist! Das College organisiert einige kleinere Ausflüge in der Umgebung, und man kann sich an die USA gewöhnen und dabei seinen Jetlag abbauen, bevor das eigentliche Semester losgeht. Außerdem unterstützt das College einen dabei, organisatorische Dinge zu erledigen, wie zum Beispiel eine Arbeitserlaubnis in den USA zu erhalten. Es gibt nur zwei Dinge, um die man sich selbst kümmern muss: Man muss ein amerikanisches Bankkonto eröffnen, damit man sein Gehalt überwiesen bekommen kann. In Middlebury gibt es jedoch mehrere Banken, bei denen man hervorragend beraten wird, so dass dies keine große Hürde darstellt. Außerdem muss man sich überlegen, ob man eine amerikanische Telefonnummer haben will. Man kann in Middlebury gut ohne eine amerikanische Nummer auskommen, diese ist aber praktisch für Dinge wie Online-Banking und -Zahlung oder die Navigation auf Reisen. Ich habe mir eine amerikanische E-Sim-Karte geholt. So konnte ich die amerikanische und die deutsche Sim gleichzeitig benutzen und beispielweise Whatsapp über die deutsche Nummer behalten, während Anrufe über die amerikanische Nummer laufen. Auf der Internetseite „Redpocket“ gibt es einige gute E-Sim-Deals, die fast alle TAs benutzt haben.

 

Arbeit als TA

Wie bereits erwähnt, kommt man als deutsche*r TA (Teaching Assistant) nach Middlebury. In dieser Position hat man eine interessante Doppelposition inne. Einerseits ist man eine Lehrperson in eingeschränkter Funktion, andererseits ist man Student*in und darf Kurse belegen.

Als TA hat man besonders drei Aufgaben: Erstens hospitiert und unterrichtet man jeweils einmal pro Woche in den Deutsch-Anfängerkursen. Die Anleitung durch das deutsche Department am College ist dabei hervorragend. Als Geschichts- und Englischstudent hatte ich am Anfang des Jahres logischerweise wenig Ahnung davon, wie man Deutsch als Fremdsprache unterrichtet. Hierfür gibt es aber ein gutes System. Man entwirft jeden Montag einen Plan für die eigene Stunde am Mittwoch und schickt diesen abends an die Professor*innen. Dienstags hospitiert man im Kurs, kann sich einige Methoden und den neuesten Lernfortschritt der Studierenden anschauen, und erhält Feedback für den eigenen Plan, sodass man ihn bis Mittwoch noch einmal überarbeiten kann. Mit diesem System habe ich innerhalb von kürzester Zeit Fortschritte in meinen Unterrichtsplanungsfähigkeiten gesehen. Meiner Meinung nach ist diese Situation perfekt für alle Lehramtsstudierenden, da man endlich die praktische Erfahrung erhält, die im Studium oft fehlt. Man muss selber die Unterrichtspläne erstellen, man erhält Feedback von erfahrenen Professor*innen und man steht selbst vor dem Kurs und leitet den Unterricht, wodurch man sich daran gewöhnt, vor Leuten zu stehen und zu reden. Außerdem sind die Methoden im Fremdsprachenunterricht oft ähnlich, letztendlich ist es nicht so wichtig, ob man nun Deutsch oder Englisch unterrichtet.

Die zweite Aufgabe ist der sogenannte Sprachtisch. Hier isst man jeden Mittag zusammen mit Deutsch-Studierenden im ersten und zweiten Jahr. Man wird dabei von Kellnern bedient, die fortgeschrittene Deutsch-Studierende sind, sodass ein deutschsprachiges Umfeld geschaffen wird, in dem die Studierenden außerhalb des Unterrichts die Sprache anwenden können. Am Anfang des Jahres ist der Sprachtisch eine große Herausforderung, da das Vokabular der Studierenden logischerweise sehr begrenzt ist und sich die Unterhaltungen oft auf „Hallo, wie geht es dir?“ beschränken. Im Laufe des Jahres wird es aber immer interessanter, wenn die Studierenden mehr und mehr Deutsch lernen, und man sie besser und besser kennenlernt. Die Unterhaltungen werden dadurch immer spannender, und es ist faszinierend zu sehen, wie groß die Lernfortschritte innerhalb von einem Jahr sein können. Außerdem führt der Sprachtisch dazu, dass die eigenen Smalltalk-Skills durch die Decke gehen, selbst wenn man wie ich von Natur aus kein geborener Smalltalker ist.

Drittens organisiert man das Leben im Deutschhaus, in dem man untergebracht ist. Als deutsche*r TA wohnt man dort zusammen mit fünf fortgeschrittenen Deutsch-Studierenden, wie in einer WG. In dem Haus soll möglichst viel Deutsch gesprochen werden, damit die Studierenden außerhalb des Unterrichts üben können. Außerdem organisiert man mit dem Haus regelmäßige Events. Jeden Freitag gibt es eine deutsche Kaffeestunde, zu der auch die Professor*innen kommen, und für die man (oder die Studierenden aus dem Haus) backt. Ansonsten ist man in der Gestaltung der Events ziemlich frei: Ich habe einige Film- und Spielabende organisiert, aber auch ein Event über deutschen Slang, einen Kochabend und ein Pub-Quiz im Stil des Q-Kaffs.

Als deutsche*r TA wohnt man im Deutschhaus auf dem Campus.

Wenn man diese Absätze liest, kann es so klingen, als würde man als TA ständig nur deutsch sprechen, was ja eigentlich nicht das Ziel bei einem Auslandsjahr ist. Tatsächlich wird man in Middlebury mehr mit der deutschen Sprache konfrontiert, als wenn man als „normale*r Austauschstudent*in“ in die USA geht. Ich habe jedoch vor allem Englisch gesprochen, da meine besten Freund*innen in Middlebury alle englisch-sprachig waren, und man auch im Deutschunterricht am Anfang noch viel Englisch spricht, weil man oft kulturelle Themen erklärt (Schule, Universität, Feiertage, Einkaufen etc. in Deutschland). Zudem fand ich es sehr bereichernd, sich damit zu beschäftigen, wie die deutsche Sprache für Nicht-Muttersprachler klingt, wie viele Schwierigkeiten es gibt, die man sich nie bewusst macht, und welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten es zwischen Deutsch und Englisch gibt. Deutsch ist definitiv eine sehr pragmatische Sprache. Beispiel gefällig? Tennisschläger, Tischtennisschläger, Baseballschläger, Golfschläger – tennis racket, ping pong paddle, baseball bat, golf club. Über solche Dinge würde man sonst nie nachdenken! Außerdem hilft einem die Arbeit als TA, ein wenig aus der internationalen Bubble zu entkommen. Viele haben das bestimmt schon über ein Auslandsjahr gehört: Wenn man ins Ausland geht, ist es sehr schwer, sich mit den „echten“ Einheimischen anzufreunden, man lernt oft vor allem andere internationale Studierende kennen. Zugegeben, meine besten Freunde waren mit den TAs auch fast alle international, aber durch die Arbeit als TA habe ich auch viele Amerikaner kennengelernt. Dadurch, dass man kein richtiger Professor ist und die Studierenden nicht benotet, ist es einfacher und unproblematischer, sich mit ihnen anzufreunden. Außerdem verbringt man über das Jahr hinweg beim Sprachtisch, im Unterricht und bei Events sehr viel Zeit mit den Studierenden, und kann sie gut kennenlernen. So bin ich zum Beispiel mit einigen Studierenden zum Wandern und Eisfischen gefahren – was man in Vermont halt so macht.

Eisfischen am Vermont Ice Fishing Day.

