Neuigkeiten aus Valencia

Nach knappen fünf Monaten hier in meiner Wahlheimat auf Zeit, Valencia, neigt sich die Zeit meines Auslandsaufenthaltes leider bald schon dem Ende zu. Seit meinem letztem Blogeintrag im Oktober hat sich hier doch einiges noch getan.

Da im Oktober hier ein paar Tage frei waren, habe ich mich spontan dazu entschlossen ein paar Tage nach Madrid zu fahren und die Landeshauptstadt Spaniens doch mal zu erkunden. Von hier trennen mich genau 350 Kilometer von der Stadt und ein wenig mehr als eine Stunde Zugfahrt, wenn man sich denn traut, im Renfe-Schnellzug durch die Gegend zu fahren.

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Stadion von Real Madrid (19 Euro Eintritt)

In Madrid angekommen hat mich erstmal ein kleiner Kälteschock getroffen, da es bestimmt gute 8 Grad kälter war als in Valencia. Nachdem ich meine Unterkunft, eine kleine Pension im Zentrum, gefunden hatte ging es auch schon los mit der Erkundigungstour und ganz schnell wurde mir bewusst, Madrid ist nicht Valencia. Die Stadt ist einfach riesig, unübersichtlich und vor allem voll mit Touristen. Bemerken die Madrilenen dass sie nicht mit einem Einheimischen konfrontiert werden, wechseln sie sofort auf Englisch und bleiben auch hartnäckig dabei, obwohl genau das die Situation doch deutlich für alle erschwert, da die Spanier bekanntlicherweise nicht so gut darin sind, andere Sprachen zu erlernen. In meinen vier Tagen dort habe ich glaube ich das übliche Touristenprogramm abgeklappert, den Palast, den Plaza Mayor, das Stadion, den Park, Museen und und und....

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Círculo de las Bellas Artes

Wieder zurück hier in Valencia, kam mir die Stadt erstmal richtig klein und übersichtlich vor. Leider hat die Universität hier vorgesehen, im November Zwischenprüfungen zu schreiben, so dass es für mich bis fast Ende des Monats hieß lernen, lernen und lernen, da die Noten in die Endnote später zu 30% eingehen. Zudem hatte die historische Fakultät hier noch eine Woche namens "la semana de las actividades complementarias", in der verschiedene Professoren kamen und Gastvorträge hielten. Natürlich wurden 200 Studenten in einen kleinen Raum gequetscht, es wurde eine PowerPoint auf Valenciano vorgetragen so dass wir als ausländische Studenten kaum etwas verstanden. Es ging wahrhaftig zwei Stunden lang um das Thema der Grenzen in Spanien und wieso die Grenze zu Portugal gerade ein Stein auf einer Brücke ist. Hier mussten wir einen Essay schreiben und ihn in der nächsten Stunde abgeben, zählt zu 10% in der Endnote. Leider wird mein Eindruck über das spanische Bildungssystem von Monat zu Monat schlechter. In meiner zweiten Actividad complementaria in Historia Antigua Universal (entspricht in Mainz der alten Geschichte) mussten wir uns das Lachen dann endgültig verkneifen. Der Vortrag ging über das alte Ägypten und die Ausgrabungen, gehalten von einem deutschen Professor auf Englisch. Der gute Mann sprach auf Englisch (und seine Präsentation war dementsprechend auch auf Englisch) aber so dass es problemlos verstanden werden konnte. Leider stellte dass die Spanier doch vor immense Probleme, so dass seine Frau, die Spanierin ist, nach jedem Satz das von ihm Gesagte auf Spanisch übersetzte. So dauert eine eigentlich 2 stündige Veranstaltung dann halt mal vier Stunden. Das für mich Schlimmste an der Geschichte ist, dass ich als Austauschstudentin wohl noch am meisten verstanden habe.

 

IMG-20151211-WA0017An zwei Wochenenden besichtigte ich hier noch Sehenswürdigkeiten, die auch dazu beitragen, dass Valencia definitiv einen Besuch wert ist, und zwar den Bioparc und das Océanographic. Hierbei handelt es sich einmal um einen Zoo mit Thema Afrika, in dem die Tiere wirklich viel Platz haben und fast nirgends Glasscheiben zwischen Mensch und Tier sind und dann noch das größte Aquarium Europas. Für beide zahlt man jeweils um die 20 Euro Eintritt, was sich aber wirklich lohnt!

 

Da ich auf Lehramt studiere, belege ich hier auf Veranstaltungen, die ich mir für mein Spanischstudium anerkennen lassen kann. Meine Veranstaltung "Sprach- und Literaturdidaktik" findet hier bei den zukünftigen Grundschullehrern statt. Auch wenn ich es anfangs nie gedacht hätte, entwickelte sich dieser Kurs zu meiner Lieblingsveranstaltung, da die Spanier dort uns Erasmus-Studenten gegenüber sehr offen waren und uns auch bei allen Fragen tatkräftig unterstützten. So kam es dazu, dass wir ( wir sind drei Mädels aus Mainz, und ein Dreiergespann aus Italien) ein Referat über das deutsche (italienische) Grundschulsystem halten mussten, Dauer: 45 Minuten. Dieses Referat hat mir ein paar schlaflose Nächte bereitet, da es nicht unbedingt zu meinen Lieblingsbeschäftigungen dazu gehört, mich vor 30 spanischsprachige Menschen zu stellen und frei zu sprechen, aber es hat alles super geklappt, sie haben uns viele Fragen gestellt und sich wirklich für die Thematik interessiert.
Seit Anfang Dezember war Valencia auch weihnachtlich geschmückt so dass die ganze Stadt abends begann zu leuchten. Zudem wurde auf demIMG_20151206_231513 Rathausplatz ein riesiger "Weihnachtsbaum" aufgebaut und direkt nebenan eine Schlittschuhlaufbahn, die tatsächlich noch bis letzte Woche hier war (und das bei Temperaturen um die 24 Grad).

Hier fand ebenfalls am 5. Januar, der Tag bevor die Heiligen Drei Könige in Spanien die Geschenke bringen, ein Umzug statt, der mich stark an Rosenmontag in Mainz erinnert. Es gab über zwei Stunden lang die verschiedensten Wägen zu sehen, kostümierte Menschen und musikalische Untermalungen.

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Über Weihnachten und Silvester ging es für mich nach Deutschland, so dass ich die Neujahrsfeier hier leider verpasste.

In meinen letzten zwei Wochen nun hier schreibe ich noch Prüfungen in Neuerer Geschichte und Literaturwissenschaft, was sich beides als mein größter Alptraum herausgestellt hat. Nun heißt es irgendwie durch die Prüfungen kommen und versuchen, das Beste daraus zu machen, bevor es wieder nach Deutschland geht und ein neues Semester in Mainz ansteht.

 

Muchos Saludos de Valencia,

 

Rosanna

 

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