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Manahoana aus Madagaskar!!!

Hallöchen! Einige tausend Kilometer entfernt und um einige Erfahrungen reicher, schreibe ich heute meinen ersten Beitrag von Madagaskar aus. Dem geschäftigen Treiben vor meiner Haustür lauschend, die Strahlen der afrikanischen Sonne genießend. Es brauchte wohl so einen besonderen Moment, um die letzten Wochen rekapitulieren zu können. Seit Ende Mai bin ich nun in der Hauptstadt der großen Insel, Antananarivo, kurz und liebevoll Tana genannt. Ich werde noch bis Anfang September bleiben, um ein Praktikum im lokalen Auslandsbüro der Friedrich-Ebert Stiftung zu machen. Auf Madagaskar verfolgt die Stiftung vor allem das Ziel einen politischen Diskurs zwischen den einzelnen Akteuren zu stimulieren und dabei vermittelnd einzuwirken. Den politischen Parteien etwa fehlt oft eine ideologische Basis, sie verfolgen keine klaren politischen Zielen und stützen sich allzu häufig auf einen „homme providentiel“ den starken Mann, der alles zum Guten wendet und dabei vielleicht nicht immer auf die Einhaltung der Verfassung achtet. Ein solches politisches System ist extrem instabil. Im Jahr 2009 putschte der damalige Bürgermeister Tanas, Andry Rajoelina mithilfe des Militärs gegen den 2006 gewählten Präsidenten Marc Ravalomanana und ernannte sich selbst zum Chef der Übergangsregierung. Da diese international nicht anerkannt wurde, entzog die internationale Gemeinschaft Madagaskar jegliche Entwicklungshilfe. Das Land gehört zu den ärmsten der Welt, besonders die „einfache“Bevölkerung leidet sehr unter der politischen und wirtschaftlichen Isolation. Erst mit der Wahl des amtierenden Präsidenten Hery Rajaonarimampianina Anfang 2014 konnte diese Krise überwunden werden. (Das heißt allerdings nicht, dass sich das System stabilisiert hat, Ende Mai hat die Mehrheit der Abgeordneten verfassungskonform die Absetzung des Präsidenten gefordert, da sie ihn beschuldigen, die Verfassung mehrfach gebrochen zu haben. Der Haute Cour Constitutionnelle, dem die Entscheidung darüber obliegt, hat dies mittlerweile abgelehnt).
Trotzdem hat sich an der Armut der Menschen nicht viel geändert. Jede/r zweite/r Inselbewohner/in lebt von weniger als einem Euro am Tag. Hinzu kommt, dass dieser Euro nicht etwa in geregelten Arbeitsverhältnissen erwirtschaftet wird, sondern vielmehr auf einem täglichen „Erfindungsreichtum“ basiert, was man denn heute verkaufen oder anbieten könnte. Oft bleiben diese Anstrengungen ohne Erfolg und man hat nicht einmal den einen Euro verdient. Auch für jene die einen Hochschulabschluss haben, bietet der Arbeitsmarkt weder genügend, noch ihrer Ausbildung entsprechende Stellen.
Das Flaggschiff der FES Madagaskar ist das YLTP das Youth Leadership Trainee Program, das junge und vor allem engagierte Menschen ein Jahr lang unter diversen Gesichtspunkten weiterbildet und sensibilisieren möchte, damit sie die Zukunft des Landes einmal in eine bessere wandeln können. Ein Teil dieses Programms sieht beispielsweise Studienreisen innerhalb des Landes, aber auch in andere Länder, vor. Ich hatte die Möglichkeit die YLTP’s auf ihrer binnenländischen Reise nach Antsirabe, Ambositra und Antoetra zu begleiten. Thema der einwöchigen Reise war Identität und Kultur. Vor Ort wurden Debatten zur Dezentralisierung und regionalen Themen veranstaltet. Mein persönlicher Höhepunkt war der Besuch des kleinen Dorfes Antoetra, das zum UNESCO Kulturerbe gehört, bzw. das Wissen der Dorfbewohner, Häuser komplett aus Holz zu bauen, ohne dabei auch nur einen einzigen Nagel zu verwenden. Auch wenn Tana keinesfalls als eine moderne Stadt bezeichnet werden kann, war der Kontrast, zwischen der Hauptstadt und diesem Dorf, enorm. Die Menschen leben ohne Strom, ohne fließendes (geschweige denn warmes) Wasser, ohne sanitäre Anlagen und sehr abgeschieden von der nächstgrößeren Stadt. In dieser Umgebung hat sich das jahrhundertalte Wissen des Holzhäuserbaus konserviert.
Mehr als 80 Prozent der madagassischen Bevölkerung lebt so, wie die Bewohner/innen Antoetras. Daher bot sich mir ein viel authentischeres Bild der Lebensrealität auf der Insel, das mir Tana nicht vermitteln kann. Wir sind mit den Dorfbewohner/innen ins Gespräch gekommen, haben zugeschaut wie sie alles Mögliche aus Holz herstellen, wie das Zusammenspiel zwischen weltlicher und traditioneller Verwaltung funktioniert (der Bürgermeister als Vertreter der politischen Verwaltung und des Dorfältesten als traditionelles Oberhaupt der Gemeinschaft) und haben uns auch nützlich gemacht, indem wir den Tafeln der Schule einen neuen Anstrich verpasst, Spiele für die Kinder organisiert und abends auch einen Film über Madagaskar gezeigt haben. Ich als einzige nicht madagassische Besucherin, wurde besonders genau unter die Lupe genommen. Während einer kleinen Feedbackrunde am Nachmittag versammelten sich immer mehr neugierige Kinder, die ihren Kreis stets enger um mich zogen, bis sie letztendlich auf meinem Schoß saßen, meine Kamera bestaunten und mit mir zu reden begannen. Das war wirklich ein sehr schöner Moment eines insgesamt sehr aufregenden Tages, der seinen Abschluss in einer Nachtwanderung durch die madagassische Wildnis fand.
Mit den Eindrücken, die ich auf dieser Reise sammeln durfte, könnte ich noch Seiten füllen, allerdings möchte ich auch den anderen Ereignissen, die sich in meinem Alltag in Tana abspielen, einen Platz in diesem Beitrag einräumen: Bevor ich im Büro der FES meine Arbeit beginne, besuche ich einen Madagassisch-Sprachkurs. Meine Arbeitssprache ist zwar Französisch, allerdings wird dieses Relikt der Kolonialzeit nur von sehr wenigen Menschen wirklich gesprochen. Vor allem bei täglichen Besorgungen auf dem Markt oder beim Busfahren, bin ich darauf angewiesen wenigstens Grundkenntnisse in der Landessprache zu haben, um mich verständigen zu können. Auch viele unserer Aktivitäten vor Ort, wie etwa öffentliche Debatten, werden auf Madagassisch gehalten, ebenso sprechen meine Kollegen/innen im Büro die meiste Zeit in ihrer Muttersprache, es sei denn sie reden mit mir oder dem Büroleiter, der auch deutsch ist.
Eine der vielen madagassischen Besonderheiten im Vergleich zum afrikanischen Festland, ist die Tatsache, dass Madagassisch die gemeinsame und theoretisch auch verbindende Sprache der Inselbewohner/innen ist. Es gibt zwar phonetische Unterschiede von Region zu Region, allerdings können sich die Menschen mithilfe einer einzigen Sprache verständigen. Leider hat dieser große Vorteil der gemeinsamen Sprache noch nicht als Bindeglied funktionieren können. Die Madagassen/innen verstehen sich nicht als ein Volk, sie betonen ihre regionalen Unterschiede, ihre Bräuche und ihre Herkunft. Phänotypisch kann man zwischen zwei Hauptgruppen unterscheiden: Der asiatischen und der afrikanischen. Je weiter man an die Küsten kommt, umso afrikanischer/dunkler sehen die Menschen aus. In der Hauptstadt Tana im Hochplateau trifft man vor allem den asiatisch/indonesischen Typen an.
Die französische Kolonialmacht hat sich auf diese äußerlichen Unterschiede gestützt und eine Unterteilung in „höherwertige bzw. minderwertige“ Ethnien vorgenommen. Hierbei galt natürlich das Motto: Je heller, desto wertvoller. Dies diente den Franzosen um ihre eigenen Herrschaftsansprüche zu festigen und sich dabei auf eine einheimische Ethnie zu stützen. Die Auswirkung dieser Unterteilung zeigt sich heute in einem innermadagassischen Rassismus, der zwar nicht mit erst mit den Methoden der Kolonialisten Einzug auf der Insel hatte, der sich dadurch aber fester in den Köpfen verankern konnte. Diese Vorurteile zu überwinden, ist sicherlich eine der wichtigsten Aufgaben der Madagassen/innen.
Ich hingegen backe erstmal kleinere Brötchen: Zu meinen täglichen Aufgaben gehörte es bisher, die Facebookseite der FES Madagascar täglich mit Zeitungsartikeln, Bildern und Veröffentlichungen zu füttern, Eventkonzepte nach Vorgaben zu korrigieren und von Französisch auf Englisch zu übersetzen, falls ausländische Referenten eingeladen sind. Auch das Recherchieren zu Themen, je nach inhaltlichem Schwerpunkt der Veranstaltung (bspw. Migration und Xenophobie, Gender Mainstreaming in afrikanischen Wahlkontexten oder aber der Entwicklung eines afrikanischen Industriestaates) gehört zu meinen Aufgaben. Aus den gesammelten Texten wird im Anschluss ein Reader erstellt, der eine kurze Einführung in die Themen bieten soll. Momentan lese ich eine Publikation, die sich mit Methoden der Industriepolitik in Afrika beschäftigt, um diese dann nach Ländern sortiert, zusammenzufassen. Nebenher fallen natürlich auch organisatorische und logistische Aufgaben an, so hole ich etwa verschiedene Preisangebote für Saalmieten etc. ein. Oft bin ich auch außerhalb des Büros unterwegs, wie bspw. bei einem Empfang der amerikanischen Botschaft zum Thema Gleichberechtigung von Homosexuellen und Transgenders vor ein paar Tagen. Ich hatte auch die Möglichkeit mir die Nationalversammlung anzuschauen und bei einem Gespräch zwischen dem Büroleiter und dem Vizepräsidenten der Versammlung dabei zu sein. Kurzum, bisher war jeder Tag anders und sehr spannend und ich freue mich auf die nächsten zwei Monate, von denen ich hier natürlich hin und wieder berichten werde!
PS: Falls ihr Fragen zu Madagaskar oder auch zu einem Praktikum bei der FES habt, scheut euch nicht davor, mir auf filiz.m.yildirim@gmail.com zu schreiben!
Bis bald  !!

