Theory of Mind – Wie wir das Verhalten und die Intention anderer Menschen verstehen lernen

In einer neuen Publikation hat sich Bozana Meinhardt-Injac mit der Frage befasst, wie sich die Fähigkeit von Jugendlichen und jungen Erwachsenen entwickelt, sich in die Emotionen und Gedanken anderer Menschen hineinzuversetzen (sog. ‚Theory of Mind‘). Um das Verhalten und die Intention anderer Menschen zu verstehen, verwenden wir unterschiedliche Informationsquellen: direkt beobachtbare (z.B. im Gesichtsausdruck; sog. ,sozial-perzeptuelle Komponente´) und solche, die auf Vorwissen beruhen (sog. ‚sozial-kognitive Komponente‘). Letztere basiert etwa auf kulturspezifischen Normen oder typischen Verhaltensmustern einer Person in einer bestimmten Situation. Die Veränderung des Einflusses dieser beiden Komponenten wurden an einer Stichprobe von 267 Personen im Alter zwischen 11 und 25 Jahren untersucht, auch in Abhängigkeit von der Entwicklung anderer kognitiver Bereiche. Die Ergebnisse zeigen, dass die Theory of Mind mit zunehmendem Alter immer präziser wird, wobei die sozial-kognitive Komponente früher Erwachsenenniveau erreicht und stärker durch allgemeine kognitive Fähigkeiten beeinflusst wird als die sozial-perzeptuelle Komponente. Einfach ausgedrückt: das Herauslesen von Absichten und Gefühlen aus nonverbalen Signalen wie dem Gesichtsausdruck oder der Körperhaltung ist für Jugendliche noch eine größere Herausforderung als die Einschätzung anhand einer bestimmten Situation oder eines Verhaltensmusters. Im Umgang mit Adoleszenten ist daher eine klare verbale Kommunikation wichtig, um Konflikte und Missverständnisse zu verhindern.

Die Publikation können Sie hier einsehen:
Meinhardt-Injac, Daum & Meinhardt, 2020

Veröffentlicht am | Veröffentlicht in Allgemein