Das Liberal Arts System

Middlebury ist ein Liberal Arts College, was bedeutet, dass die College-Struktur sehr anders als an deutschen Universitäten ist. Das College hat nur um die 3.000 Studierende, die alle sogenannte "Undergraduates", also Bachelor-Studierende, sind. Innerhalb von vier Jahren erwerben diese ihren Bachelor-Abschluss. Das Studium an einem Liberal Arts College lässt sich gut mit der Oberstufe an deutschen Schulen vergleichen. Die Studierenden legen zwar ihre Schwerpunkte fest (Haupt- und Nebenfach), müssen aber gleichzeitig mit zusätzlichen Kursen viele verschiedene Bereiche (Sprachen, Naturwissenschaft, Geschichte, Politik, Sport etc.) abdecken. Pro Semester haben die Studierenden nur vier Kurse, die dafür aber viel intensiver sind und häufiger pro Woche stattfinden als die Kurse in Mainz. Der Deutsch-Anfängerkurs findet so zum Beispiel jeden Tag statt. Dadurch, dass das College insgesamt klein ist, sind auch die einzelnen Kurse klein, und dadurch, dass sich die Kurse oft treffen, kennen die Professoren in der Regel alle Studierenden. So entsteht in Middlebury eine sehr familiäre Atmosphäre und eine enge Gemeinschaft. Bereits nach einem Jahr hatte ich das Gefühl, gut die Hälfte aller Middlebury-Studierenden zumindest vom Sehen zu kennen, und ich bin eigentlich nie in die Mensa gegangen, ohne jemanden zu treffen.

Der College Campus im Sommer ...
... und im Winter.

Das akademische Jahr besteht aus zwei Semestern (dem Herbstsemester von September bis Dezember und dem Frühlingssemester von Februar bis Mai) und dem sogenannten J-Term (January Term), der aus vier Wochen im Januar besteht. Im J-Term belegen die Studierenden nur einen Kurs, diesen dafür aber sehr intensiv. Ein solcher Kurs, ist zum Beispiel der Deutsch-Kurs, in dem man dann auch als TA mehr unterrichten muss. Insgesamt ist die Arbeitslast für alle Studierenden während der Semester extrem hoch, da es immer verpflichtende Hausaufgaben gibt und die „Hausarbeiten“ (meistens kleinere Essays) im Semester geschrieben werden.

Als TA darf man im Herbst- und Frühlingssemester einen oder zwei Kurse belegen, während man 20 Stunden pro Woche arbeitet. Im J-Term arbeitet man 40 Stunden pro Woche, und es wird empfohlen, daneben keinen Kurs zu belegen. Ich habe in den beiden Semestern jeweils einen Kurs belegt und war mit dieser Arbeitslast sehr zufrieden. Da der Sprachunterricht in Middlebury ausgezeichnet ist, würde ich jedem empfehlen, in Middlebury einen Sprachkurs zu nehmen. Ich habe so zum Beispiel im Frühlingssemester meine Französisch-Kenntnisse aufgebessert und konnte am Ende des Semesters deutlich besser sprechen.

 

Geschichte studieren in Middlebury

Natürlich habe ich aber auch einen Geschichtskurs belegt, um das deutsche mit dem amerikanischen System vergleichen zu können. Logischerweise sind die Themenschwerpunkte der angebotenen Kurse sehr anders als in Mainz. Neben den zahlreichen Kursen zu amerikanischer Geschichte gab es einen großen Schwerpunkt auf China und Südostasien, den ich persönlich sehr spannend fand, da diese Weltregion in Mainz meiner Erfahrung nach eher ein Randthema ist. Generell gab es viele verschiedene Kurse zu internationaler Geschichte, die sehr interessant klangen. Ich habe mich für einen Kurs über die amerikanisch-chinesischen Beziehungen in der Neuesten Geschichte entschieden.

Insgesamt ist mir dabei aufgefallen, dass der Kurs in Middlebury weit weniger an Methoden orientiert war als die Geschichtsseminare, die ich bisher an der JGU belegt habe. Für mich war es oft der Fall, dass man sich das ZDF-Wissen (Zahlen, Daten, Fakten) außerhalb des Kurses selbst anlesen musste, während im Kurs eher Themen wie das Schreiben einer Hausarbeit, Quellenanalyse oder der Umgang mit wissenschaftlichen Hilfsmitteln erläutert wurden. In Middlebury stand dagegen das ZDF-Wissen auch im Seminar häufig im Vordergrund. So enthielt das Seminar beispielsweise immer wieder kleine Vorlesungselemente. Es gab zwar auch viele Lektüren, diese wurden allerdings immer eingehend im Seminar besprochen, da man jede zweite Woche als Hausaufgabe einen kurzen Antworttext über die wichtigsten Inhalte der Lektüren verfassen musste. Das unterschiedliche Vorgehen erklärte sich für mich, als ich meine erste „Hausarbeit“ schreiben musste. Für diese hatte ich nur zwei Wochen während des Semesters Zeit und musste nur zwei „Quellen“ (eigentlich Sekundärliteratur) verwenden. Der Fokus lag dabei sehr stark auf dem Argumentationsstrang, und weniger auf der Methodik wie zum Beispiel der Quellenanalyse.

Ich kann es also nur empfehlen, in Middlebury einen Geschichtskurs zu belegen, da es eine sehr andere Erfahrung als in Mainz ist. Außerdem kann man sich viel neues Wissen zu spannenden Themenbereichen aneignen.

 

Leben in Middlebury und Vermont

Doch genug von Studium und Arbeit. Wie bereits erwähnt hat man mit 20 Stunden Arbeit pro Woche und einem Kurs als Student eine gute Arbeitslast. Daneben bleibt noch genug Zeit, um die Region zu erkunden. Middlebury selbst ist eine typische amerikanische Kleinstadt mit zirka 8.000 Einwohnern. Es besteht im Prinzip aus einer Hauptstraße (die auf einer Brücke über einen Wasserfall führt!) und mehreren Seitenstraßen. Dennoch findet man dort alles, was man braucht: Supermärkte, ein Kino, Banken und ein paar schöne Läden (besonders für Second-Hand-Shopping). Das Leben spielt sich aber vor allem auf dem Campus ab: Hier gibt es ein scheinbar unendliches Angebot an kulturellen Aktivitäten wie Theater, Sportveranstaltungen, Konzerte, Tanzvorführungen etc. Auf dem Campus ist eigentlich immer etwas los, oft finden mehrere Aktivitäten gleichzeitig statt. Zu den Highlights gehören „Nocturne“, der „Winter Carnival“ und der „Dunmore Day“. Bei „Nocturne“ gibt es eine Nacht lang überall auf dem Campus Musik von Studierenden-Bands, Kunstinstallationen, kleine Theateraufführungen und vieles mehr. Der „Winter Carnival“ besteht aus einem Feuerwerk, einem großen Ball im Stile einer High-School Prom und verschiedenen Wintersportevents, wie einer Eiskunstlaufshow und einem Ski-Rennen. Am „Dunmore Day“ stellt das College Busse zu Verfügung (die klassischen gelben amerikanischen Schulbusse), die einen zum nahe gelegenen Dunmore-See bringen. Dort fährt dann ein Ben&Jerry’s-Eiswagen vor und verteilt gratis Eis (Ben&Jerry’s kommt aus Vermont!).

Brücke (mit Main Street) über Middleburys Wasserfall.

Das Einzige, was es in Middlebury nicht wirklich gibt, ist eine große Club- und Feierszene. Für etwas größere öffentliche Feiern hat man die Wahl zwischen einer Bar in der Stadt oder dem designierten Party-Haus „The Mill“ auf dem Campus, in dem immer wieder coole Partys stattfinden. Mein persönliches Highlight war die „Purple Jesus“-Party, auf der der ominöse „Purple Jesus-Drink“ serviert wird, über dessen Inhalt man sich lieber nicht zu viele Gedanken macht. Mit zwei „Purple Jesus“ intus ließ es sich dann jedoch sehr gut tanzen! Abgesehen von diesen Feiern gibt es vor allem eine Hausparty-Kultur. So haben wir mit den Sprach-TAs oft unsere eigenen Feiern veranstaltet, meistens im Deutschhaus, da dieses einen ziemlich coolen Partykeller aufweist. Insgesamt war ich von der Partykultur in Middlebury etwas überrascht: Die meisten Partys und besonders das Vorglühen („Pregame“) beginnen extrem früh (ca. 18/19 Uhr) und enden dafür aber auch relativ früh (ca. 1 Uhr). Um nach europäischen Zeiten feiern zu können, muss man die richtigen Leute treffen oder seine eigenen Partys veranstalten …

Vermont ist ein sehr ländlicher Staat. Burlington ist mit 40.000 Einwohnern die größte Stadt und mit seiner Fußgängerzone „Church Street“ und dem Lake Champlain ein gutes Ziel für Tagesausflüge. Mehrmals pro Tag fährt ein Bus, für den man nicht bezahlen muss, die knappe Stunde von Middlebury nach Burlington. Ansonsten sind große Städte in Vermont eine Fehlanzeige. Die Staatshauptstadt Montpelier ist mit knapp 8.000 Einwohnern die kleinste Staatshauptstadt der USA.

