Entspanntes Studium? Fehlanzeige!

Eine aktuelle Umfrage unter Studierende der Johannes Gutenberg-Universität verdeutlicht: Studierende fühlen sich insbesondere zu Studienbeginn häufig erschöpft. Ein Forschungsteam der psychotherapeutischen Beratungsstelle und des psychologischen Instituts der JGU geht möglichen Ursachen für die hohe Belastung auf den Grund.

Was war die Ausgangsfrage? Lange galten Studierende als weniger anfällig für psychische Probleme und Belastung. Neuere Studien zeigen jedoch, dass etwa jeder fünfte Studierende in Laufe des Studiums an einer eine psychische Erkrankung leidet. Die Ursachen für die Belastung Studierender sind vielfältig und können sowohl durch individuelle Faktoren (z.B., Umgang mit Stress, individuelle Widerstandsfähigkeit) als auch durch studienbedingte Faktoren (z.B., mangelhafte soziale Unterstützung durch Lehrende, fehlende Zeit- und Handlungsspielräume) begünstigt werden. Ziel der Studie war es, die aktuelle psychische Gesundheit der Studierenden an der Johannes Gutenberg-Universität zu erfassen. Darüber hinaus sollten Faktoren, die mit Erschöpfung und Wohlbefinden im Studium zusammenhängen, identifiziert werden und potentielle Unterschiede zwischen verschiedenen Studierendengruppen (z.B. Bachelor vs. Master) untersucht werden.

Was wurde untersucht? Mithilfe einer Online-Umfrage schätzten insgesamt 2436 Studierende ihr aktuelles Wohlbefinden, Burnout Tendenz, Resilienz (psychische Widerstandsfähigkeit) und wahrgenommene Studienbedingungen ein.

Was kam raus? Die Ergebnisse verdeutlichen die hohe psychische Belastung der Befragten: 24% der Studierenden geben eine starke Erschöpfung an, 55% haben ein auffällig niedriges Wohlbefinden und 58% berichten von einer geringen Stressresilienz. Es zeigen sich Zusammenhänge zwischen wahrgenommenen Anforderungen, Entscheidungsspielräumen und Stressresilienz mit Erschöpfung sowie Wohlbefinden. Studierende, die hohe Anforderungen und geringe Unterstützung durch Kommilitonen erleben sowie eine geringe Stressresilienz und eine fehlende Zukunftsperspektive berichten, erleben eine höhere psychische Belastung im Studium, besonders am Anfang des Bachelorstudiengangs.

Was können Sie mitnehmen? Es besteht dringender Handlungsbedarf! Insbesondere zu Studienbeginn benötigen Studierende Unterstützung um einen den Übergang von Schule zu Universität erfolgreich zu meistern. Sozialer Rückhalt, z.B., durch Kommilitonen, ist ebenso wichtig wie die Stärkung der individuellen Widerstandsfähigkeit im Umgang mit Stress (Resilienz). Derzeit wird bereits an der Entwicklung eines Online-Programms zur Förderung und Stabilisierung der psychischen Gesundheit von Studierenden gearbeitet („me@JGU“).

Hier der Link zur Originalstudie:

Lutz-Kopp, C., Meinhardt-Injac, B., & Luka-Krausgrill, U. Psychische Belastung Studierender. Prävention und Gesundheitsförderung, 1-8.

http://link-springer-com-s.vpn.whu.edu.cn:9440/content/pdf/10.1007%2Fs11553-018-0691-9.pdf