Vorgeschichte I: Osmanisch-deutsche Verflechtungen vor 1915 (Diplomatie, Militär, Wirtschaft)

Beim Kriegseintritt des Osmanischen Reiches in den Ersten Weltkrieg hatte die deutsch-osmanische Verflechtung bereits eine längere Vorgeschichte. Die diplomatischen, wirtschaftlichen und militärischen Beziehungen hatten sich seit der Mitte des 19. Jahrhunderts intensiviert.

Diplomatische Beziehungen

Anton von Werner: Der Berliner Congress 1878 (1881). Fotografische Reproduktion. Rechts hinten die osmanischen Verhandlungsführer Sadullah Bey, Alexander Carathéodory Pascha und Mehmed Ali Pascha. URL: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:BASA-600K-1-1866-10- Der_Berliner_Congress,_1878.jpeg.
Anton von Werner: Der Berliner Congress 1878 (1881). Fotografische
Reproduktion. Rechts hinten die osmanischen Verhandlungsführer
Sadullah Bey, Alexander Carathéodory Pascha und Mehmed Ali Pascha.
URL: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:BASA-600K-1-1866-10-
Der_Berliner_Congress,_1878.jpeg.

Unter Reichskanzler Otto von Bismarck (1871-1890) war es das Ziel des Deutschen Reiches, die bestehenden Verhältnisse im Vorderen Orient zu stabilisieren, das Osmanische Reich aufrechtzuerhalten und es wirtschaftlich und militärisch zu stärken. Im Kern wollte Bismarck durch den Erhalt des Osmanischen Reiches mögliche Konflikte um Einfluss im Vorderen Orient zwischen dem Russischen Reich und Österreich-Ungarn verhindern. Beide Staaten waren Partner des Kaiserreichs im Dreikaiserabkommen (1873) und im Dreikaiserbund (1881), die den 1870/71 besiegten Feind Frankreich ausgrenzten. Bismarck hoffte, diese vorteilhafte Situation durch zur Schau gestellte Neutralität im Orient und als Vermittler zwischen beiden Mächten aufrechtzuerhalten. So vermittelte Bismarck auf dem Berliner Kongress (1878) erfolgreich eine Lösung der Balkankrise, die einen Krieg zwischen Österreich-Ungarn und dem Russischen Reich auszulösen drohte. Der Kongress erwähnte die Armenier zum ersten Mal als Völkerrechtssubjekt und verpflichtete das Osmanische Reich auf Druck der Großmächte, „Verbesserungen und Reformen ins Leben zu rufen, welche die örtlichen Bedürfnisse in den von Armeniern bewohnten Provinzen erfordern, und für die Sicherheit derselben [...] einzustehen“ (Berliner Vertrag, Artikel 61).

Die sich vertiefenden deutsch-osmanischen Verflechtungen seit den späten 1880er Jahren ließen den Erhalt des Osmanischen Reiches an Bedeutung zunehmen. Die deutsche Diplomatie griff nun aktiv ein, um das Osmanische Reich gegen russische Bestrebungen zur Kontrolle der Meerengen, britisch-italienische Teilungspläne und Angriffe feindlich gesinnter Balkanmächte zu schützen. Das Deutsche Reich arbeitete außerdem noch 1913/14 mit dem Russischen Reich an einem Reformplan für die osmanischen Armenier, deren Mitspracherecht gestärkt werden sollte, um anderen Großmächten geringeren Vorwand für Einmischungen zu bieten. Die so beschlossenen armenierfreundlichen Reformen wurden allerdings mit dem Kriegseintritt des Osmanischen Reiches Ende 1914 zurückgenommen.

Wirtschaft

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Seit den späten 1880er Jahren waren die deutsch-osmanischen Wirtschaftsbeziehungen, insbesondere die Rüstungslieferungen und der Kapitalexport, massiv gewachsen. Auch das Interesse der zunächst nur in geringem Umfang aktiven deutschen Wirtschaft am Vorderen Orient als Investitionsfeld, Absatzmarkt und Rohstoffquelle wuchs aufgrund eines übersättigten Binnenmarktes und vermehrter internationaler Zollsperren rapide. In den folgenden Jahrzenten vertieften sich diese deutsch-osmanischen Wirtschaftsbeziehungen noch. Die Reichsregierung unterstützte aktiv umfangreiche Waffenlieferungen deutscher Rüstungskonzerne; deutsche Botschafter und Militärberater bewarben deutsche Waffen, und die deutsche Regierung vermittelte direkt Kredite deutscher Banken.