PPS: Nein, auf Madagaskar gibt es keine Pinguine!

Mit selbstgebastelten Laternen zum Nationalfeiertag haben wir besonders den kleinen Dorfbewohner/innen für ihre Gastfreundschaft gedankt!
Mit selbstgebastelten Laternen zum Nationalfeiertag haben wir besonders den kleinen Dorfbewohner/innen für ihre Gastfreundschaft gedankt!
Alle Lemurarten Madagaskars sind endemisch, das heißt sie existieren nur auf der Insel. Hier ein besonders süßer Vertreter seiner Art!
Alle Lemurarten Madagaskars sind endemisch, das heißt sie existieren nur auf der Insel. Hier ein besonders süßer Vertreter seiner Art!
Ein YLTP in Aktion!
Ein YLTP in Aktion!
So sehen die Holzbauten Antoetras aus!
So sehen die Holzbauten Antoetras aus!
Blick auf Reisfelder: Reis ist DAS Grundnahrungsmittel überhaupt. Er wird bereits zum Frühstück gegessen!
Blick auf Reisfelder: Reis ist DAS Grundnahrungsmittel überhaupt. Er wird bereits zum Frühstück gegessen!
Hier werden die typischen Verzierungen in einen selbstgebauten Schrank eingearbeitet.
Hier werden die typischen Verzierungen in einen selbstgebauten Schrank eingearbeitet.
Im botanischen Garten Tanas: Tsimbazaza!
Im botanischen Garten Tanas: Tsimbazaza!
Auf Mada lohnt es sich, auch mal genauer hinzuschauen !
Auf Mada lohnt es sich, auch mal genauer hinzuschauen !
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Dijon- Das war frankopäisch !

Salut tout le monde! Heute ist ein großer Tag, denn dies hier wird mein letzter Bericht aus Frankreich sein. Das letzte Jahr ist wie im Flug vergangen und ich kann es noch gar nicht wirklich glauben, dass ich nächste Woche schon weiterziehe.

Wenn ich auf die vergagenen Monate zurückblicke, wird mir klar, dass ich wahrscheinlich erst in der nahen Zukunft wirklich verstehen werde, wie prägend diese Zeit für mich war. Dijon, das war vor allem eine große persönliche Herausforderung für mich, die ich meiner Meinung nach, bewältigt habe.

Das Anpassen an ein völlig fremdes Unisystem, an eine andere Lernphilosophie war kein Vorgang, der sich von heute auf morgen vollzogen hat. Es war vielmehr ein Weg, zu dem man jeden Tag aufs Neue wieder "Ja" sagen musste, was mir von Zeit zu Zeit immer leichter fiel. Im Nachhinein bin ich stolz darauf, wie ich mich dabei geschlagen habe und bin mir sicher, dass mir diese Erfahrung in vielen schwierigen Situationen ein Anker sein wird. Ein simples Beispiel wäre die Bachelorarbeit, die nächstes Jahr auf mich wartet. Zu Beginn meines Studiums hatte ich, wie wahrscheinlich jeder Studierende auch, größten Respekt vor der Schreiben. Wenn ich heute daran denke, ertappe ich mich oft dabei, wie ich mir sage, wenn ich Dijon geschafft habe, schaffe ich die Bachelorarbeit auf jeden Fall. Das ist vielleicht vermessen. Es hilft aber, die Angst vor dem Unbekannten, Herausfordernden zu bewältigen, offen zu sein für die Herausforderung der Zukunft.