Die Fußgängerzone "Church Street" in Burlington.
Der Lake Champlain ist Vermonts größter See.

Vermont ist deshalb vor allem etwas für Outdoor-Fans. Besonders ist hierbei, dass die Jahreszeiten in Vermont sehr intensiv sind: Am schönsten ist Vermont vermutlich im Herbst, wenn sich die Bäume im „Indian Summer“ (der Name ist etwas in die Jahre gekommen, die meisten Amerikaner bevorzugen alternative Begriffe wie „Second Summer“) orange, rot, grün und braun färben. Es ist die beste Zeit für Wanderungen, wie zum Beispiel am nahen Snake Mountain oder Rattlesnake Trail, von denen sich wunderbare Blicke über Vermont bieten (ich habe keine Ahnung, warum alle Wanderstrecken nach Schlangen benannt werden, ich habe keine gesehen).

Middlebury College im Herbst.

Im Winter startet die Ski-Saison in Vermont. Die Green Mountains sind eines der beliebtesten Ski-Gebiete der Ostküste, und vom College aus gibt es freie Shuttle-Busse zum nahegelegenen Ski-Resort „Snow Bowl“. Die dafür nötige Ausrüstung kann man sich komplett beim College und im Ski-Resort leihen, es gibt sowohl Abfahrts- als auch Langlaufski. Da ich selbst kein großer Skifahrer bin, war mein persönliches Winterhighlight aber das Eisfischen mit Studierenden. Am State Ice Fishing Day kann in Vermont jede Person eisfischen gehen, man braucht dafür keinen Angelschein. Ich bin mit ein paar Deutsch-Studierenden zu einem zugefrorenen See gefahren, auf dem uns in kleinen Workshops die wichtigsten Techniken erklärt wurden. Von der Bedienung der Angel über das Bohren von Löchern bis zur Unterscheidung von Fischen war alles dabei. Trotz dieser Anleitungen haben wir aber nur einen einzigen winzigen Fisch gefangen … Ein weiteres besonderes Wintererlebnis waren ein paar Tage, die ich mit den anderen TAs in einer Selbstversorgerhütte in der Nähe von Middlebury verbracht habe. Die Hütte befindet sich in der Nähe eines Langlaufgebiets, sodass man von dort aus gut Langlauftouren und Schneeschuhwanderungen unternehmen kann. Bevor man nach Vermont geht, sollte man wissen, dass es im Winter zum Teil wirklich kalt werden kann. Die extremste Temperatur, die ich erlebt habe, waren -30 Grad! So kalt wurde es zum Glück aber nur an wenigen Tagen, meistens pendelte sich die Temperatur zwischen 0 und -10 Grad ein.

Selbstversorgerhütte in der Nähe von Middlebury.
Die Green Mountains in Vermont sind eines der beliebtesten Skigebiete der amerikanischen Ostküste.

Während die ersten schneebedeckten Wintermonate in Vermont sehr schön sind, zieht sich der Winter gegen Ende ein bisschen lange. Erst im April wird es wirklich Frühling. Dafür ist der Frühling dann aber umso schöner: Wenn endlich wieder alles aufblüht, versteht man, warum Vermont auch „Green Mountain State“ genannt wird. Der Frühling ist eine gute Zeit, um Sterne zu schauen (auf dem Campus gibt es ein Observatorium), da es in Vermont nur sehr wenig Lichtverschmutzung gibt. Zudem kann man erste Versuche unternehmen, in den zahlreichen Seen schwimmen zu gehen (so zum Beispiel am „Dunmore Day“). Das Wasser ist zu dieser Zeit allerdings noch ziemlich kalt!

 

Ausflüge in den Rest der USA und nach Kanada 

Wie man sieht, gibt es bereits in Middlebury und Vermont einiges zu tun. Wenn man aber doch einmal das Bedürfnis nach einer großen Stadt hat, lässt sich auch hier Abhilfe schaffen. Seit 2021 gibt es eine sehr angenehme direkte Zugverbindung von Middlebury nach New York. Der Zug ist zwar ein bisschen langsam und braucht 7 Stunden, für amerikanische Verhältnisse ist das aber nicht wirklich lang. Ansonsten gibt es Greyhound-Verbindungen nach New York und Boston. Mit einem Zwischenstopp in Albany gelangt man in ungefähr 8 Stunden in beide Städte. Es gibt auch eine Greyhound-Verbindung nach Montreal, diese habe ich aber selbst nicht ausprobiert und bin mir nicht ganz sicher, wie lange es wirklich dauert. Für alle Reisen lässt sich festhalten, dass das Auto immer deutlich schneller ist. Montreal ist mit dem Auto knapp 2 ½ Stunden entfernt, Boston 3 ½ Stunden und New York 5 ½ Stunden. Die höchste Priorität nach der Ankunft in Middlebury ist es also, Freunde mit einem Auto zu finden! Dadurch, dass man in Middlebury und besonders als TA schnell Leute kennenlernt, ist das aber kein großes Problem.

Von Middlebury aus gibt es eine direkte Zugverbindung nach New York.
Montreal (Kanada) ist die nächstgelegene Großstadt. Mit dem Auto sind es ca. 2 1/2 Stunden.

Während des akademischen Jahres hat man zwar keine langen Semesterferien, dafür aber immer wieder kurze Ferien. An Thanksgiving gibt es eine Woche frei, über Weihnachten hat man knapp 2 ½ Wochen frei, zwischen J-Term und Frühlingssemester gibt es eine Woche Ferien im Februar und Ende März bekommt man eine Woche Frühlingsferien. Eine wirklich lange freie Zeit erhält man am Ende des Programms: Nachdem das Visum mit dem Semesterende im Mai ausläuft, erhält man eine 30-tägige "Grace Period", während der man noch in den USA bleiben darf. Mit allen diesen freien Tagen konnte ich die oben genannten Reiseziele (und mehr) gut abdecken. Da dieser Bericht schon sehr lang ist, hänge ich einfach ein paar Bilder an, anstatt von allen Dingen im Einzelnen zu erzählen 🙂 Montreal kann man zudem (besonders mit dem Auto) entspannt als Wochenendtrip schaffen. Das Gute daran ist, dass man als EU-Bürger auch keine zusätzlichen Dokumente braucht, um nach Kanada einzureisen. Der Reisepass mit Visum für die USA sowie ein Begleitdokument vom College genügen völlig! Man darf allerdings unter keinen Umständen das Begleitdokument vergessen, sonst gestaltet sich die Rückreise in die USA extrem schwierig, wie ich an eigenem Leib erfahren musste: Auf der Rückfahrt von Montreal hatte eine Freundin von mir ihr Visumsdokument vergessen, was zu einer intensiven Befragung führte, aus der wir nur dank der Fürsprache eines mit uns reisenden Professors entkommen konnten...

Spendenlauf in Washington D.C. an Thanksgiving.

