Promotionskolleg Lehramt: Teresa Connolly

In meiner Dissertation beschäftige ich mich mit der Frage, wie vertiefte Lernprozesse im bilingualen Chemieunterricht initiiert und gefördert werden können. Dazu habe ich Unterrichtsmaterial mit einem Fachsprachenfokus entwickelt, welches Schülerinnen und Schülern das Verfassen kausaler Erklärungen explizit lehren und sie zum Üben dieser Sprachhandlung anleiten soll. Kausale Erklärungen bestehen aus immer wiederkehrenden Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen und können anhand ihrer festen Struktur im Sinne von „Wenn …dann…weil…“ gut anhand von Schreibmustern und Lückentexten eingeführt werden.

Forscher gehen davon aus, dass sich durch eine verbesserte Fachsprache auch das Verständnis von Fachinhalten erhöht. Grund dafür ist, dass durch Erklärungen nicht nur Wissen kommuniziert, sondern auch erschlossen werden kann, indem beispielsweise Beobachtungen mit relevanten Prinzipien und Konzepten in Verbindung gebracht werden. Dadurch gelingt die Verallgemeinerung von Erkenntnissen und der Transfer auf neue Situationen. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn Versuchsergebnisse eines Metalls zur Deutung anderer Metalle verwendet werden, die sich ähnlich verhalten.

Trotz der großen Bedeutung von Erklärungen im Verstehensprozess wird diese Sprachhandlung im Unterricht jedoch nur selten explizit gelehrt und von den Lernenden aktiv zur Demonstration ihres Wissens angewendet. Die Forscher der Graz Group fordern deshalb eine explizite Verknüpfung von Fachinhalten und sachfachtypischen Sprachhandlungen (also wie ein Chemiker spricht, denkt und handelt), welche sie anhand ihres als Pluriliteracies Teaching for Learning bezeichneten Lehr-Lern-Modells verdeutlichen. Zentral an diesem Ansatz ist eine anfängliche Aktivierungsphase wie z.B. das Experimentieren, an die sich die drei weiteren Phasen des Organisierens, Erklärens und Argumentierens/Anwendens anschließen. All diese Phasen zeichnen sich durch eine enge Verknüpfung von Fachinhalten und Fachsprache aus.

Inwiefern diese Didaktik letztendlich zur Förderung vertiefter Lernprozesse beiträgt, überprüfe ich aktuell anhand von drei Studien in der Unter-, Mittel- und Oberstufe verschiedener Gymnasien. Dazu bekommt die Versuchsgruppe das oben beschriebene Material und die Vergleichsgruppe inhaltlich identisches Material, welches keinen besonderen Sprachfokus aufweist. Beide Gruppen werden über mehrere Unterrichtsstunden mit dem jeweiligen Material beschult und die Effektivität des zusätzlichen Fachsprachentrainings anhand des fachlichen und sprachlichen Lernzuwachses zwischen Prä- und Posttest überprüft.

 

Arbeitstitel: „Die Förderung vertieften Lernens durch fachspezifische Literalität: Eine vergleichende Studie zum expliziten Scaffolding kognitiver Diskursfunktionen im bilingualen Chemieunterricht am Beispiel des Erklärens“

 

 

Teresa Connolly

seit August 2015 Promovendin an der JGU Mainz

von 2009 bis 2015 Studentin an der JGU Mainz, Master of Education für Englisch und Chemie