Das Internet bietet zahlreiche Materialien zur weiteren Auseinandersetzung mit dem Thema. Leider zu viel, denn nicht alles taugt oder hält einer Qualitätsprüfung stand. Wir möchten darauf verzichten, von konkreten Seiten abzuraten, zumal es ja Gegenstand einer Auseinandersetzung sein kann, solche Negativbeispiele zu sezieren und zu zerlegen. Hier möchten wir aber vor allem produktive Hinweise weitergeben.
Eine ähnliche Linkliste hat im Übrigen der Geschichtsdidaktiker Christoph Pallaske 2014 auch unter http://historischdenken.hypotheses.org/2343 bereitgestellt.
Quellensammlungen
http://www.armenocide.de/armenocide/armgende.nsf/WebStart-De?OpenFrameset
Datenbank von professionell aufgearbeiteten Quellen vor allem aus dem Politischen Archiv des Auswärtigen Amtes zum Völkermord und seiner Vorgeschichte; enthält auch eine kritische Ausgabe der sog. Lepsius-Edition sowie Unterrichtshinweise.
http://www.bundesarchiv.de/oeffentlichkeitsarbeit/bilder_dokumente/04604/index.html.de
Einzelne Dokumente aus dem Bundesarchiv-Militärarchiv in Freiburg als gescanntes Faksimile, u.a. von Hans Humann.
Didaktische Handreichungen
An dieser Stelle ist es schwierig, etwas Gutes zu empfehlen. Es gibt zum einen die Lehrerhandreichung, die im Zusammenhang mit der Einführung des Themas in den brandenburgischen Lehrplan entwickelt wurde:
- Völkermorde und staatliche Gewaltverbrechen im 20. Jahrhundert als Thema schulischen Unterrichts. Hg. vom Landesinstitut für Schule und Medien Brandenburg, Ludwigsfeld 2005.
Diese Handreichung ist jedoch an wichtigen Punkten nicht auf dem Stand der Forschung. So erklärt sie den Völkermordim Wesentlichen als ideologisch getriebenen Prozess einer ethnischen Vernichtung. Dieses Erklärungsmuster wird heute kaum noch vertreten und entspricht älteren armenischen nationalhistoriographischen Mustern. Die Forschung geht stattdessen eher Fragen der kumulativen Radikalisierung (u.a. Donald Bloxham), des demographic engineering (Ugur Ümit Üngör, Erik J. Zuercher) oder des Massenraubmordes (Christian Gerlach) nach. Zudem konzentriert sie sich auf der deutschen Seite sehr auf Johannes Lepsius, der dadurch in der Rückschau übergroß erscheint; andere, in ihrer Zeit nicht minder wichtige deutsche Akteure gehen so verloren. Es scheint also angebracht, diese Handreichung nicht mehr zu verwenden.
In anderer Hinsicht schwierig ist Nr. 3 der Bundeszeitschrift des Verbandes der Geschichtslehrer Deutschlands ("geschichte für heute"), Jahrgang 6/2013, in der mindestens zwei Beiträge in die Kulturalisierungsfalle tappen. Positiv hervorzuheben ist jedoch auf jeden Fall die hohe Aufmerksamkeit für dieses Thema unter der organisierten Geschichtslehrerschaft.
Neuesten Datums ist die folgende Handreichung, die sehr viele produktiv nutzbare Quellen bietet:
- Christopher G. Brandt: Der Völkermord an den Armeniern. Bausteine für eine Unterrichtsreihe. Potsdam 2015.
Online-Literatur
http://www.niod.nl/en/holocaust-and-other-genocides/armenian-genocide-1915
Einführung des NIOD Institute for War, Holocaust and Genocide Studies in Amsterdam zum Völkermord von 1915 mit einem Überblicksartikel von Ugur Ümit Üngör (als PDF zum Download).
Online-Projekte
https://twitter.com/Todayin1915
Twitter-Projekt zur tagesgenauen historischen Chronologie der Ereignisse.
Stiftungen und Institutionen
http://www.hrantdink.org/?Home&Lang=en
Homepage der Hrant-Dink-Stiftung, die sich für die türkisch-armenischen Verständigung einsetzt.