Fazit

Wie in den ersten Abschnitten dargelegt, ist ein bisschen organisatorischer Aufwand damit verbunden, sich für Middlebury zu bewerben. Kurz vor meinem Abflug in die USA war ich an einem Punkt angekommen, an dem ich mich gefragt habe, ob es das alles wirklich wert ist. Meine Antwort ist auf jeden Fall „ja“ – wenn man sich ein paar Dinge vorher bewusst macht. In Middlebury steht die Arbeit als TA im Vordergrund, man ist mehr TA als Student*in. Als deutsche*r TA setzt man sich notwendigerweise mehr mit Deutschland und der deutschen Sprache auseinander, als man es vielleicht sonst in einem Auslandsjahr machen würde. Außerdem sind das College und die Stadt sehr klein, was manchmal dazu führt, dass man sich ein bisschen wie in einer „Bubble“ fühlt und viel von denselben Menschen umgeben ist.

Alle diese „Nachteile“ bieten aber gleichzeitig auch Vorteile: Mir hat die Arbeit als deutscher TA unheimlich viel Spaß gemacht, da man auf diese Weise in der besonderen Situation ist, gleichzeitig viel über die USA und die Studierenden zu lernen, aber auch über sich selbst und die deutsche Kultur und Sprache. Außerdem bietet das Middlebury College durch seine überschaubare Größe eine unschlagbare Gemeinschaft, in der ich wahnsinnig viele nette Menschen aus der ganzen Welt kennenlernen durfte. Darüber hinaus ist es unglaublich interessant, Middlebury und Vermont zu erkunden, besonders wenn man sich für Outdoor-Aktivitäten begeistern kann. Und wenn man noch mehr sehen möchte, hat man genug Zeit und Geld, um in Ruhe den Rest der USA und "Big Canada" zu erkunden.

Kilian Jorde

 

Nützliche Links

Informationen zum American Direct Exchange der JGU: http://www.obama-institute.com/exchange-programs/

Homepage des Middlebury College: https://www.middlebury.edu/college/

Middlebury College German Department: https://www.middlebury.edu/college/academics/german

Fulbright Reisestipendium: https://www.fulbright.de/programs-for-germans/studierende-und-graduierte/reisestipendien

Redpocket für Handyverträge in den USA: https://www.redpocket.com/

Buslinien zwischen Burlington und Middlebury: https://www.trivalleytransit.org/addison_routes/burlington-link/

Züge zwischen Middlebury und New York: https://www.amtrak.com/home#

 

Studienreise des Partnerschaftsverbands Rheinland-Pfalz/Burgund/Oppeln/Mittelböhmen nach Oppeln

Der Partnerschaftsverbands Rheinland-Pfalz/Burgund/Oppeln/Mittelböhmen lädt gemeinsam mit der Landeszentrale für Politische Bildung des Landes Rheinland-Pfalz zu einer Fahrt nach Oppeln/Opole ein.

Wohin? Woiwodschaft Opole (Oppeln), Polen

Wann? Sonntag, den 02.07.2023 bis Samstag, den 08.07.2023

Wie? Flug Frankfurt - Breslau und Bus vor Ort, 6 Übernachtungen im Hotel Mercure Opole, von dort aus Tagestouren gem. Programm

Du bist berufstätig? Die Anerkennung der Reise als Weiterbildungsveranstaltung nach dem rheinland-pfälzischen Bildungsfreistellungsgesetz ist bewilligt. Du bekommst Sonderurlaub!

Du bist im Alter von 18 bis 35 Jahren? Wir übernehmen für dich 50% des Reisepreises!

Wer noch bis zum 31.03. bucht, erhält einen Frühbucherrabatt von 100€!

Veranstalter: Die Studienreise wird vom Partnerschaftsverband Rheinland-Pfalz/4er-Netzwerk e.V. in Kooperation mit der Landeszentrale für Politische Bildung RLP veranstaltet.

Während der sieben Tage vor Ort stehen neben thematischen Schwerpunkten von Politik über Religion bis hin zu Gedenk- und Erinnerungsarbeit sowie Fragen zum Kernthema Minderheiten vor allem das gegenseitige Kennenlernen und Verstehen im Mittelpunkt der Reise. Dieses wird durch eine Vielzahl von Begegnungen mit Akteurinnen und Akteuren der Regionalpartnerschaft gewährleistet, wobei neben „offiziellen“ Vertreterinnen und Vertretern auch die zivilgesellschaftliche Ebene (u.a. Städte- und Schulpartnerschaften) einbezogen wird.

Eine verbindliche Anmeldung ist ab sofort über den folgenden Link möglich: https://tour-mit-schanz.de/gruppen/pvb_polen_2023.

Veröffentlicht am | Veröffentlicht in Oppeln

Research Day am Trinity College Dublin

Jan Paulus, Geschichtsstudent in Mainz, studiert aktuell am Trinity College Dublin. Er hat uns angemailt, weil es dort einen Research Day geben wird, zu dem auch andere Mainzer Studierende virtuell dazustoßen könnten. Hier eine kurze Beschreibung (ich paraphrasiere leicht, was Herr Paulus mir in mehreren Mails geschrieben hat):

Im Rahmen des "Department of International History" werden wir am Montag, den 17.04.2023, einen Forschungskonferenz im kleinen Rahmen für die Masterstudierenden des M.Phil. "International History" am Trinity College Dublin veranstalten. Da wir auch gerne Impressionen und Forschung von außen einbinden möchten, würde ich Sie herzlich gerne dazu einladen, sich hybrid dazuzuschalten. Darüber hinaus werden wir für Gastvorträge auch weitere Forscher*innen begrüßen dürfen. Dazu stehen wir zurzeit mit der University of Chicago, dem University College London und der Freien Universität in Berlin in Kontakt. Das Ereignis startet um 12:00 und endet um 16:00 (Greenwich, Mean Time). Dementsprechend würde ich auch Sie gerne fragen, ob Sie diese Einladung  über den Institutsverteiler für Geschichte  weiterleiten könnten, sodass sich Interessierte bezüglich eines Vortrages bei mir melden können. Wir freuen uns auch über Vorträge von Bachelor- und Masterstudierende, die ihre forschungsbasierte Abschlussarbeit präsentieren möchten. Die Konferenz hat es sich zum Ziel gesetzt, Studierenden in frühen Punkten ihrer akademischen Bildung die Möglichkeit zu bieten, ihre Forschungsarbeiten, die im Rahmen des Studiums entstanden sind, zu präsentieren. Der Fokus der Konferenz liegt dabei auf grenzüberschreitender Geschichte, auf Interaktionen sowie Kontinuität und Wandel als auch Kooperation und Antagonismen im internationalen Kontext. Die Themen können sich dabei auf innereuropäische, interkontinentale oder auch auf interkulturelle Geschichte beziehen. Wir freuen uns über zeitgeschichtliche, moderne und neuzeitliche Beiträge! Damit wir einen Eindruck von dem Thema der Forschungsarbeit gewinnen können, benötigen wir ein Abstract, das nicht mehr als 250 Wörter enthält und den Forschungsbeitrag, das zugrundeliegende Quellenmaterial und (Zwischen-)Ergebnisse der Arbeit kurz vorstellt.

Bei Interesse wenden Sie sich bitte einfach per Mail an Jan Paulus (paulusj@tcd.ie).

Veröffentlicht am | Veröffentlicht in Dublin

Summer School 2023 in Zagreb: University School of Croatian Language and Culture, June 26 – July 21, 2023

The University School of Croatian Language and Culture is intended for young people of Croatian origin and any other participants who want to learn about Croatia, acquire or expand their knowledge of it and learn or improve Croatian as a foreign language (L2). It consists of academic language instruction organized by the University of Zagreb and a culture programme organised by the Croatian Heritage Foundation.

The University School may be attended by teachers of Croatian as a foreign language who wish to improve in the area of mastering a foreign language by participating in classes and attending classes designed specifically for them.

Mehr hier: ➡️ http://www.unizg.hr/homepage/learn-croatian/university-school-of-croatian-language-and-culture/.

