Essen

Vienna calling – Wien in fünf Punkten erklärt: Punkt 2

Punkt 2: Das Wiener Schnitzel und die Sachertorte – oder: Das Einmaleins der Wiener Kulinarität

Die Betonung der garantiert österreichischen Herkunft einiger Produkte scheint den Österreichern manchmal wohl doch recht wichtig zu sein

Wien hat viele Köstlichkeiten zu bieten, leckeren Wein beim Heurigen, oder auch nur eine Käsekrainer beim Würstelstand, doch eines sollte man auf jeden Fall in Wien besuchen: In einer Seitengasse, völlig unscheinbar, existiert es – das Paradies namens „Schnitzelwirt“. Ein Restaurant, dass zu günstigen Preisen unterschiedliche Variationen des Schnitzeltiers serviert, eine kurze Auswahl: Naturschnitzel, Pariser Schnitzel, Knoblauchschnitzel, Schnitzel „Don Carlos“, Mailänderschnitzel, Prager Schnitzel, Schnitzel „Allerlei“, Parmaschnitzel und natürlich das Wiener Schnitzel (das Original aus Kalbfleisch versteht sich).

Eines der gemütlichsten Kaffehäuser "Kaffee Alt Wien" in der Nähe vom Stephansdom

Nachdem man sich von den üppigen Portionen erholt hat, sprich nach einigen Tagen, kann man den Besuch in einem Kaffeehaus wagen, aber Obacht! Die Auswahl an Kaffeehäusern ist bekanntlich groß und reicht von kommerziellen Ketten (Aida) über Schickimicki (Café Diglas) zu eher etwas kneipenartigen Beisl (Kaffee Alt Wien). Wenn die Auswahl getroffen wurde, stellt sich als nächstes die Frage, was man denn Feines kosten möchte. Den Klassiker Sachertorte? (Natürlich!) Einen Apfelstrudel mit Schlagobers? (im Kaffee Alt Wien, neben dem zarten Gulasch, ein Muss!) Eine Mozartschnitte? (was für Marzipanliebhaber) Marillentorte? Punschkrapferl? (hat´s in sich, Holla) Eine Cardinalschnitte? Oder doch nur einen Krapfen oder eine von diesen Schaumrollen? Und was trinkt man nur dazu? Einen kleinen oder großen Braunen? Einen Einspänner? Einen Fiaker zur kalten Jahreszeit? Einen Franziskaner? Einen Kapuziner? Einen Piccolo? Einen kleinen oder großen Schwarzen? Einen Verlängerten oder doch eine Melange? Oder bleibt man heute lieber nur bei einem Glas Soda? Auf jeden Fall sollte man nicht auf die Idee kommen, sich einfach nur einen „Kaffee“ zu bestellen, oh nein, eine ganz schlechte Idee.

Auf jeden Fall mit Schlagobers!

Jelena Menderetska

Veröffentlicht am | Veröffentlicht in Wien | Verschlagwortet

Eine Deutsche in Valencia – oder ein Gefühl von "Heimat" in Spanien

Buenas días a todos,

Es wäre entschieden gelogen, wenn ich schreiben würde, dass ich nach dem kalten, regnerischen, hektischen Deutschland Heimweh hätte, doch muss ich nach knapp drei Monaten zugeben, dass mir ein paar Kleinigkeiten durchaus fehlen.

Angefangen mit Freunden und Familie, ist es unter anderem das Essen, dass ich langsam beginne zu vermissen. Natürlich sind Tapas und Paella nicht zu verachten und ausgesprochen lecker, doch ab und zu ein gutes Schwarzbrot, Kartoffelsalat oder Frikadellen wären auch nicht schlecht. Hatte ich in Deutschland Hunger auf Spätzle mit Bohnen und brauner Soße, bin ich kurz beim Rewe vorbeigegangen und habe es mir eben gekauft. So musste ich nur ein wenig Wasser erhitzen, Tüte aufreißen und zwei- bis dreimal das Soßenpulver umrühren. Guten Appetit!

So leicht ist es hier in Valencia leider nicht! Zwar habe ich unter großem Jubel einen Aldi Nord und einen Lidl entdeckt, doch ist das Sortiment (leider) an den spanischen Gaumen angepasst und bietet nur wenige deutsche Köstlichkeiten. Dementsprechend komme ich mit nunmehr 21 Jahren nicht umhin, selber richtig kochen zu lernen. Dies gelingt mal mehr oder weniger, aber immer mit tatkräftiger Unterstützung anderer Studenten, die von den gleichen Problemchen geplagt werden.

Solche kleinen Unannehmlichkeiten, an die man vorher nicht denkt, begegnen einem nur zu oft während eines Auslandsaufenthalt. Sollte man sich also dazu entscheiden, das Abenteuer eines Studiums „fern ab von zu Hause“ in Spanien anzutreten, muss man sich mit den Gedanken auseinandersetzen, dass man so einiges zurücklässt oder auch zurücklassen muss. In die letzte Kategorie fällt z.B. auch die deutsche Pünktlichkeit, mit der man in Spanien nicht weit kommt, oder mit der man sogar den Zorn der spanischen Mitbürger auf sich ziehen kann. An dieser Stelle sei also angemerkt, dass auch eine 15-minütige Verspätung häufig immer noch für viele Spanier zu früh ist. Auch die Angewohnheit um 18.30 Uhr zu Abend zu essen, sollte man in Deutschland zurücklassen. Sonst könnte es passieren, dass es schnell einsam am Esstisch wird.

Zwar scheint das Aufgezählte auf den ersten Blick unvereinbar mit dem deutschen Charakter, doch ist dies ein Irrtum. Mit ein wenig spanischer Gelassenheit schafft man es sehr schnell, sich in Valencia einzuleben. Auch gerade die viel gerühmte Gastfreundlichkeit der Spanier trägt ihr Übriges dazu bei, dass Heimweh so gut wie nie aufkommt. Und so kann ich jetzt schon nach nicht einmal der Hälfte meines Auslandsaufenthaltes sagen, dass ich mir kein besseres Land hätte aussuchen können!

En este sentido me despide,

Hasta Lugeo

Judith Perisic