- das war die Überschrift zur Lehrveranstaltung Forschungswerkstatt unter Leitung von Prof. Dr. Margarete Imhof. Die Studierenden, die die Veranstaltung besuchen, sollen lernen, was es in ihrer Profession, also im Lehrerberuf, zu forschen gibt und wie man sich dem mit den Methoden der empirischen, psychologischen Forschung nähert. Das ist eine Komponente des Lehramtsstudiums, die den meisten Lehrerinnen und Lehrern im aktiven Schuldienst nicht so vertraut sein dürfte, weil das bildungswissenschaftliche Forschen nicht stringent im Programm der Lehrerbildungsstudiengänge verankert war.
Da die Forschungswerkstatt nun fester Bestandteil des Studiums im Master of Education ist, muss man sich fragen, WAS und WO die Studierenden forschen können, um Möglichkeiten und Grenzen von psychologischer, empirischer Forschung gründlich kennen zu lernen. In der Abteilung Psychologie in den Bildungswissenschaften haben wir nun schon zum zweiten Mal erfolgreich eine Kooperation mit einem Mainzer Gymnasium durchführen können. Die Schule hatte einen echten, authentischen Forschungsauftrag formuliert: Sie wollten wissen, wie gut ihre Schülerinnen und Schüler in Hinblick auf das Selbstregulierte Lernen vorbereitet sind und ob oder was die Initiative der Schule, nämlich einen besonderen Rahmen zu schaffen, in dem die Schülerinnen und Schüler die erforderlichen Kompetenzen erlernen und einüben können, dazu beiträgt, dass die Schülerinnen und Schüler erfolgreich auf den Weg kommen und bleiben.
Die Studierenden haben die Forschungsfrage präzisiert und konkretisiert und über zwei Semester bearbeitet. Im Wintersemester haben sie Literatur zu den Themen gesucht, gelesen und ausgewertet. Sie haben eine Reihe von Forschungsprojekten geplant, Schülerinnen und Schüler mit Hilfe von Fragebögen befragt, ihnen Arbeitsaufträge gegeben und diese ausgewertet, Spiele erfunden und Gespräche geführt. In der vorlesungsfreien Zeit haben die Studierenden die Untersuchungen in der Schule mit Unterstützung der Lehrkräfte durchgeführt. Im darauffolgenden Sommersemester haben sie die Daten ausgewertet. Das Highlight war am Ende, dass alle Gruppen ihre Ergebnisse der Schulleitung und interessierten Lehrerinnen und Lehrern vorgetragen haben. Im heißen Sommer 2018 waren alle konzentriert dabei.
In der Zusammenschau der Ergebnisse hat die Gruppe der Studierenden der Schule und ihren Lehrerinnen und Lehrern einige Denkanstöße und weitere Fragen auf den Weg mitgegeben. Auch wenn die Erhebung und Auswertung der Daten anonymisiert erfolgte (oder gerade deshalb?), und kein Rückschluss auf einzelne Schülerinnen und Schüler möglich war, kann man aus den Befunden Schlüsse dafür ziehen, wie die Lehrerinnen und Lehrer die Förderung des aktiven und selbstständigen Lernens an ihrem Gymnasium weiter entwickeln können.
So haben alle gewonnen:
Die Studierenden haben gelernt, wie psychologische Forschung aussehen kann, welche Fragen sie beantworten kann, welche nicht, wie man ihre Methoden nutzen könnte, um Praxis zu evaluieren und ggf. zu optimieren. Diese Erkenntnisse konnten sie dann in der anstehenden Prüfung unter Beweis stellen.
Die Schule hat sich einem Reflexionsprozess gestellt, gezielt einen Blick von außen eingefordert und kann nun auf breiterer Basis weiter daran arbeiten, ihre Ziele mit den Schülerinnen und Schülern zu erreichen. Die nächste Runde wurde schon angesprochen.
Der Dozentin macht die Arbeit Spaß, weil es eine echte Herausforderung ist, Lehre, Berufspraxis und Fachwissenschaft (warum sagen so viele dazu immer nur „Theorie“?) zu verknüpfen. So werden mal nicht nur Texte für das Prüfungsarchiv produziert. Danke an alle für das Engagement!