M.A. German Studies (Missouri) UND Lehrauftrag …

Die University of Missouri bietet an:

ERWERBUNG EINES MASTERS IN GERMAN STUDIES MIT LEHRAUFTRAG AN DER UNIVERSITY OF MISSOURI

PROGRAMMÜBERBLICK

Lehrauftrag: Im ersten Jahr unterrichten unsere Graduate Instructors (GIs) pro Semester
einen Sprachkurs (Deutsch für Anfänger). Der Kurs findet täglich – Montag bis Freitag
für je 50 Minuten - statt und folgt einem allgemeinen Lehrplan, der zusammen mit Hilfe
unseres Teaching Coordinators entwickelt wird. Dadurch gewinnen GIs sowohl
Unterrichts- als auch Klassenplanungserfahrung. In den darauffolgenden Semestern
besteht die Möglichkeit, weitere Kurse in unserem Sprach- und Kulturangebot zu
unterrichten.

Gehalt/Studiengebühren: Unsere GIs verdienen ca. $18.200 pro akademisches Jahr,
werden von den Studiengebühren (tuition) freigestellt und krankenversichert. Es gibt
allerdings bestimmte Nebenkosten pro Semester (für die Benutzung verschiedener
Einrichtungen auf dem Campus, z.B. Computerlabor, Sporthalle, etc.). Diese Kosten
betragen etwa 700 Dollar pro Semester.

Studium: GIs sind gleichzeitig graduate students, d.h. sie studieren bei uns in der
School of Languages, Literatures, and Cultures mit dem Ziel, einen Master of Arts in
German Studies zu erlangen. Das Studium dauert zwei Jahre und schließt entweder mit
einem M.A.-Examen (schriftliche und mündliche Prüfung) oder mit einer Masterarbeit
ab.

Semesterplan: Im M.A.-Programm belegt man zwei bis drei Graduate-Seminare pro
Semester. Diese Seminare sind sehr klein (8-12 graduate students), wodurch man eng
mit den Professor:innen zusammenarbeitet. Die Seminare bieten sowohl synthetische
Epochenüberblicke als auch theoretische und inhaltliche Grundlagenarbeit in den Forschungsschwerpunkten unserer sehr aktiven, national und international mitwirkenden Fakultät.


Mehr hier: Missouri MA-Programm (Deutsch) 2023

Auf nach Krakau! Ein Erasmus-Aufenthalt an der Uniwersytet Jagielloński w Krakowie

Polen? Warum gerade Polen? Wenn Ihr Euch für dieses Land entscheiden solltet, bereitet besser eine gute Antwort auf die Frage vor. Denn mein "Warum“ musste ich in diesem Jahr wirklich sehr oft erklären. Glücklicherweise gibt es einen Haufen von Gründen, die dafür sprechen, ein Semester in Polen zu verbringen. Ein paar davon, gerade für Krakau, möchte ich Euch in diesem Einblick in mein Erasmus-Semester im SoSe 2022 mitgeben.

Europa-Stimmung vor den Krakauer Tuchhallen

Voraussetzungen und Bewerbung

Eins vorneweg: Der Bewerbungs- und Anmeldeprozess mag überfordernd wirken. Aber im Endeffekt ist alles mit etwas Selbstorganisation sehr gut händelbar und im Vergleich zu der Auslandserfahrung echt ein sehr geringer Preis. Habt einfach die verschiedenen Fristen und To-Do's im Blick (auch während und nach dem Aufenthalt!) und fragt im Zweifel im Erasmus-Büro der JGU oder bei Eurem Koordinator im Fachbereich nach, dann geht nix schief

Um in Krakau studieren zu können, müsst ihr keine Vorkenntnisse in Polnisch mitbringen. B2-Niveau in Englisch wird aber vorausgesetzt. Damit könnt Ihr aus einem breiten Kursangebot auf Englisch wählen und werdet hauptsächlich mit anderen internationalen Studis lernen. Ich würde auf jeden Fall dazu raten, im Semester einen Sprachkurs zu belegen. Auch kann man schon im Vorfeld gut mit Sprachapps üben. Falls Euer Polnisch gut genug ist, könnt Ihr auch Kurse auf Polnisch wählen. In Absprache mit Euren Koordinatoren in Krakau und Mainz könnt Ihr auch fachfremde Veranstaltungen besuchen. Eine coole Möglichkeit, auch mal in ganz andere Bereiche zu gucken.

Bedenkt, dass das Sommersemester in Polen bereits im Februar beginnt. Auf der Website der Uni könnt Ihr auch die examination periods und holidays einsehen. Bei mir waren alle Prüfungen zu Beginn der Klausurenphase Mitte Juni bereits geschrieben.

Marienkirche und Hauptmarkt

Organisation

In Polen wird mit Złoty gezahlt. Bargeld abheben kann teuer werden, aber allermeist kann man auch mit Karte oder digital zahlen. Erkundigt Euch am besten bei Eurer Bank, wie hoch die Transaktionsgebühren sind. Etwas Bargeld sollte man aber auch immer dabei haben.

Über Facebook könnt Ihr Euch schon vor Eurer Anreise mit anderen Studis vernetzen. Folgt am besten auch dem ESN Krakau (Erasmus Student Network) bei Instagram. Dort erfahrt Ihr z.B. alles zur Orientierungswoche. Polnische Studentinnen und Studenten engagieren sich ehrenamtlich im ESN, um Euch das ganze Semester über coole Veranstaltungen wie Ausflüge, Partys und eben die O-Woche bieten zu können.

Wohnen müsst Ihr natürlich auch irgendwo. Ich habe gute Erfahrungen mit "Pepe Housing" gemacht. Auf dem Portal werden WG-Zimmer von verschiedenen Vermietern angeboten. Wenn Ihr Euch für ein Zimmer interessiert, stellt das Portal den Kontakt zum Vermieter her. Pepe Housing ist Partner vom ESN und bietet definitiv mehr Sicherheit vor Betrug als die Suche ganz ohne Vermittler, so zumindest meine Erfahrung. Ihr könnt Euch aber auch auf Plätze in den Wohnheimen der Uni bewerben. In der Regel teilt man sich hier allerdings zu zweit einen Raum. Soweit ich weiß werden auch keine Kühlschränke und Kochutensilien gestellt – das wird aber auch transparent so beschrieben.

Mit Eurer europäischen Krankenversicherungskarte könnt Ihr auch in Polen zum Arzt oder ins Krankenhaus gehen. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann sich eine zusätzliche Auslandskrankenversicherung holen, z.B. für einen möglichen Krankentransport nach Deutschland. Bei Krankheit oder im Notfall solltet Ihr aber darauf achten, dass Ihr in eine Vertragspraxis des Nationalen Gesundheitsfonds (Narodowy Fundusz Zdrowia – NFZ) geht. Sonst müsst Ihr selber zahlen.

Wenn Ihr nicht per Flugzeug anreisen möchtet, könnt Ihr von zusätzlichen EU-Geldern für eine „grüne“ Anreise profitieren. Vom Berliner HBF geht z.B. jeden Tag ein Direktzug gegen 11 Uhr nach Kraków Główny (dem Hauptbahnhof). Der liegt auch sehr zentral am Altstadtring.

Blick auf den Wawel

Leben in Krakau

Nur zur eingangs erwähnten Frage: Warum Polen? Warum Krakau?

Krakau ist gerade für geschichtsinteressierte Menschen ein toller Ort. Lange Zeit war Krakau Polens Hauptstadt. Hier steht der Wawel, die alte Königsresidenz und Grablege vieler polnischer Könige. Zusammen mit der Altstadt gehört er zum UNESCO-Weltkulturerbe. Die Stadt wurde im Zweiten Weltkrieg kaum beschädigt, ist meiner Meinung nach wunderschön und hat eine einzigartige Atmosphäre (leider auch im Negativen: Krakau rangiert in der europäischen Liga der luftverschmutzten Städte noch immer weit oben). Es gibt einen Haufen spannender Museen hier, die staatlichen sind Dienstags sogar für alle kostenlos. Die bewegte polnische Geschichte wird hier richtig spürbar: vom mittelalterlichen Krakau über die Zeit als Teil des Habsburger Reichs, den Zweiten Weltkrieg unter deutscher Besatzung, bis zur Revolution in den späten 80ern. In Krakaus Stadtteil Podgórze steht die ehemalige Emaillewarenfabrik von Oskar Schindler und zur Gedenkstätte Auschwitz ist es nicht weit. Auch der Stadtteil Kazimierz mit seinem jüdischen Viertel ist unbedingt einen Besuch wert. Und es gibt noch so viel mehr zu entdecken! Man kommt übrigens per Bus und Straßenbahn überall unkompliziert und günstig hin. Der ÖPNV ist so billig, dass sich für mich nicht mal ein Monatsticket gelohnt hat (man zahlt als Studi etwa 50 Cent für 20 Minuten Fahrt und kommt damit schon recht weit). Ähnlich wie im "DB-Navigator" kann man mit der App "Jakdojade" die richtige Verbindung suchen und sogar direkt per Prepaid-Wallet in der App bezahlen.