Neben dem Unistress habe ich stets versucht einen privaten Ausgleich zu finden, um auch soziale Kompetenzen, interkulturelle Kompetenzen auszubauen, denn das ist meiner Meinung nach, der größte Gewinn des internationalen Austauschs. Es ist großartig, dass uns heutzutage so viele unterschiedliche Türen ins Ausland offenstehen. Das ist ein wunderbares Privileg der (im weitesten Sinne) Nachkriegsgenerationen, das es stets anzuerkennen gilt. Jedes Mal, wenn ich die deutsch-französische Grenze im vergangenen Jahr überquert habe, hat das in mir ein ganz besonderes Gefühl hervorgerufen, da ich mir immer wieder ins Bewusstsein gerufen habe, dass dies nichts Selbstverständliches ist. Das habe ich vor allem dann gemerkt, wenn ich mit französischen Freunden über die Deutsch-Französische Geschichte gesprochen habe, wenn sie mich gefragt haben, wie das denn heute sei mit den Nazis in Deutschland, wenn sie mir gesagt haben, dass ihr Großvater es nicht akzeptieren würde, wenn er wüsste, dass seine Enkelkinder den Umgang mit Deutschen pflegen.

Umso schöner ist es dann zu wissen, dass wir heutzutage die Möglichkeit bekommen, eine neue, praktische Form der Völkerverständigung zu leben. Die vielbeschworene europäische Idee verkümmert in diesen Tagen leider viel zu oft zu reinem Wirtschaftlich-Politischen Kalkül. Spätestens nach meinem Aufenthalt hier in Dijon fühle ich mich als Europäerin. Das beginnt mit den vielen Sprachen, die in meinem Feundeskreis gesprochen wurden, geht durch den Bauch und in den Kopf und am Ende des Tages steht die Erkenntnis, sich überall zu Hause fühlen zu können.

Wenn ich also mein Leben in Dijon kurz und knapp zusammenfassen sollte, wäre eine spontane Antwort sicherlich: Sehr frankopäisch 🙂

Dass Europa nicht der Nabel der Welt ist, wie viele Menschen eurozentrisch anmutend denken, wird sich mir im kommenden Jahr auf sehr vielfältige Weise zeigen, da es für mich ab nächster Woche in Madagaskar weitergeht, wo ich ein dreimonatiges Praktikum in einem Auslandsbüro der Friedrich-Ebert Stiftung absolvieren werde, bevor es dann heißt: Québec, j'arrive!!!

Natürlich halte ich euch auch von dort aus auf dem Laufenden.

 

Liebe Grüße aus der Bourgogne et a bientot !!

Filiz

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Ein kleiner Bericht aus dem schönen Dijon

Ein kleiner Bericht aus dem schönen Dijon

 

Diesmal möchte ich mich dem Sprachzentrum der Université de Bourgogne widmen. Vielleicht spielen einige von euch auch mit dem Gedanken so wie ich einen Sprachkurs in Dijon zu absolvieren. Ich hoffe, ich kann euch bei eurer Entscheidung ein bisschen behilflich sein.

 

Ich habe mich im letzten Semester dazu entschieden neben der Uni einen Sprachkurs zu besuchen. Auf dem Campus befindet sich praktischerweise das universitätseigene Sprachzentrum, das sog. CIEF (Centre International d’Études Francaises). Ich musste ehrlich zugeben, dass ich am Anfang nicht wusste, ob der Preis sich dafür auch lohnt. Ein Semestersprachkurs kostet 1420 Euro. Im Nachhinein kann ich nur sagen, das es sich auf jeden Fall gelohnt hat.

 

Der Sprachkurs startet ungefähr zwei Wochen vor dem Beginn der Uni. Die erste Woche ist als Orientierung gedacht. Montags haben wir einen Einstufungstest geschrieben. Das Ergebnis war ausschlaggebend für welches Niveau man eingestuft wurde. Dienstags haben wir eine kleine Stadtführung gemacht. Hier ein paar Bilder, die euch einen kleinen Eindruck von Dijon verschaffen sollen (auch ein paar Weihnachtsbilder sind dabei).

 

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Place de la Libération

 

 

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Torbogen am Place Darcy

 

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Hotel am Place Darcy

 

 

 

 

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Einen Tag später sind wir nach Beaune gefahren.

 

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Ehemaliges Krankenhaus (Aussenfassade)

 

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Ehemaliges Krankenhaus (Innenhof)

 

 

Das Sprachzentrum bietet alle Niveaustufen des europäischen Referenzrahmen an (A2-C2).

Die verschiedenen Niveaustufen orientieren sich an diesem Referenzrahmen. Ich hatte in der Woche insgesamt 17 Stunden, die aufgeteilt waren in Textverständnis, Hörverstehen, Textredaktion und mündlicher Ausdruck. Zusätzlich hatte ich noch zwei Vorlesungen, die sich mit der Kultur und Geschichte Frankreichs beschäftigten. Der Unterricht ist im Prinzip wie in der Schule. Man bekommt Hausaufgaben und schreibt jeweils in den verschiedenen Disziplinen Tests. Ein großer Vorteil des Kurses ist, dass bei der Zusammenstellung darauf geachtet wird möglichst viele Nationen in einem Kurs unterzubringen. Dadurch konnte ich viele Eindrücke in fremde Kulturen gewinnen. Ein Sprachkurs dauert genauso lange wie ein Semester an der Uni und schließt ab mit einem Sprachdiplom. Man hat aber auch die Möglichkeit an einem Kurs teilzunehmen der nur 2 oder 4 Wochen dauert. In diesen Kursen hat man aber nicht die Möglichkeit ein solches Diplom zu erwerben.

Ein weiteres Highlight sind die Exkursionen, die zweimal im Semester stattfinden. Im letzten Semester wurden Fahrten nach Genf und Straßburg angeboten. Ein besonderes Highlight war die Fahrt nach Straßburg, weil diese mit einem Besuch des dortigen Weihnachtsmarktes verbunden ist, der als der schönster Weihnachtsmarkt in Frankreich gelten soll. Auch hiervon ein paar Bilder.

 

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Abschließend kann ich nur sagen, dass sich solch ein Sprachkurs auf alle Fälle gelohnt hat. Die einzelnen Lehrer sind super nett und die Zusammenstellung der Kurse erlaubt es viele neue Einblicke in fremde Kulturen zu bekommen. Man muss sich aber Bewusst machen, dass ein Semester mit den Univeranstaltungen und dem Sprachkurs sehr hart ist, aber trotzdem gut zu bewältigen ist.

In Frankreich ist das Sommersemester schon fast zu Ende. Ich bin schon dabei die ersten Klausuren zu schreiben. Euch wünsche ich einen guten Semesterstart in Mainz.