Durch seine gegenüber dem Osmanischen Reich vergleichsweise freundliche Politik hatten das Deutsche Reich und seine Rüstungsindustrie den guten Willen und die aktive Unterstützung der um wirtschaftliche und militärische Reformen bemühten osmanischen Regierung erworben. So besaß die deutsche Industrie um 1897 quasi ein Rüstungsmonopol auf dem osmanischen Markt und konnte im Waffenexport so enorme Gewinne erzielen. Auch die deutschen Investitionen in den Ausbau des osmanischen Eisenbahnnetzes erwiesen sich als ertragreich; langfristig bestand darüber hinaus in beiden Gebieten die Aussicht auf weitere gewinnbringende Aufträge. Durch die bestehenden politischen und wirtschaftlichen Verflechtungen konnte die deutsche Vormachtstellung im Rüstungsgeschäft in den 1900er Jahren erfolgreich gegen die französische Konkurrenz verteidigt werden.

Diese Entwicklungen banden deutsches Vermögen und deutsches politisches Interesse in erheblichem Umfang im Osmanischen Reich. Die industrie- und exportfreundliche Reichsregierung strebte zudem an, mit dem Ziel einer langfristigen Sicherung deutschen Wirtschaftswachstums einen mitteleuropäischen Wirtschaftsblock zugunsten des Kaiserreichs zu errichten. In diesem Block sollte das Osmanische Reich mit seiner rasch wachsenden Bevölkerung als aufnahmefähiger und exklusiver Markt dienen.

Militär

Türkische Delegation bei Krupp, 1911. Foto im Familienbesitz der Familie Krupp. URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:T%C3% BCrkische_Delegation_bei_Krupp_Juli_1911.jpg.
Türkische Delegation bei Krupp, 1911. URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:T%C3%
BCrkische_Delegation_bei_Krupp_Juli_1911.jpg.

Neben der erfolgreichen Werbung für deutsche Rüstungsgüter sollten die Ausbildung osmanischer Offiziere im Kaiserreich und die deutsche Militärmission im Osmanischen Reich auch die osmanischen Streitkräfte modernisieren. Diese Modernisierung verlief jedoch zum Missfallen des Missionsleiters Colmar von der Goltz (1883-1895). Seine Versuche, neben der Armeereform auch die Befestigung der Meerengen voranzutreiben, wurden über Jahre verschleppt, und das teuer erworbene deutsche Kriegsgerät lagerte verpackt in osmanischen Arsenalen. Sultan Abdülhamit II. (1876-1909) fürchtete die bessere Bewaffnung seiner Streitkräfte ebenso wie deren Ausbildung und untersagte dafür notwendige Manöver. Trotz dieser widrigen Umstände gelang es dem Osmanischen Reich aber, im griechisch-osmanischen Krieg von 1897 entgegen den Erwartungen der Weltöffentlichkeit als eindeutiger militärischer Sieger hervorzugehen. Den Sieg schrieb man deutschen Waffen zu, was dem deutschen Ansehen am Hofe und in der Öffentlichkeit zugutekam. Auch in der deutschen Öffentlichkeit wurde die pro-osmanische Stimmung gestärkt, zumal das Deutsche Reich, durch die Berichte der Militärmission bestens über die Lage informiert, als Friedensvermittler diplomatisches Kapital aus der Krise ziehen konnte.

Am schlechten Ausbildungsstand der osmanischen Truppen änderte sich jedoch auch in der Folgezeit wenig. Erst nach 1907/1908 verbesserte sich die Lage in einigen Musterbataillonen und unter jungtürkischem Einfluss langsam wieder. Gerade der Kern professionell ausgebildeter Militärs in der jungtürkischen Bewegung, der deren Erfolg maßgeblich beeinflusste, war deutschfreundlich geprägt und wich damit von der sonst eher französischen und englischen Ausrichtung der Bewegung ab. Der osmanische Generalstabschef Ahmed Izzet Pascha etwa kannte den deutschen Generalleutnant Liman von Sanders, der im Dezember 1913 in das Osmanische Reich entsandt wurde, um dort die Militärmission zu leiten, noch aus dem Deutschen Reich. Die Ernennung Liman von Sanders' löste die letzte große diplomatische Krise vor dem Ersten Weltkrieg aus.