Krakau ist eine offene und junge Großstadt mit einem sehr aktiven Nachtleben. Es gibt unzählige Bars und Kneipen, oft mit Livemusik. Die Preise sind im Vergleich zu Deutschland sehr angenehm.  Gerade in Kazimierz steppt der Bär, hier kann man sich auch nachts noch Zapiekanki holen, typisch polnisches Streetfood. Aber aufgepasst: in Polen darf man auf der Straße keinen Alkohol trinken!

In Krakau ist eigentlich immer was los. Gerade die nationalen Feiertage und die traditionellen Feste sollte man nicht verpassen, daher hier noch eine Liste ausgewählter Termine im SoSe:

  • Feierlichkeiten an und um Ostern
  • Nationaler Flaggentag am 2. Mai
  • Tag der Verfassung des 3. Mai
  • Juwenalia: Studentenfestival im Mai mit vielen Konzerten
  • “Lajkonik”-Marsch nach Fronleichnam
  • Jewish Culture Festival im Juni
  • Drachenfest mit Parade im Juni

Um Krakau herum gibt es natürlich auch eine Menge zu sehen. Zum Beispiel ist es nicht weit zu den Salzminen von Wieliczka. Und wer Natur sucht, ist fix im Tatra-Gebirge südlich von Krakau. Fernzüge sind in Polen für Studis glücklicherweise viel billiger als in Deutschland und man kommt auch schnell voran. Der Weg nach Warschau und Breslau z.B. lohnt sich schon für ein Wochenende (Hinweis: auf den Bahntickets werdet Ihr keine Gleisnummer finden, dazu müsst Ihr direkt im Bahnhof auf die Anzeigen gucken. Außerdem reserviert man immer automatisch und kostenlos einen Sitzplatz dazu).

Drachenparade an der Weichsel
Wandern in der polnischen Tatra
Jüdische Restaurants in Kazimierz
Die berühmte "Schindler-Fabrik"

Studieren in Krakau

Erasmus heißt natürlich auch: studieren! Ihr müsst mindestens 15 Credits einsammeln, mehr geht natürlich auch. Mir hat das Studium in Krakau super viel Spaß gemacht. Es ist sehr erfrischend, geschichtliche Themen mal aus einer ganz anderen Perspektive zu betrachten. Auch hatte ich mehrere Kurse mit field trips in die nähere Umgebung, z. B. zum ehemaligen Konzentrationslager Płaszów oder zur sowjetischen Planstadt Nowa Huta. Meine Dozentinnen und Dozenten waren allesamt fair, freundlich und kompetent. Nur das Anmeldeportal ist etwas tricky zu bedienen, ich würde mir früh genug einen Überblick verschaffen, damit man am Ende auch die Kurse bekommt, die man gerne hätte. Hier auch noch einmal der Tipp, einen Sprachkurs an der Uni zu machen. Der kostet zwar leider Geld, aber es lohnt sich meiner Meinung nach auf jeden Fall! Genauso wie der generelle Austausch und Kontakt mit jungen Polinnen und Polen sehr bereichernd ist. Als Historikerin oder Historiker hat man übrigens das Glück, in den ältesten Gebäuden der Uni zu studieren, mitten in der Altstadt. Mal eine schöne Abwechslung zum Mainzer Campus 😉 Also: Auf nach Krakau, ich kann Stadt, Uni und Land nur empfehlen!

Im Collegium Novum kommt etwas Hogwarts-Feeling auf

Hier noch ein paar nützliche Links:

Veröffentlicht am | Veröffentlicht in Krakau

ERASMUS-Infoabend des Historischen Seminars – 24. November

Neue Erfahrungen im Ausland sammeln, Ihre Sprachkenntnisse erweitern oder Ihr Studienfach aus einer anderen Perspektive kennenlernen – es gibt viele Gründe für einen Auslandsaufenthalt im Rahmen des ERASMUS-Programms der Europäischen Union. Das Historische Seminar der JGU unterhält über 50 Erasmus-Partnerschaften und bietet Ihnen zahlreiche Möglichkeiten, ein Semester oder ein ganzes Jahr im europäischen Ausland zu studieren.

Für den Fall, dass Sie eine Bewerbung für das Studienjahr 2023/24 in Betracht ziehen oder auch einfach nur neugierig sind, machen wir Sie auf folgende Veranstaltung aufmerksam:

ERASMUS-Infoabend des Historischen Seminars
Donnerstag, 24. November 2022, 18:00 Uhr s.t.
P7 (Philosophicum)

Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Bei Fragen zum Thema Erasmus & Auslandsaufenthalte wenden Sie sich bitte an Dr. Matthias Gemählich (mgemaehl@uni-mainz.de). Weiterführende Informationen zum ERASMUS-Programm finden Sie hier: https://www.geschichte.uni-mainz.de/international/studierendenmobilitaet/auslandsaufenthalte-mit-erasmus/.

Herzliche Grüße

Matthias Gemählich

Erasmus-Aufenthalt im dritten Semester an der Alma Mater Studiorum: Università di Bologna

Längere Zeit in Italien leben, ein drittes Universitäts-System kennenlernen und eine weitere Sprache vertiefen -  das war schon lange mein Traum gewesen, der im Wintersemester 2021/22 wahrgeworden ist. Dank der engen Kooperation zwischen Mainz und Dijon ist es möglich, in den deutsch-französischen Masterstudiengängen einen integrierten Drittlandsaufenthalt in Italien zu absolvieren. Der Aufenthalt an der Universität von Bologna (die übrigens mit ihrer Gründung im Jahr 1088 die älteste Universität der westliche Welt ist und als die Beste Italiens gilt)  wird von Erasmus-Mitteln der Universität Mainz gefördert. Die in Bologna belegten Kurse werden von der Université de Bourgogne angerechnet. Im Folgenden möchte ich über meine persönlichen Erfahrungen berichten, die für Interessierte an der Drittlandsoption Italien und für diejenigen, die sich dafür entschieden haben, hilfreich sein könnten.

Voraussetzungen und Sprachkenntnisse

Für die Drittlandsoption Italien sind gute Italienischkenntnisse erwünscht. Allerdings gibt es mittlerweile in Geschichte die Möglichkeit, Kurse der Spezialisierung „Global Cultures“ zu wählen. Hierbei können Studierende aus einem breiten englischsprachigen Studienangebot wählen, so dass ein Aufenthalt auch ohne gute Italienischkenntnisse möglich wäre. Ich selbst habe zwei italienische und einen englischsprachigen Kurs absolviert. Auch andere Studiengänge (wie englische Literaturwissenschaft) können vollständig auf Englisch studiert werden. Innerhalb Bolognas finden sich Studierende aufgrund der international ausgerichteten Universität und der vielen internationalen Angebote ohne Probleme auf Englisch zurecht. Ab einem A2-Niveau (ca. zwei Semester Italienisch an der Uni Mainz) werden am Centro di Ateneo kostenlose Italienischkurse angeboten, die in Dijon im Spezialisierungsmodul angerechnet werden können. Im vierten Semester wird in Dijon ein weiterer Italienischkurs (auf L1, L2 oder L3-Niveau, je nach Stundenplan und persönlichen Sprachkenntnissen) angeboten, um das Modul abzuschließen. Allerdings muss der Sprachkurs nicht absolviert werden und kann durch einen weiteren inhaltlichen Kurs (einen in Bologna und einen in Dijon) ersetzt werden.

