Vienna calling – Wien in fünf Punkten erklärt: Punkt 1

Punkt 1: To meet each other

Das Hauptgebäude der Universität Wien

Wenn man in Wien als Erasmusstudent neue Leute kennenlernt, so verlaufen die ersten Smalltalk-Gespräche in den meisten Fällen mit den Worten

– „Where are you from?“

 – „Germany“

– „Achso, du auch“

Gefühl kommt so gut wie jeder der in Wien Studierenden aus Deutschland, liebevoll werden auch viele von ihnen (nicht selten Medizin- oder Psychologiestudenten) „NC-Flüchtlinge“ genannt.

Der Wiener ist in Wien eine Art Mangelware oder vielleicht auch nur ein sehr scheues Wesen, das den Erasmusstudierenden nicht ins Auge fällt. Und wenn man doch mal das Glück hat einen kennenzulernen, und auf seltsame Art und Weise die Sprache für einen winzigen Augenblick keine Hürde darstellt,  so enttarnt sich der Wiener als ein sehr stolzes, oft auch herzliches, aber doch stolzes Wesen, dass seinen menschlichen Kontakt am liebsten eben doch bei Gleichgesinnten sucht.

Zwischen Karlsplatz und Schwarzenbergplatz ein Hauch von Herbst

Falls es zu einer Seltenheit kommt und man trifft zufällig, vorzugsweise in der Gemeinschaftsküche des Wohnheims, so „richtige“ Auslandsstudierende, und man enttarnt sich aufgrund eines doch überdurchschnittlichen guten Deutschwortschatzes als „Piefke“ (die österreichische abwertende Bezeichnung für einen Deutschen), so wird einem zumeist als erstes die Frage vorwurfsvoll an den Kopf geworfen, warum man denn nach Österreich und nicht in ein anderes, also nicht deutschsprachiges Land gegangen sei. Eine Frage, die auf Dauer auch etwas nervt, und deren Beantwortung, wenn man darauf abzielt zu zeigen, dass Deutschland und Österreich nicht ein und dasselbe sind, manchmal auch an seine Grenzen stößt. Während einem Deutschen die Unterschiede, seien es kulinarische, sprachliche, politische oder gesellschaftliche, zu Hauf auffallen, gestaltet es sich schwieriger, beispielsweise einem Koreaner, diese zu erläutern, denn ob es nun „Sturm“ oder „Federweisser“ heißt, man einen „Kaffee“ oder eine „Melange“ trinkt, erscheint (zugegeben) aus einer asiatischen Perspektive nur nebensächlich.

Ein sattes Gelb lässt die winterliche Kälte (fast) vergessen

Um das Ganze abzukürzen: nein Österreich ist nicht wie Deutschland, und ja, Wien ist auch nicht wie das restliche Österreich und nein, die Unterschiede sind nicht gravierend und vielleicht vergleichbar mit den Differenzen eines Hamburgers mit einem Bayern. Und doch sind sie da und machen Wien deshalb auch so spannend!

Jelena Menderetska

Veröffentlicht am | Veröffentlicht in Wien