Falls ihr fragen habt, könnt ihr mir jederzeit eine Mail schreiben:

benjaminpfannes@t-online.de

 

Bis zum nächsten Mal!

 

Benjamin Pfannes

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Outgoing-Rekord

Das Historische Seminar hat bei der Zahl der ERASMUS+-Nominierungen zum Studienjahr 2015/16 erstmals die 30er-Marke geknackt und schickt nun 31 Studierende in dieses Austauschprogramm. Wir freuen uns sehr über die erfreuliche Entwicklung!

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Je suis… busy !!!

Salut tout le monde, heute habe ich mal wieder einen ruhigen Moment, um das Geschehene der letzten Zeit Revue passieren zu lassen. Beginnen wir mit den angenehmen Dingen des Lebens: Anfang Dezember war ich mit ein paar Freunden für ein Wochende in Lyon, da dort die alljährliche Fête des Lumières stattfand. In der ganzen Stadt waren über 50 sehr unterschiedliche Lichtinstallationen verstreut. Das Fest wird seit dem 17. Jahrhundert begangen und sollte ursprünglich die Verehrung der Lyoner ( natüüürlich meine ich die Einwohner Lyons!) für die Jungfrau Maria ausdrücken. Ich fand sowohl die Stadt, als auch die besondere Atmosphäre während des Festes echt wunderschön. Da konnten uns auch die eisigen Temperaturen nichts anhaben.

Ein weiterer persönlicher Höhepunkt in der Vorweihnachtszeit war ein gemütlicher Abend mit selbstgemachtem Glühwein, selbstgemachter Pizza, natürlich nach original italienischer Art ( ein nicht zu unterschätzender Vorteil, wenn man mit ItalienerInnen befreundet ist!!), aber auch Plätzchen und Lebkuchen wurden verspeist. Zu guter Letzt wurde ich mit einem verfrühten Geburtstagskuchen überrascht, da wir meinen tatsächlichen Geburtstag leider nicht zusammen feiern konnten. Es war also ein rundum perfekter Abend. Ihr ahnt sicherlich bereits, dass ich anschließend nach Hause gerollt bin 😉

 

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Kommen wir nun zum unangenehmeren Teil:

Über Weihnachten war ich für zwei Wochen in Deutschland, allerdings blieb mir nicht die Zeit das großartig auszunutzen, da ich theoretisch rund um die Uhr mit dem Lernen beschäftigt war. Trotzdem habe ich es mir natürlich nicht nehmen lassen, ausgiebig auf dem Weihnachtsmarkt zu bummeln oder Schlitten zu fahren; wenn auch stets mit dem mulmigen Gefühl im Bauch, dass mir zwei sehr anstrengende Wochen bevorstanden: Insgesamt hatte ich 9 Klausuren zu schreiben. Hinzukommt, dass diese sich auf nur 6 Tage verteilten und ich somit auch mal zwei Klausuren an einem Tag geschrieben habe. Besonders vor den vierstündigen Geschichtsklausuren hatte ich großen Respekt. Meine erste Klausur hab ich in Historiographie geschrieben. Sie bestand aus einem Frageteil mit präzisen Fragen zu behandelten Werken, deren Autoren etc. und einer Dissertation "L'originalité d'Hérodote".

Nach meiner Klausur in Alter Geschichte, in der ich mich über das Thema "Servir sa cité dans le monde grec" austoben durfte, kam ich nichts ahnend nach Hause und fand meine französische Mitbewohnerin völlig aufgelöst vor dem Fernsehr hockend vor. Ich erfuhr von dem Blutbad, das sich in Paris ereignet hatte, während ich mir Gedanken über die richtigen Jahreszahlen etc gemacht hatte. Die TV-Bilder zeigten jene Momente, die die Taten dieser Verbrecher festhielten. Bald schon säumten unzählige "Je suis Charlie" Solidaritätsbekundungen die Fensterscheiben der benachbarten Häuser. Unser Fahrstuhl wurde ebenfalls zuplakatiert.

Natürlich fanden auch hier in Dijon spontane Kundgebungen statt, auf denen die Franzosen und Französinnen ihre Betroffenheit zeigten. In den darauffolgenden Tagen konnte man beobachten, wie die Sicherheitsvorkehrungen vor Synagogen und öffentlichen Gebäuden nochmals verschärft wurden und bewaffnete Polizisten das Straßenbild prägten.

Mich hat diese Katastrophe auch damit konfrontiert, wie seltsam unbedeutend die eigenen unmittelbaren Probleme und Herausforderungen manchmal sind. Allerdings empfand ich es auch als sehr heuchlerisch, wie betroffen wir Europäer doch sein können, wenn es um unsere eigene Komfortzone geht, während wir keinen Toten des Boko Haram Terrors in Nigeria etwa beweinen, geschweige denn ihre Namen kennen.

Ungerührt dessen ging die Klausurenphase natürlich weiter, bis ich am 16.1 endlich erlöst wurde und das Ende der Prüfungen mit Freunden bei einem ausgiebigen Restaurantbesuch einläutete.

Leider hielt das Nichtstun und die Erholungsphase nur genau ein Wochenende, denn eine Unart des französischen Unisystems ist es, den Studierenden und den DozentInnen keinerlei Verschnaufspause zu zugestehen, was ganz konkret heißt, dass die vorlesungsfreie Zeit zwischen dem 1. und 2. Semester nicht existiert! Ich halte davon gar nichts. Nicht nur bei mir, sondern bei sicherlich fast allen Studis ist die Luft nach so einem Prüfungsmarathon einfach mal raus. Ich habe momentan einfach keine Lust mich wieder 100 prozentig in den Unialltag zu stürzen, Referate vorzubereiten, mir wieder Notizen von anderen Studis zusammklauben zu müssen, weil mein Stundenplan unzählige Kursüberschneidungen meiner beiden Fächer beinhaltet. Meine italienische Mitbewohnerin nennt das die "französische Organisation" 😉 !!

Organisieren, das muss ich auch, nämlich meine Kanada-Bewerbung für das 5. und 6. Semester an der Université de Sherbrooke, Québec. Im cursus intégré ist es nämlich auch möglich, bei gewissen Fächerkombis im 5. und 6. Semester in Kanada entweder an der englischsprachigen Bishops University oder der Université de Sherbrooke zu studieren.

Aber bis dahin ist es ja noch eine Weile und ich hoffe, dass ich auch hier in Dijon noch weiterhin eine schöne Zeit haben werde, Nicht- Vorhandene-Semesterferien hin oder her !

In diesem Sinne au revoir und bis bald

Filiz

Das Rathaus in Lyon mal ganz anders!