Autor: Peter Philipp Werner


Quelle

Berliner Vertrag 1878

Digitalisierter Volltext: http://de.wikisource.org/wiki/Vertrag_zwischen_Deutschland,_%C3%96sterreich-Ungarn,_Frankreich,_Gro%C3%9Fbritannien,_Italien,_Ru%C3%9Fland_und_der_T%C3%BCrkei._%28Berliner_Vertrag%29

Gescannte Faksimile aus dem Reichsgesetzblatt 1878: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Deutsches_Reichsgesetzblatt_1878_031_307.jpg


Begriffe

Deutsch-österreichischer Krieg 1866 siehe: https://www.dhm.de/lemo/kapitel/reaktionszeit/deutscherbund/deutschekrieg

Deutsch-französischer Krieg 1870/71 siehe: https://www.dhm.de/lemo/kapitel/kaiserreich/das-reich/krieg1870/

Dreikaiserabkommen 1873 und Dreikaiserbund 1881 siehe: https://www.dhm.de/lemo/kapitel/kaiserreich/aussenpolitik/bismarcks-buendnissystem.html

Balkankrise und Berliner Kongress (und Vertrag) 1878 siehe: https://www.dhm.de/lemo/kapitel/kaiserreich/aussenpolitik/berliner-kongress-1878.html

Die Jungtürken waren eine Oppositionsbewegung gegen die als despotisch wahrgenommene Amtsführung Abdülhamit II., benannt nach der in Paris publizierten Zeitung La Jeune Turquie (Die junge Türkei). Insbesondere die Aussetzung der progressiven Verfassung von 1876 durch den Sultan und der resultierende große Einfluss höherer Bürokraten, welche nun ihm allein verantwortlich waren, wurde bekämpft. Nach der Zerschlagung der Opposition in den 1870er Jahren formierte sich seit Mitte der 1880er Jahre erneut Widerstand, ausgehend von den traditionell oppositionellen Istanbuler Medizinstudenten. 1889 bildete sich das „Komitee für Einheit und Fortschritt“ als koordinierendes Gremium und nahm Kontakt zu revolutionären Exilanten in Europa und Ägypten auf. Im Osmanischen Reich selbst konnte man ebenfalls auf eine breite Unterstützung auch in Militär, Bürokratie und Polizei hoffen, was sich 1896 in einem allerdings gescheiterten Staatsstreich zeigte. Die Bewegung nahm nach dem Ersten Jungtürken-Kongress in Paris 1902 zunehmend Abstand von pluralistisch-liberalen „osmanischen“ Vorstellungen und wandte sich zentralistischen und "türkisch"-nationalistischen Vorstellungen zu. Die Jungtürken konzentrierten sich schließlich vor allem auf die Unterwanderung der Truppenteile auf dem Balkan bzw. den europäischen Teilen des Osmanischen Reiches mit deren Hilfe sie 1908 die Wiedereinführung der Verfassung von 1876 und die Entmachtung Abdülhamit II durchsetzten. Ein erfolgloser Gegenstaatsstreich des Sultans 1909 gab den Vorwand für dessen Absetzung und die Einsetzung dessen Bruders als Mehmet V. sowie für die endgültige Übernahme der Regierungsgewalt durch die Jungtürken. Deren deutschfreundliche Militärs setzen wiederum 1913 die Verfassung erneut aus und errichteten eine Militärdiktatur, welche jede Opposition unterdrückte.

