Die Ja-Sagerin- Im Spannungsfeld zwischen Expeditionseifer und schlechtem Gewissen

Hallöchen, dieser Beitrag befasst sich fast ausschließlich mit dem „Ja“ Sagen. Das musste ich in der letzten Zeit nämlich öfter.
Beginnen wir mit dem Ja zu Beaune, und meiner damit verbunden Absage an ein weiteres Wochenende über den Büchern. Der Ausflug in diese kleine, aber feine Stadt in der näheren Umgebung von Dijon, wurde seitens der Uni organisiert. Auf dem Programm standen: Eine Führung durch das Hôtel-Dieu, eine freie Besichtigung der Stadt, eine Weinprobe und zu guter Letzt eine Führung durch die Moutarderie Edmond Fallot mit anschließender Senfverköstigung.
Das Hôtel-Dieu wurde 1443 von Philippe Le Bon gegründet und war ein Krankenhaus für die Allerärmsten der Zeit, die hier kostenlos gesund gepflegt oder aber auch im Sterben begleitet wurden. Wir hatten 2 Stunden Zeit um uns die weitreichenden Räumlichkeiten in der Begleitung eines Audio-Guides anzuschauen. Das Wetter war wunderbar, sodass sich am Ende der Besichtigung fast jeder im Innenhof einem ausgiebigen Sonnenbad hingab.
Ein weiterer Höhepunkt des Tages war natürlich die Weinprobe. Unglaublicherweise konnten wir 12/13 Weine probieren- die meisten davon waren Rotweine, allesamt „Pinot Noirs“. Nach der Probe torkelten, ähh ich meine gingen wir in die nahegelegene Moutarderie Edmund Fallot. Dieser Hersteller ist einer unter wenigen, dessen Senf wirklich noch in Dijon und Umgebung hergestellt wird.
Der Name „Dijon-Senf“ ist nicht geschützt und beschreibt eigentlich nur das Rezept. Die meisten Dijon-Senfe kommen heutzutage aus Kanada, da es günstiger ist, die Senfpflanzen dort anzubauen. (Hallo Globalisierung!). Wenn ihr aber Moutarde de Bourgogne kauft, könnt ihr sicher sein, dass dieser aus der Region stammt, da dies eine geschützte Herkunftsbezeichnung ist. Der Höhepunkt dieser Führung war natürlich die Senfverkostung. Es gab da echt ein paar abgefahrene Sorten, wie der Senf mit pain d’épice (der Geschmack ähnelt unserem Lebkuchen).

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Ende Oktober hatten wir eine Woche frei. Auch hier habe ich mehrmals Ja zu Abenteuer, Aufregung und aktiver Abendgestaltung gesagt, was aber auch eine entschiedene Absage an den Berg an Aufgaben mitsichbringt.
Zunächst stattete mein Vater mir einen Überraschungsbesuch ab und ich musste das erste Mal meine Fremdenführer-Fähigkeiten unter Beweis stellen. Ohne jetzt genaue Quellenangaben machen zu können, kann ich sagen, dass ich diese Feuertaufe bestanden habe.
Außerdem bin ich für 3 Tage nach Montpellier gefahren um dort einen Freund zu besuchen, der dort momentan ein Auslandssemester macht. Ich bin begeistert von der Lebendigkeit und der Dynamik, die diese Stadt ausgestrahlt hat und kann einen Städtetrip dorthin wärmstens empfehlen. Am ersten Abend haben wir eine Filmvorführung im Rahmen eines Filmfestivals besucht. Gezeigt wurde der türkische Film balık (Fisch) von Dervis Zaim. In dem Film (dessen Hauptdarstellerin übrigens auch Filiz hieß) geht es um die, vorallem in Schwellenländern, ausufernde Umweltverschmutzung.

Mein persönliches Highlight war der Tag am Strand. Dass ich Ende Oktober nochmal im Mittelmeer schwimmen würde, hatte ich vor ein paar Wochen noch nicht gedacht. Umso schöner war es dann die Seeluft einatmen zu können und mich auf Muschelsuche zu machen.

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Weltuntergangsstimmung in Montpellier.
Weltuntergangsstimmung in Montpellier.
Montpellier zu später Stunde
Montpellier zu später Stunde

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Spaß im TGV 😉
Aber wie wir ja alle wissen, kann der schwerelose Glückszustand nicht ewig andauern. So kam es, dass ich mich relativ bald fleißig am Schreibtisch wiederfand und versuchte gegen die gutgemeinte Aufgabenflut anzukommen. Aber vorallem war es ein Kampf gegen das schlechte Gewissen, das mich hier sehr oft plagt, wenn ich das Gefühl habe, nicht genug gelesen/geschrieben zu haben. Hinzukommt, dass ich hier regelmäßig unter Beweis stellen muss, dass ich was getan habe.
Letzte Woche habe ich z.B. in Alter Geschichte sowohl einen Multiple Choice Test als auch eine dreistündige Klausur geschrieben, die jeweils einen Teil der Seminarsnote ausmachen.
In der Klausur konnte ich mir aussuchen ob ich eine dissertation zum Thema "Athen und seine Alliierten von 508-403" schreibe, oder einen commentaire zum Peloponnesischen Krieg verfasse. Ich habe mich für Ersteres entschieden. Besonders schwierig fand ich die Formulierung einer Fragestellung, da ich noch nicht gut einschätzen kann, was eine wirklich gute problématique à la française ist.
Naja früher oder später wird mir schon, wie all den armen Studenten/innen vor mir auch, ein Licht, vielleicht eine ganze Flutlichtanlage aufgehen.

Falls das bis zum nächsten Beitrag der Fall sein soll, seid ihr die Ersten, die es erfahren!!!

 

 

 

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