Fete des Lumieres

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PS: Ich merke schon, dass mir die Textproduktion auf deutsch mühseliger von der Hand geht, als noch vor ein paar Monaten 😀

 

 

 

 

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Die Ja-Sagerin- Im Spannungsfeld zwischen Expeditionseifer und schlechtem Gewissen

Hallöchen, dieser Beitrag befasst sich fast ausschließlich mit dem „Ja“ Sagen. Das musste ich in der letzten Zeit nämlich öfter.
Beginnen wir mit dem Ja zu Beaune, und meiner damit verbunden Absage an ein weiteres Wochenende über den Büchern. Der Ausflug in diese kleine, aber feine Stadt in der näheren Umgebung von Dijon, wurde seitens der Uni organisiert. Auf dem Programm standen: Eine Führung durch das Hôtel-Dieu, eine freie Besichtigung der Stadt, eine Weinprobe und zu guter Letzt eine Führung durch die Moutarderie Edmond Fallot mit anschließender Senfverköstigung.
Das Hôtel-Dieu wurde 1443 von Philippe Le Bon gegründet und war ein Krankenhaus für die Allerärmsten der Zeit, die hier kostenlos gesund gepflegt oder aber auch im Sterben begleitet wurden. Wir hatten 2 Stunden Zeit um uns die weitreichenden Räumlichkeiten in der Begleitung eines Audio-Guides anzuschauen. Das Wetter war wunderbar, sodass sich am Ende der Besichtigung fast jeder im Innenhof einem ausgiebigen Sonnenbad hingab.
Ein weiterer Höhepunkt des Tages war natürlich die Weinprobe. Unglaublicherweise konnten wir 12/13 Weine probieren- die meisten davon waren Rotweine, allesamt „Pinot Noirs“. Nach der Probe torkelten, ähh ich meine gingen wir in die nahegelegene Moutarderie Edmund Fallot. Dieser Hersteller ist einer unter wenigen, dessen Senf wirklich noch in Dijon und Umgebung hergestellt wird.
Der Name „Dijon-Senf“ ist nicht geschützt und beschreibt eigentlich nur das Rezept. Die meisten Dijon-Senfe kommen heutzutage aus Kanada, da es günstiger ist, die Senfpflanzen dort anzubauen. (Hallo Globalisierung!). Wenn ihr aber Moutarde de Bourgogne kauft, könnt ihr sicher sein, dass dieser aus der Region stammt, da dies eine geschützte Herkunftsbezeichnung ist. Der Höhepunkt dieser Führung war natürlich die Senfverkostung. Es gab da echt ein paar abgefahrene Sorten, wie der Senf mit pain d’épice (der Geschmack ähnelt unserem Lebkuchen).

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Ende Oktober hatten wir eine Woche frei. Auch hier habe ich mehrmals Ja zu Abenteuer, Aufregung und aktiver Abendgestaltung gesagt, was aber auch eine entschiedene Absage an den Berg an Aufgaben mitsichbringt.
Zunächst stattete mein Vater mir einen Überraschungsbesuch ab und ich musste das erste Mal meine Fremdenführer-Fähigkeiten unter Beweis stellen. Ohne jetzt genaue Quellenangaben machen zu können, kann ich sagen, dass ich diese Feuertaufe bestanden habe.
Außerdem bin ich für 3 Tage nach Montpellier gefahren um dort einen Freund zu besuchen, der dort momentan ein Auslandssemester macht. Ich bin begeistert von der Lebendigkeit und der Dynamik, die diese Stadt ausgestrahlt hat und kann einen Städtetrip dorthin wärmstens empfehlen. Am ersten Abend haben wir eine Filmvorführung im Rahmen eines Filmfestivals besucht. Gezeigt wurde der türkische Film balık (Fisch) von Dervis Zaim. In dem Film (dessen Hauptdarstellerin übrigens auch Filiz hieß) geht es um die, vorallem in Schwellenländern, ausufernde Umweltverschmutzung.

Mein persönliches Highlight war der Tag am Strand. Dass ich Ende Oktober nochmal im Mittelmeer schwimmen würde, hatte ich vor ein paar Wochen noch nicht gedacht. Umso schöner war es dann die Seeluft einatmen zu können und mich auf Muschelsuche zu machen.

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Weltuntergangsstimmung in Montpellier.
Weltuntergangsstimmung in Montpellier.
Montpellier zu später Stunde
Montpellier zu später Stunde

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Spaß im TGV 😉
Aber wie wir ja alle wissen, kann der schwerelose Glückszustand nicht ewig andauern. So kam es, dass ich mich relativ bald fleißig am Schreibtisch wiederfand und versuchte gegen die gutgemeinte Aufgabenflut anzukommen. Aber vorallem war es ein Kampf gegen das schlechte Gewissen, das mich hier sehr oft plagt, wenn ich das Gefühl habe, nicht genug gelesen/geschrieben zu haben. Hinzukommt, dass ich hier regelmäßig unter Beweis stellen muss, dass ich was getan habe.
Letzte Woche habe ich z.B. in Alter Geschichte sowohl einen Multiple Choice Test als auch eine dreistündige Klausur geschrieben, die jeweils einen Teil der Seminarsnote ausmachen.
In der Klausur konnte ich mir aussuchen ob ich eine dissertation zum Thema "Athen und seine Alliierten von 508-403" schreibe, oder einen commentaire zum Peloponnesischen Krieg verfasse. Ich habe mich für Ersteres entschieden. Besonders schwierig fand ich die Formulierung einer Fragestellung, da ich noch nicht gut einschätzen kann, was eine wirklich gute problématique à la française ist.
Naja früher oder später wird mir schon, wie all den armen Studenten/innen vor mir auch, ein Licht, vielleicht eine ganze Flutlichtanlage aufgehen.

Falls das bis zum nächsten Beitrag der Fall sein soll, seid ihr die Ersten, die es erfahren!!!

 

 

 

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Beginn eines 10-monatigen Abenteuers

Ich bin nun schon seit einigen Wochen in Frankreich und es wird Zeit meine ersten Eindrücke aufzuschreiben.

Kurz zu meiner Person. Mein Name ist Benjamin und studiere Französisch und Geschichte im 5.Semester. Die nächsten zehn Monate werde ich als Erasmus-Student an der Université de Bourgogne studieren. Angekommen bin ich am 5.September. Ich hatte das Glück im Vorfeld über das Internet eine Familie zu finden, bei der ich die nächsten zehn Monate leben werde. Sie wohnt sehr nahe am Stadtzentrum, was für mich sehr günstig ist, weil ich dadurch viele Geschäfte bequem zu Fuß erreichen kann. Die Familie ist sehr nett und hat mich sehr herzlich empfangen.

 

Université de Bourgogne

Nach dem ich am Wochenende schon ein kleines bisschen die Stadt entdecken konnte ging am Montag auch schon der Uni Alltag los. Am Beginn eines Semesters gibt es für das jeweilige Studienfach Einführungsveranstaltungen. In Frankreich ist es so, dass der Bachelor in Geschichte (aber auch in den anderen Fächern) in drei Teile gegliedert ist, in L1, L2, L3. Für jeden dieser Teile gibt es logischerweise 60 ECTS-Punkte und spezielle Veranstaltungen, die die Studierenden belegen müssen. Für jedes dieser einzelnen Module gibt es eine spezielle Veranstaltung, in der sich die Professoren vorstellen, die für das jeweilige Modul zuständig sind und in dem Anforderungen und Besonderheiten des jeweiligen besprochen werden. Als Erasmus-Student konnte ich problemlos Veranstaltungen aus allen drei Modulen wählen. Die französischen Studenten haben bei ihrer Auswahl glaube ich weniger Auswahlmöglichkeiten. Sie müssen die Module in der Reihenfolge absolvieren, also zuerst L1 dann L2 usw. In Mainz gibt es solche Einschränkungen nicht, wann man welche Veranstaltung besuchen muss.