Organisatorischer Ablauf

Wie weiter oben bereits erwähnt, wird das Semester durch Erasmus gefördert. Eine finanzielle Förderung durch die Deutsch-Französische Hochschule ist in diesem Zeitraum nicht möglich. Wer an der Drittlandsoption interessiert ist, sollte dies bereits in der Bewerbung angeben oder spätestens beim ersten Treffen mit dem Dijonbüro ansprechen, damit die Planungen frühzeitig beginnen können. Die Ansprechperson hierfür ist momentan Alice Ferraris.

Das Studium ist sehr gut organisiert und es gibt viel Hilfestellung bei der Kurswahl und bei den Erasmus-Vorbereitungen. Der größte Teil des organisatorischen Aufwandes (welche Kurse/Module müssen belegt werden, wie läuft das mit Erasmus, etc.) wird vom Dijonbüro im Laufe des ersten Studienjahres organisiert, unterstützt und begleitet. Im Mai erfolgt die Online-Einschreibung an der Université de Bourgogne, auch wenn man im dritten Mastersemester nicht nach Dijon geht. Um die offizielle Einschreibung kümmert sich Frau Genty im August und im September. Hierfür schicken die Studierenden mit Drittlandsoption ihre Dokumente im August per Post an das Bureau de Mayence.

Im Juli werden die Kurse für das folgende Semester veröffentlicht und diejenigen, die an der  Drittlandsoption interessiert sind, können sich bereits ein Bild darüber machen, welche Kurse interessant sein könnten.  In Italien werden jedes Jahr ähnliche oder die gleichen Kurse angeboten, so dass man sich auch jetzt schon informieren kann, welche Kurse es gibt und was einen interessieren könnte. Mit einer großen Wahrscheinlichkeit werden diese Kurse auch im nächsten Semester angeboten. Von der Université de Bourgogne wurde mir ein Geschichtskurs für das Modul „Interkulturalität und Interdisziplinarität“ vorgegeben und ich habe einen Italienischkurs belegt. Zwei Geschichtskurse durfte ich mir selber aussuchen, was mit Frau Ferraris und Frau Marchenoir in Dijon abgesprochen wurde. Daraufhin wird ein persönlicher Studienplan erstellt, der anzeigt, welcher Kurs in Bologna welchen Kurs in Dijon ersetzt.

Das Erasmus-Stipendium wird von der Universität Mainz ausgezahlt, weshalb die Organisation über das Dijonbüro, das International Office und, in meinem Fall, das Historische Seminar läuft. Auch hierbei wurde ich bei der bei der Organisation unterstützt und alle wichtigen Fristen sind auf der Seite des International Office aufgelistet.

In Bologna angekommen, sollten sich Erasmus-Studierende zeitnah um den Check-in kümmern, der online durchgeführt wird. Die Anmeldung für den Check-In läuft über den persönlichen Uni-Account, der durch die vorherige Anmeldung an der Uni freigeschaltet wurde. Mit der offiziellen Einschreibung kann der Badge, der Studierendenausweis, an verschiedenen Stellen in der Stadt ausgedruckt werden. Außerdem konnte ich meinen Studienplan ausfüllen und mich somit für die Kurse anmelden. Grundsätzlich ist die Universität sehr gut organisiert. Alle wichtigen administrativen Schritte (auch Prüfungsanmeldungen etc.) können online durchgeführt werden und alle wichtigen Informationen rund um den Check-in, den persönlichen online-Account und Erasmus können einfach auf der Seite der Universität unter „Information for incoming students“ nachgelesen werden (s. Link auf der letzten Seite).  Außerdem wichtig: Es ist ratsam, sich so schnell wie möglich (bereits im August, nach der Einschreibung) um die Anmeldung für den Italienischkurs kümmern, da die Plätze begrenzt sind. Hier muss noch in Deutschland online ein Einstufungstest gemacht werden. Das mündliche Gespräch für die Einstufung in den richtigen Kurs findet in der ersten Vorlesungswoche statt. Der Italienischkurs beginnt etwas später, meist in der zweiten oder dritten Woche.

smart

Das Semester an der Uni Bologna beginnt Mitte/Ende September. Ähnlich wie in Frankreich gibt es eine Woche Ferien, meist in der ersten Novemberwoche. Die Vorlesungen gehen bis Weihnachten. Vor Weihnachten oder im Januar (je nach Kurs) finden die Prüfungen statt. Das Semester ist in zwei Zeiträume (periodi) eingeteilt, vor und nach den Ferien. Manche Kurse finden in beiden Zeiträumen, dafür nur ein oder zweimal pro Woche statt. In Geschichte finden die meisten Kurse entweder im September/Oktober oder im November/ Dezember statt. Dafür sind die meisten Kurse sehr intensiv; sie finden zwei oder dreimal pro Woche statt und haben einen wöchentlichen Umfang von sechs Stunden. Bei der Kurswahl sollte beachtet werden, dass es nicht sinnvoll ist, alle Kurse in den Zeitraum I zu legen oder drei Kurse im Zeitraum II zu machen. Der Italienischkurs geht von Ende September bis Anfang Dezember, also über zwei Zeiträume und findet zweimal pro Woche statt.

Des Weiteren sollte bedacht werden, dass die Masterarbeit schon im dritten Semester vorbereitet werden soll, weshalb in Bologna keine Kurse für 30CP belegt werden. Hierfür müssen sich die Studierenden frühzeitig mit den Verantwortlichen in Dijon auseinandersetzen und Kontakt mit den Dozierenden aufnehmen, die die Masterarbeit betreuen werden. Die Vorbereitung der Masterarbeit im Drittland kann zur Herausforderung werden, da es schwieriger ist, „aus der Ferne“ einen guten Kontakt zu den Dozierenden in Dijon aufzubauen und ggf. ausreichend Literatur zu finden, die für das Thema nützlich ist. Eventuell ist man aus diesem Grund etwas im Rückstand, wenn es im Januar an der Université de Bourgogne losgeht, aber das ist aufzuholen und die Betreuer sind da sehr verständnisvoll.

Der Übergang von Bologna nach Dijon ist fließend – während das Semester in Dijon bereits Mitte Januar wieder beginnt, können die Prüfungen in Bologna je nach Dozierenden und Studienfach noch Anfang oder sogar Mitte Februar stattfinden. Die Teilnahme an den Prüfungen ist online möglich, so dass dies kein Problem darstellt.

Nach der Abreise aus Bologna und der Ankunft in Dijon (In meinem Fall eine Woche nach dem offiziellem Studienstart) sollte sich umgehend um die nötigen Dokumente gekümmert werden: Learning Agreement für Dijon, Check-out in Bologna und das Weitergeben aller wichtigen Dokumente an Frau Marchenoir in Dijon für Bologna und an das International Office in Mainz – die ersten Tage sind eine administrative Herausforderung, aber dafür liegt eine tolle Zeit hinter einem!

Das italienische Uni-System

Das italienische Unisystem kann als eine Mischung zwischen dem deutschen und dem französischen System beschrieben werden.

Der Unterricht wird, ähnlich wie in Frankreich, sehr frontal gestaltet. Diskussionen zwischen Lehrenden und Studierenden finden eher weniger statt. Dafür gibt es, wie in Deutschland, eine freie Kurswahl und die Studierenden können, themenbezogen, das belegen, was sie interessiert.

Ein großer Unterschied zu beiden Ländern ist die Prüfungskultur – mündliche Prüfungen sind eher die Regel als die Ausnahme. Die Prüfungen spiegeln oft nicht das wider, was im Kurs besprochen wurde. Für eine mündliche Prüfung konnte ich mir aus einer Liste drei Bücher auswählen, die ich vorbereiten musste und über deren Inhalt ich befragt wurde. Alternativ hätte ich auch eine Hausarbeit schreiben können.  Für eine andere mündliche Prüfung musste ich eine Hausarbeit im Vorfeld schreiben, über die ich mich mit der Dozentin unterhalten habe. In einem Kurs habe ich auch eine „normale“ Klausur geschrieben, was eher unüblich ist.