Die Liman-von-Sanders-Krise war die letzte größere diplomatische Krise zwischen den europäischen Großmächten vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Der deutsche Generalleutnant Otto Liman von Sanders sollte über einen Zeitraum von fünf Jahren das Kommando über das an den Dardanellen Meerengen stationierte I. osmanische Armeekorps übernehmen und zu einem Musterkorps für die Modernisierung der gesamten osmanischen Armee formen. Er hätte damit auch dem obersten Kriegsrat des Osmanischen Reiches angehört und wäre neben dem Kriegsminister und dem Generalsstabschef zu einem der einflussreichsten Militärs im Land geworden, was den deutschen Einfluss in Konstantinopel erheblich ausgeweitet hätte. Das russische Zarenreich sah damit seine Interessen bedroht, da die Meerengen extrem wichtig für den russischen Außenhandel waren und man keinen Einflussverlust vor Ort hinnehmen wollte. Da jedoch auch andere Großmächte ähnliche Militärmissionen im Osmanischen Reich unterhielten, kritisierte Russland weniger die Berufung Sanders an sich, sondern den Ort dieser und schlug vor sein Kommando nach Adrianopel (Edirne) zu verlegen. Obwohl Deutschland auf diesen Vorschlag nicht einging und Frankreich sowie Großbritannien Russland nur vorsichtig unterstützten, lenkte man von deutscher Seite indirekt ein, indem man Liman von Sanders vorzeitig zum deutschen General beförderte und somit zum osmanischen Marschall und Generalinspekteur. Er verlor damit das direkte Kommando über die Meerengen und Russland, zu diesem Zeitpunkt unwillig die Lage zu einem Krieg eskalieren zu lassen, war besänftigt.

Personen

Otto von Bismarck (1815-1898) war von 1871-1890 erster Kanzler des Deutschen Reiches, für dessen Gründung seine Politik als Ministerpräsident von Preußen elementar war. Er betrieb als solcher eine konservative Innenpolitik und bekämpfte letztlich erfolglos Kräfte, die er als staatsfeindlich ansah (z. B. die katholische Kirche und die Sozialdemokratie). Um den Einfluss dieser Gruppierungen zu senken führte er jedoch auch zahlreiche Reformen durch, so die Einführung der Zivilehe und eines staatlichen Sozialversicherungssystems. Außenpolitisch strebte er durch ein gemäßigtes Vorgehen und ein komplexes Bündnissystem den Erhalt eines friedenssichernden europäischen Gleichgewichts der Mächte an. Ziel war es, die prekäre Position des neuen und von den anderen Großmächten misstrauisch betrachteten Deutschen Reiches zu sichern und das nach der Niederlage im deutsch-französischen Krieg (1870/71) feindlich eingestellte Frankreich diplomatisch zu isolieren und zu schwächen.

[Weiterführende Biographie (der NDB): http://www.deutsche-biographie.de/sfz60780.html;jsessionid=928B9CE71259AE508BDB19A7E3D5C825#ndbcontent]

[Zeitleiste (des LeMO): https://www.dhm.de/lemo/biografie/otto-bismarck.html]

Colmar von der Goltz (1843-1916) war ein deutscher Offizier, fortschrittlicher Militärhistoriker/-theoretiker und Veteran des preußisch-österreichischen Krieges (1866) und des deutsch-französischen Krieges (1870/71), aus welchen er als Hauptmann und Generalsstabsoffizier hervorging. Ab 1883 war er in Konstantinopel Teil der deutschen Militärmission als Organisator des Militärbildungswesens bzw. ab 1885 als deren Leiter. Dort erwarb er sich bis zu seiner Rückkehr nach Deutschland 1896 den Ruf eines herausragenden Organisators der osmanischen Armee, welcher ihm die Erhebung in den Rang des Pascha (osmanischen Generals) einbrachte. In Deutschland machte er sich u. A. um die Modernisierung des Pionierkorps verdient und wurde 1911 von Kaiser Wilhelm II. zum Feldmarschall befördert. Auch in der Folgezeit (z. B. 1909-1913) hielt er sich wiederholt als Berater im Osmanischen Reich auf, wurde daher 1914 offiziell als Berater des Sultans entsandt und führte als solcher 1916 sogar das Kommando über osmanische Verbände im direkten Gefecht gegen britische Einheiten.