Ein weiterer Unterschied sind die Vorlesungen. Sie unterscheiden sich von denen in Deutschland. In Frankreich ist es so, dass der Professor sein Skript vor sich liegen hat und eine Seite nach der anderen vorliest. Powerpoint-Folien zur Unterstützung des Vorträge gibt es nur ganz wenige, was bei einer 90 minütigen Vorlesung schon mal sehr anstrengend sein kann. Was für mich sehr befremdlich ist, scheint für die französischen Studenten normal zu sein. Sie versuchen nahezu jedes Wort des Professors mitzuschreiben. Eine Kommunikation zwischen Professor und Studenten gibt es so gut wie gar nicht. Fragen werden nur sehr selten gestellt während der Vorlesung.

Das Thema Pünktlichkeit wird in Frankreich ernster von den Studenten genommen als in Deutschland. Falls einige Studenten mal zu spät kommen kann es ihnen passieren sich schon mal einen Kommentar vom Professor anhören zu müssen. Das ein Student eine Vorlesung vor dem offiziellen Ende verlässt habe ich bis jetzt noch nicht erlebt.

 

Erasmus-Wochenende

 

Am Ende der ersten Woche gab die offizielle Begrüßung für alle Erasmusstudenten. Man traf sich bei einem kleinen Snack und bekam nützliche Informationen über die Universität. Danach wurden wir in Gruppen eingeteilt und jeweils zwei Studenten der Universität zugeteilt, die dann mit uns den Campus erkundeten. Dies war eine tolle Gelegenheit die ersten Kontakte mit anderen Studenten zu knüpfen. Abgerundet wurde der Tag in einer der Sehenswürdigkeiten von Dijon, dem Palais des Ducs. Dort wurden wir von der Bürgermeisterin von Dijon empfangen und ließen den Abend bei einem Glas Wein ausklingen.

Am nächsten Morgen stand eine Stadtbesichtigung auf dem Programm. Auch hier wurden wir in verschiedene Gruppen eingeteilt und erkundeten mit einem Stadtführer die Stadt. Dijon ist eine wirklich sehr, sehr schöne Stadt, die kulturell wirklich einiges zu bieten hat. Abends gab es eine Feier für Erasmus-Studenten, auf der man in lockerer Atmosphäre viele neue Kontakte knüpfen konnte.

 

Zeit für ein kleines Zwischenfazit.

Ich fühle mich in der Stadt sehr wohl. Die Menschen sind sehr nett und gastfreundlich. An der Universität fühle ich mich sehr gut aufgenommen. Bei den ersten Hürden wie z.B. Stundenplan zusammenstellen oder Studentenkarte beantragen standen französische Studenten mit Rat und Tat zur Seite. Ich freue mich auf die weitere Zeit!

 

Bei meinem nächsten Eintrag werde ich mich der Stadt Dijon widmen. Ich werde euch einige Sehenswürdigkeiten und wichtige Anlaufstellen präsentieren.

Das nächste Mal natürlich auch mit Bildern 🙂

Euch einen guten Semesterstart in Mainz.

 

Falls ihr irgendwelche Fragen habt könnt ihr mir gerne eine Mail schreiben (bpfannes@students.uni-mainz.de).

 

À bientôt!

 

Benjamin Pfannes

 

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Einmal Ruanda, Paris, Sparta und wieder zurück!

Salut tout le monde, es ist noch gar nicht allzu lange her, dass ich hier von meinen ersten Eindrücken und Erfahrungen berichtet habe und trotzdem gibt es wieder eine Menge zu berichten.

Fangen wir mit einem weniger erfreulichen, dafür aber umso wichtigeren Thema an: Es ist nun genau 20 Jahre her, dass sich der Völkermord in Ruanda an der Tutsi-Minderheit ereignet hat. Am 08.10. fand an der Unversité de Bourgogne anlässlich dieses Gedenkjubiläums ein Kolloquium statt, das unter der Frage lief, wie man den Genozid in den letzten Schuljahren und an der Universität an Schüler und Studenten vermitteln könnte.

Der Tag begann mit einer thematischen Einführung von Francois Robinet, einem Dozenten für Zeitgeschichte an der Universität Versailles St-Quentin-en-Yvelines. Hierbei beleuchtete er die Ursachen, Auslöser und Verlauf des Genozids, aber auch die (geo)politischen Folgen desselben.

Als die europäischen Kolonialherren die durch und durch hierarchie strukturierte Gesellschaft der Hutu und Tutsi vorfanden, wollte dies überhaupt nicht mit ihrem Bild vom "Wilden Schwarzen" übereinstimmen,was sie zu der Annahme trieb, dass die Tutsi-Minderheit, die etwas hellere Haut als die Hutus hatte, ursprünglich der "weißen Rasse" angehöre (sog. Hamitentheorie) und damit den Hutus vorzuziehen sei. Vor dieser künstlich erzeugten Unterscheidung, lag der Unterschied zwischen den Bevölkerungsgruppen lediglich in deren Sesshaftigkeit und dem Ackerbau (Hutu) bzw. ihrem Nomadentum und der Viehzucht (Tutsis).

Diese künstlich erzeugte und rassistische Unterscheidung bot den idealen Nährboden für das, was 1994 schließlich im Völkermord an den Tutsis und gemäßigten Hutus durch die Hutus mündete.

Die ruandisch-französischen Beziehungen sind auch heute noch sehr schlecht, da Ruanda Frankreich vorwirft, vor 20 Jahren durch französische Soldaten vor Ort aktiv zum Genozid beigetragen zu haben. Dieses Jahr hat die französische Justizministerin Christine Taubira aufgrund von erneuten ruandischen Anschuldigungen ihre Teilnahme an den Gedenkfeiern abgesagt. Ihr Vertreter vor Ort, der französische Botschafter wurde von den Feierlichkeiten ausgeschlossen.

Auch das war Thema des Kolloquiums, das nach dem Beitrag von Francois Robinet, mit weiteren Vorträgen von u.A. einem Dozenten der Université de la Réunion, einer Lehrerin aus Paris etc. die sich mit der filmerischen und literarischen Darstellung des Genozids beschäftigten, fortgesetzt wurde.

Der Völkermord in Ruanda wird mich während des Semesters noch weiter begleiten, da ich mich in einem Literaturkurs mit afrikanischer Literatur beschäftige. Hierfür lese ich drei Werke von afrikanischen Autoren, die sich mit dem Genozid in Ruanda, dem Algerienkrieg und mit afrikanisch-französischen Soldaten während des zweiten Weltkriegs auseinandersetzen.