Bei der Prüfungsanmeldung ist zu beachten, dass es meist verschiedene appelli d‘esame, also Prüfungstermine, gibt. Anders als in Deutschland und Frankreich gibt es in den meisten Fällen kein festes Datum für eine Prüfung oder eine Abgabe, sondern immer mehrere Möglichkeiten. So hätte ich in einem Kurs statt am 10. Januar auch Anfang März oder April die Prüfung ablegen können oder statt am 8. Februar auch Anfang März, April oder Mai. Für Erasmus-Studierende und vor allem für Studierende des Cursus Integré ist es natürlich wichtig, jede Prüfung am Ersttermin zu absolvieren, damit es nicht zu organisatorischen Schwierigkeiten kommt. Die appelli findet man auf der Website des jeweiligen Dozierenden unter „Didattica“.

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Das Notensystem geht von 0 bis 30; alles unter 18 gilt als nicht bestanden. Anders als in Deutschland, und vor allem in Frankreich, ist eine 30 gut zu schaffen, da die Dozierenden sehr freundlich bewerten, sobald sie merken, dass die Studierenden sich Mühe geben und sich gut vorbereitet haben. Das ist vor allem in mündlichen Prüfungen der Fall, weshalb viele meiner italienischen Freund:innen und Kommiliton:innen große Befürworter mündlicher Prüfungen sind. Sogar eine 30 Lode („mit Auszeichnung“) ist keine Seltenheit. Als Erasmusstudentin hatte ich hier, auch aufgrund der Sprachbarriere, einen noch größeren Vorteil. Die Dozierenden waren immer sehr nett und zuvorkommend, nicht nur in den Prüfungen, sondern auch bei generellen Fragen. Ich empfehle, frühzeitig mit dem Lernen anzufangen, da man das Lektürepensum in einer Fremdsprache doch schnell unterschätzt und in dieser Form aus Deutschland nicht kennt.

In Italien herrscht grundsätzlich keine Anwesenheitspflicht, Studierende können sogar Kurse als „non-attending student“ belegen – müssen dafür aber mehr Aufwand in die Prüfung investieren, zum Beispiel ein Buch mehr lesen. Das empfehle ich persönlich nicht. „Attending students“ sollten in 70% der Kurse anwesend sein. Grundsätzlich ist die Teilnahme aufgrund der andauernden Pandemie in allen Kursen sowohl in Präsenz als auch online möglich.

Anders als in Mainz und Dijon gibt es in Bologna keinen Campus. Die verschiedenen Gebäude und Bibliotheken sind über den Stadtkern verteilt und die Wahrscheinlichkeit, in mehreren Gebäuden Unterricht zu haben, ist relativ groß.

Bologna

Last but not least – ein paar Zeilen über diese wunderschöne Stadt, die jeden sofort in ihren Bann zieht. Bunte Häuser machen die Stadt besonders und  mit den berühmten, von der UNESCO zum Welterbe aufgenommenen portici, die sich ca. 50 km durch die ganze Stadt erstrecken, kann der Regen einem nicht viel anhaben. Viele Sehenswürdigkeiten, schöne Kirchen und Museen, ein wunderschönes Umland, leckeres Essen, die Kaffee- und Aperitifkultur, die auch bei kälteren Temperaturen draußen gepflegt wird … Die Liste könnte ich noch lange weiterführen, man muss es selbst erleben! Hinzu kommt die sehr lebendige und offene Atmosphäre, auch durch die jährlich circa 2000-3000 internationalen Studierenden. Das macht es sehr einfach, schnell Anschluss zu finden. Tipp: Sich am Centro di Ateneo für das Tandemprogramm anmelden. Das ist eine gute Möglichkeit, neue Kontakte zu knüpfen und die Sprachkenntnisse zu verbessern.

Durch die zentrale Lage in der Emilia-Romagna sind andere Städte wie Verona, Florenz und Mailand oder der Strand in Rimini schnell mit dem Zug zu erreichen. Das Erasmus Student Network (ESN) sowie die International Community  (IC)  bieten neben (Sport-) Aktivitäten in Bologna auch Ausflüge zu den bekanntesten italienischen Städten wie Turin, Rom oder Neapel an.

Wohnen

Ich kann nur raten, sich frühzeitig um ein Zimmer bemühen, da der Wohnraum knapp ist. Ich hatte glücklicherweise relativ schnell etwas gefunden. Erste Anlaufstellen können Facebookgruppen sein oder Seiten wie subito.it und idealista.it. Ich habe auch einige Studierende kennengelernt, die in einem AirBnB gewohnt haben und für die Zeit in Bologna alle zwei Monate das Zimmer gewechselt haben. Auch das ist eine Möglichkeit. Achtung: In Italien ist es nicht unüblich, in einer stanza doppia, einem Doppelzimmer, zu wohnen. Wenn man das nicht möchte, sollte darauf bei der Wohnungssuche explizit geachtet werden, damit es zu keinen „bösen Überraschungen“ kommt. Die Preise für ein Zimmer variieren stark – meiner Erfahrung nach und je nach Glück zwischen 350€ und 700€.

Wichtige Links

Universität Bologna – Information for Incoming Exchange Students

Seite des Centro Linguistico di Ateneo für den Italienischsprachkurs

IC und ESN Bologna (auch auf Instagram aktiv)

Fazit

Ja, es ist ein organisatorischer Mehraufwand, in einem dritten Land zu studieren – aber es lohnt sich! Natürlich sind mehr Absprachen nötig und mehr Fristen und Dokumente müssen beachtet und eingereicht werden. Besonders der Übergang zwischen Bologna und Dijon kann anstrengend sein. Durch die gute Kooperation zwischen Mainz und Dijon und die gute Betreuung ist es aber sehr gut machbar und der Mehrwert ist sehr viel größer. Vielen Dank an der Stelle an all diejenigen, die das möglich machen!

Ich möchte die Zeit in Bologna auf gar keinen Fall missen. Ich habe neue Freundschaften geschlossen, meine Sprachkenntnisse verbessert, in einer der für mich schönsten Städte der Welt gewohnt und ein drittes Universitätssystem kennengelernt. Gerade, weil ich im Bachelor schon ein Jahr in Frankreich gewesen bin, war es interessant und sehr bereichernd, noch einmal ein anderes europäisches Studiensystem zu erleben. Ich kann einen Drittlandsaufenthalt in Bologna nur wärmstens empfehlen!

Veröffentlicht am | Veröffentlicht in Bologna

Deutschsprachige deutsch-polnische Sommerschule zu den deutsch-polnischen Beziehungen

Dieses Jahr bietet die SGH Warsaw School of Economics wieder eine deutschsprachige deutsch-polnische Sommerschule zu den deutsch-polnischen Beziehungen an, die vom DAAD über das Go East Programm (http://goeast.daad.de/) unterstützt wird. Sie steht dieses Jahr unter dem Titel: Eine robuste Nachbarschaft? Die Beziehungen zwischen Polen und Deutschland in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft" und findet vom 28 August. bis zum 9. September 2022 in Warschau statt.

Zugang zum Online-Bewerbungsformular und weiteren Informationen: http://www2.sgh.waw.pl/sommerschule/ .

Arnold Heidsieck Scholarships 2022/2023 – USA-Stipendien für BA-Studierende der Geisteswissenschaften

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Die ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius vergibt in diesem Jahr zum achten Mal die „Arnold Heidsieck Scholarships“ für ein- oder zweisemestrige Studienaufenthalte an amerikanischen Universitäten. Die Stipendien richten sich an Bachelor-Studierende der Geisteswissenschaften, die an einer deutschen Universität studieren und dabei den Schwerpunkt auf deutsche Kultur, Sprache, Geschichte, Musik oder Kunst legen. Im Anhang finden Sie die aktuelle Ausschreibung.

Die Bewerbungsunterlagen und weitere Auskünfte zum Programm finden Sie unter www.zeit-stiftung.de/heidsieck.

Die Bewerbungsfrist endet am 15. März 2022.