[Weiterführende Biographie (der NDB): http://www.deutsche-biographie.de/sfz21654.html#ndbcontent]

Otto Liman von Sanders (1855-1929) war ein deutscher Offizier, der, nachdem er bereits seit 1911 als Generalleutnant Kommandoerfahrung auf Divisionsebene gesammelt hatte, 1913 Chef der deutschen Militärmission im Osmanischen Reich wurde. Er sollte als solcher den desolaten Zustand der osmanischen Armee nach den Balkankriegen 1912/13 beheben. Seine Ernennung zum Kommandeur des I. osmanischen Armeekorps löste aufgrund internationalen Widerspruchs seitens Russlands, Großbritanniens und Frankreichs die sogenannte Liman-von-Sanders Krise aus. Diese wurde mit Sanders vorzeitiger Erhebung zum deutschen General und damit osmanischen Marschall und Generalinspekteur gelöst, da damit der Verlust des Kommandos einherging. Als solcher trieb er, mit gewissem Erfolg, die Modernisierung der osmanischen Armee voran. Nach dem Kriegseintritt des Osmanischen Reiches im Oktober 1914 führte er den Befehl über die Befestigungen an den Dardanellen Meerengen, für deren Verteidigung gegen die Entente er 1915 bedeutsam war.

[Weiterführende Biographie (der NDB): http://www.deutsche-biographie.de/sfz51440.html#ndbcontent]

Abdülhamit II. (1842-1918) war von 1876-1909 Sultan des Osmanischen Reiches und ist in seiner Wertung bis heute kontrovers. Trotz gewisser Toleranz in Form des Erhalts der rechtlichen Gleichberechtigung von Nichtmuslimen sah er primär Türken und türkisch sprechende Untertanen als die Basis des osmanischen Staates und machte Türkisch 1894 auch an nicht-türkisch/muslimischen Schulen verpflichtend. Auch betrieb er sehr aktiv religiöse Propaganda zur Legitimierung seiner Herrschaft. Umstritten waren auch seine absolutistische Aussetzung der progressiven Verfassung von 1876 im selben Jahr, die im Verlauf seiner Herrschaft zunehmende Zensur (u.a. war die Erwähnung Armeniens in Druck verboten), die ausufernden Staatsausgaben (vor allem für Schuldendienst und Militär) sowie die häufige Neubesetzung des Großwesiramtes. Seine persönliche Religiosität ist allerdings umstritten, da er zugleich das säkulare Schulwesen zuungunsten der traditionellen religiösen Bildung förderte. Seine Herrschaft sah zudem viele Bestrebungen zur Modernisierung des Staates, so durch Eisenbahnbau, Einladung ausländischer Militärmissionen, Zentralisierung, Bürokratieausbau, Reform des Rechtswesens und Binnenkolonisation. Dazu genoss er als Außenpolitiker hohes Ansehen und manövrierte meist geschickt zwischen den europäischen Großmächten. 1908 wurde seiner Herrschaftsausübung durch die jungtürkische Revolution stark eingeschränkt und 1909 formal beendet.

Literatur zum Weiterlesen:

Zur allgemeinen osmanischen Geschichte dieser Zeit:

Faroqhi, Suraiya: Geschichte des Osmanischen Reiches. München 2010.

Kreiser, Klaus und Christoph K. Neumann: Kleine Geschichte der Türkei. Stuttgart 2009.

Kreiser Klaus: Der Osmanische Staat 1300-1922. München 2001.

Matuz, Josef: Das Osmanische Reich – Grundlinien seiner Geschichte. Darmstadt 2012.

Zu Großmachtpolitik und -denken der Zeit:

Kennedy, Paul. Aufstieg und Fall der großen Mächte. Frankfurt am Main 1989.

Neitzel, Sönke (Hrsg.): 1900 – Zukunftsvisionen der Großmächte. Paderborn 2002.

Neitzel, Sönke: Weltmacht oder Untergang – Die Weltreichslehre im Zeitalter des Imperialismus. Paderborn 2000.

Zu deutsch-osmanischen Verflechtungen vor 1914:

Kössler, Armin: Aktionsfeld Osmanisches Reich. Die Wirtschaftsinteressen des Deutschen Kaiserreichs in der Türkei 1871-1908. New York 1981.

Saupp, Norbert: Das Deutsche Reich und die Armenische Frage 1878-1914. Köln 1990.