Ein weiterer nennenswerter Höhepunkt während der letzten Woche war ein Tagesausflug in die Hauptstadt, Paris. (Ich weiß, dieser Übergang ist mir nicht gelungen 😉 ) Die Region Burgund bietet die Hin-und Rückfahrt von Dijon nach Paris für 20 Euro an- ein super studentenfreundliches Angebot, das ich sicherlich noch ein paar Mal wahrnehmen werde, um noch öfter in Montmartre zu frühstücken und dabei den fleißigen Künstlern zu zuschauen, die bereits mit den ersten Sonnenstrahlen ihre bunt tanzenden Striche auf die Leinwand bringen, oder um am Ufer der Seine entlang zu spazieren, in den Gassen Marais noch mehr zu entdecken, als den lieblichen marché des enfants rouges, wo man übrigens sehr lecker essen kann und von dem es nicht mehr weit ist zur Notre-Dame und dem quirligen Centre-Pompidou und und und!!

Besonders schön an meinem Ausflug war meine Ankunft in Dijon, bei der mich das warme Gefühl überkam, nach einem wunderbaren Tag wieder nach Hause zu kommen.

Zu Hause wartete aber auch eine Menge Arbeit auf mich: So musste ich letzten Dienstag mein allerallerallererstes Referat hier in Frankreich halten- in Alter Geschichte. ( An dieser Stelle ist ein wenig Mitgefühl nicht unangebracht). Grundlage dieser Präsentation war eine Quelle Aristoteles aus seiner staatsphilosophischen Schrift Politique, in der er die spartanischen Institutionen einer philosophischen  Kritik unterzieht. Mein commentaire sollte ca. 30 Minuten dauern. Danach musste ich mich der Fragen der Dozentin stellen, womit sie meine französischen Mitstudierenden regelmäßig in Angst und Bange versetzte.

Doch bevor ich mich dem Endgegner Bowser, ähh ich meine Madame Kossmann stellen konnte, musste ich erstmal eine passende Fragestellung entwickeln anhand derer ich den Text analysieren würde. In Frankreich wird strikt auf einen Dreischritt in der Gliederung bzw. der Problematik geachtet. Das heißt es ist darauf zu achten drei Oberpunkte mit je drei Unterpunkten auszuarbeiten. Da ich allerdings der Ansicht war, dass dies der Text Aristoteles' nicht hergeben würde, flüchtete ich in die Bibliothek um Tag und Nacht (außer am Sonntag, da macht die Bib nämlich, warum auch immer Siesta) verstaubte Wälzer zu den Ursprüngen der spartanischen Institutionen zu durchforsten.

Eine weitere Besonderheit dieser Referate ist, dass man einen Text verfasst und diesen dann dem Kurs vorliest und nebenher ein paar Power-Point slides abspielt. Im Klartext hieß das für mich: Ein komplettes Wochenende jegliche soziale Kontakte und Unternehmungen zu unterbinden und mich ganz den Spartanern zu widmen. Der Aufwand hatte sich gelohnt: Ein 3000 Wörter starker commentaire wartete nur noch darauf vorgelesen zu werden. Eine Stunde vor Beginn des Seminars stand mein Referat und war bereit sich dem kritischen Publikum zu stellen.

Prinzipiell habe ich keinerlei Probleme damit, Vorträge vor einer versammelten Menschenmasse zu halten, allerdings haben mich die gezückten Stifte und heißlaufenden Laptops leicht verunsichert, da ich befürchtete, dass mein Referat den französischen Mitstudierenden nicht genug Input liefern würde. Als die ersten Sätze aber gelesen waren, verflogen diese Zweifel und ich wurde von Zeile zu Zeile gelassener.

Auch die Fragen der Dozentin konnte ich allesamt beantworten ( ich hoffe, das sieht sie auch so) 😉 und hatte das Gefühl die Feuertaufe einigermaßen bestanden zu haben. Feedback habe ich keines bekommen, außer einen kleinen Hinweis, dass ich näher am Text hätte bleiben sollen. Möglichkeit dazu werde ich in den nächsten Vorträgen für mein Mittelalterseminar und meinem Kurs zu den Methoden der modernen Geschichte haben. Nach dem Referat ist vor dem Referat oder nach meinem Beitrag ist vor dem Beitrag.

In dem Sinne, bis bald

 

Filiz

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Bine ați venit în Sibiu, România!

Transsilvanien - das Land von Dracula und Pferdekarren! Ganz richtig, hierher mitten ins Herz Rumäniens hat es mich für mein ERASMUS Semester verschlagen. Und weil diese Land und die Region Siebenbürgen (mhh klingelt da was? Siebenbürger Sachsen schon mal von gehört?) so viel mehr zu bieten hat, als die beide oben genannten Dinge, die wohl die meisten von euch damit assoziieren, möchten ich euch mitnehmen in dieses wunderbare Land.

Piata Mare
Piata Mare, Sibiu

Aber für alle die noch nicht das Vergnügen meiner Bekanntschaft machen durften: Ich bin Svenja, studiere im 5. Semester Geschichte im B.A. und studiere dieses Semester an der Lucian-Blaga Universität Sibiu/Hermannsstadt. Man mag sich fragen, was mich zu diesem Abenteuer bewogen hat. Nun ja, gebt doch mal Sibiu bei Google Bilder ein und seht selbst 😉 Da vielleicht einige von euch immer noch nicht ganz überzeugt sind, das ihr nächster Urlaub nach Rumänien und besonders Sibiu gehen muss, hier nun meine Erfahrungen, Eindrücke, Erkenntnisse.

Ich hatte das unglaubliche Glück im Vorlauf meines Aufenthaltes in Sibiu neben einem zweiwöchigen Urlaub kreuz und quer in Rumänien, in Sibiu eine Sommerschule des DAADs zu besuchen. Sie wurde von der Germanistik Fakultät der Uni hier organisiert und es war ein wunderbarer Einstieg in das Leben hier! Neben einem rumänisch Sprachkurs konnten wir ausführlich lernen, welchen Einfluss die Siebenbürger Sachsen und vorallem die deutsche Sprache hier in der

Dächer von Sibiu
Dächer von Sibiu

Region auch noch heute haben. Man entdeckt dabei schnell, wenn man will lässt es sich (zumindest als Tourist) hier in Sibiu auch ganz wunderbar mit Deutsch leben 🙂 Es gibt eine deutsche Buchhandlung (sehr zu empfehlen!), einen deutschen Bürgermeister (dazu später mehr), ein deutsches Kulturzentrum, Gymnasium, Kindergarten und so weiter. Rundum es war eine sehr gelungene Mischung und ich kann euch allen nur raten: Macht eine goeast Sommerschule mal mit!

Frohen Mutes zog ich somit Ende September in mein Wohnheimszimmer. Jeder Erasmus Student hat hier einen Buddy, und das ist auch gut so, denn hier beginnt das rumänische Leben in Rumänien für mich 😉 Denn außerhalb der Tourismuszone ist man dann doch ganz froh, wenn man jemand findet der Englisch kann. Aber wie gesagt, dafür hat man ja einen Buddy, der einen abholt, beim einziehen hilft und immer telefonisch erreichbar ist. In meinem Fall war meine Buddyrine Adelina letztes Jahr in Deutschland und spricht ziemlich gut deutsch.

Sachsentreffen 2014
Sachsentreffen 2014

Als dann endlich die Uni anfing, kam dann doch erstmal ein kleiner Schock. Nicht nur das mein Erasmus Koordinator seit Juni nicht mehr hier arbeitet und sich somit keiner aus der Geschichte Fakultät wirklich für mich verantwortlich fühlt. Nein, diese Uni besitzt zwar einen englischsprachigen Ingineurs Bachelor, aber davon abgesehen genau 4-5 englischsprachige Kurse. Und die sind in BWL. Das heißt, man muss zu jedem Professor einzeln gehen und fragen was man denn als Prüfungsleistung machen kann. Dabei braucht es ein bisschen Geduld, denn obwohl sich die meisten freuen das ich hier bin, sind sie auch ein wenig genervt, weil ich anscheinend zusätzliche Arbeit für sie bedeute. Auch funktioniert die Uni hier ganz anders. Wo wir uns darüber beklagen, unserer Bachelor sei zu verschult, kann ich nur sagen, nein wir sind noch gut dran 😉 Hier gibt es in der Uni einen Stundenplan und ein Klassensystem. Anwesenheitspflicht mehr als 50%, denn hier müssen viele Studenten nebenbei arbeiten, es gibt nur 15 staatlich geförderte Studienplätze, der Rest muss die Semestergebühren von circa 400€ selbst aufbringen. Und das ist für rumänische Verhältnisse schon ziemlich viel. (Vergleiche ein Lehrergehalt eines Monats: 200, max. 300€) Insgesamt gibt es hier in Geschichte pro Jahr um die 30 neuen Studenten. Warum? Wie oft werdet ihr gefragt,"Kind was machst du denn mit Geschichte? Da kriegst du doch nie einen Job!"? Seit ich hier bin muss ich sagen, fühle ich mich sehr privilegiert. Denn wir werden irgendwo, irgendwie alle früher oder später eine Beschäftigung finden. Wer in Rumänien Geschichte studiert muss viel Leidenschaft haben. Denn das letzten in das in Rumänien investiert wird ist Bildung und Kultur. Also Leute, jammert nicht herum, es geht noch sehr viel schlimmer.

Rasinari
Rasinari

Dafür sind die Menschen hier die wahren Schätze des Landes. Nicht nur die meisten Kommilitonen sind sehr liebenswürdig und neugierig, auch die Menschen in den Geschäften, auf der Straße sind sehr sehr hilfbereit. Und wenn man das Zauberwort "aus Deutschland" sagt, kann man sich der Verehrung fast sicher sein. Denn hier ist Deutsch und Deutschland ein Synoym für eine bessere Welt und eine besseres Leben. Niemals zuvor habe ich mich auf Grund meines Geburtslandes dermaßen privilegiert gefühlt. Warum das so ist? Das gibt's in der nächsten Mau... entschuldigt im nächsten Blog natürlich! 🙂

Pe curând!

P.S. Natürlich gilt, wer Fragen hat oder spontan einen Besuch plant, der darf mich gerne kontaktieren! (ssuhre@students.uni-mainz.de)

 

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Siena – eine der schönsten Städte Italiens

Es ist schon recht aufregend, so ein Aufbruch in ein fremdes oder zumindest anderes Land. Ich war bereits in Italien zum Urlauben, aber es ist etwas anderes dort tatsächlich für ein halbes Jahr Leben zu wollen. Eine Reise mit dem Zug kann ich empfehlen. Zwar ist diese Reise lang (17 Stunden inklusive Umsteigezeit und den Bus von Florenz nach Siena) aber man kann ganz die Eindrücke auf sich wirken lassen. Besonders angenehm waren die vielen Begegnungen bereits auf der Fahrt.

Endlich angekommen hatte ich nur einen Platz im Siena Hostel (sehr empfehlenswert!! Das Personal ist sehr zuvorkommend und hilft bei allen Problemen weiter; dafür greift es auch schon mal zum Telefon, um Informationen einzuholen).

De facto hatte ich: einen Platz in einem 8-10 Personenschlafsaal, folglich nichts für länger. Somit fing am nächsten Tag die Suche an. Es ist recht zäh und erfordert Schnelligkeit (bei der Suche im Netz) und Ausdauer (beim Suchen von Aushängen). Nach drei Tagen hatte ich endlich eine Wohung gefunden, die mir zu sagte. Man muss bedenken: In Italien ist es eher üblich, sich ein Zimmer zu teilen, ein sogenanntes "Doppia" mit zwei Betten. Dies sagte mir jedoch nicht zu, denn ein Rückzugsort ist schon etwas Gutes.
Jetzt wohne ich recht bequem 20 Minuten fußläufig von der Universität und vom zentralen Platz, Il Campo, entfernt.

Es gibt die Möglichkeit, sich bereits im Vorfeld des Auslandsstudiums um einen Platz im Studentenwohnheim zu suchen. Davon wurde mir abgeraten, wenn ich verstärkt den Kontakt zu Italienern suche. Deshalb schloss ich dies aus. Ich halte es für ratsam, vor dem Beginn des Auslandssemesters die Internetseiten nach möglichen Wohnungen zu durchforsten und potenzielle Vermieter bereits aus Deutschland heraus anzuschreiben.

Das hat den Vorteil: Man kommt an, schaut sich die Wohnungen an und muss nur noch auswählen, in welcher man bleiben möchte. Bei mir war das schwieriger und damit um einiges unsicherer, wodurch ich die ersten Tage nur bedingt genießen konnte.

Prinzipiell: Eine Woche vor Beginn des offiziellen ERASMUS-Welcoming Programms, in sofern man daran teilnehmen möchte, in Siena anzu kommen, kann ich befür woreten, denn man kann für sich die Stadt erkunden und durch besuche in Mensa, Bibliothek und anderer Orte seine ersten einheimischen und ausländischen Kontakte knüpfen.

Die Öffnungszeiten des ERASMUS-Büros und die des IESN (International Exchange ERASMUS student network) sind im Internet zu finden und bilden eine wichtige Anlaufstelle zur Orientierung für die kommende Zeit.

Ich freue mich auf die Aktivitäten der kommenden Woche. Darunter sind: Immatrikulation, Abende der Begegnung, kulturelle Angebote wie Stadtrundgang/-führung und eine Tour durch das berühmte Chinati am Samstag der kommenden Woche.

Zum Abschluss dieses Beitrags noch ein paar kleine Impressionen, die keinerlei weiterer Erklärung bedürfen:

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Herzliche Grüße
Mario Schäfer

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