Didaktische Splitter
http://lernen-aus-der-geschichte.de/Lernen-und-Lehren/content/4182
Gewalt und Berührungen. Von der Türkei nach Deutschland - ein Text des in Köln lebenden türkischen Schriftstellers Doğan Akhanlı, der sich seit langem für die Aufarbeitung einer türkischen Gewaltgeschichte, für Menschenrechtserziehung und für interkulturelle Shoa-Didaktik einsetzt.
http://theaftermathproject.org/project/memory-denied
Kathryn Cook’s Fotoprojekt zum Thema "Memory Denied: Turkey and the Armenian Genocide".
Türkische Homepage mit über 30.000 Unterschriften von Menschen, die um Entschuldigung bitten.
https://www.youtube.com/user/heinzboeke
Youtube-Aufzeichnungen der Inszenierung von "Nicht ich bin der Mörder" über den Prozess gegen den Mörder Talaat Paschas 1921 durch Heinz Böke.
https://sites.google.com/site/nichtichbindermoerder/
Homepage zu diesem Stück und didaktische Hinweise zu seinem Einsatz.
Kontroversen
http://www.geo.de/GEO/heftreihen/geo_epoche/mord-an-den-armeniern-kein-genozid-73736.html
Mord an den Armeniern: kein Genozid? In seiner Ausgabe über die Geschichte des Osmanischen Reichs berichtete GEOEPOCHE unter anderem auch über den türkischen Genozid an den Armeniern in den Jahren 1915 und 1916. Dies führte zu einem Briefwechsel zwischen Hüseyin Avni Karslıoğlu, dem türkischen Botschafter in Deutschland, und GEOEPOCHE-Chefredakteur Michael Schaper, der auf dieser Homepage dokumentiert ist.
Proteste und Demonstrationen begleiteten die Premiere von »Das Märchen vom letzten Gedanken« (Edgar Hilsenrath) in Konstanz. Das türkische Generalkonsulat forderte in einem Brief, seine Stellungnahme öffentlich zu machen. Am Tag der Premiere selbst gab es vor dem Theater eine Demonstration von Bürger/Innen mit türkischem Migrationshintergrund. Auf der Homepage des Theaters finden sich ein Schreiben des Zentralrates der Armenier in Deutschland an Intendant Nix und der Brief des türkischen Generalkonsulats.
Erklärung des damaligen ARD-Vorsitzenden Peter Boudgoust zu den Propaganda-Vorwürfen türkischer Organisationen bezüglich der Dokumentation »AGHET – Ein Völkermord«. Der türkische Beitrag in Hürriyet hierzu unter http://www.hurriyet.de/haberler/gundem/552045/afete-karsi-tepki-seli.
Zum 100. Jahrestag des Völkermordes äußerte sich einer der international renommiertesten Osmanisten und Experte für das späte Osmanische Reich und die Republik Türkei, Erik J. Zuercher, zur kontroversen und ambivalenten Geschichte der historischen Erforschung des Völkermordes:
2006 veröffentlichte der US-amerikanische Historiker Donald Quataert, ebenfalls ein ausgewiesener Experte für das Osmanische Reich in der Neuzeit, eine Rezension von Donald Bloxham, The Great Game of Genocide: Imperialism, Nationalism, and the Destruction of the Ottoman Armenians. In dieser Rezension beschrieb und bedauerte er das jahrelange Schweigen der osmanistischen Forschung. In der Folge wurden ihm türkische Forschungsgelder entzogen. Diese Auseinandersetzung verrät einiges über die geschichtspolitischen Konfliktlinien.
- https://muse.jhu.edu/journals/journal_of_interdisciplinary_history/v037/37.2quataert.html: Rezension von Donald Bloxham, The Great Game of Genocide: Imperialism, Nationalism, and the Destruction of the Ottoman Armenians.
- http://www.huffingtonpost.com/harut-sassounian/turkish-ambassador-dismis_b_104996.html: Turkish Ambassador Dismisses U.S. Scholar For Telling the Truth on Armenian Genocide. Artikel in der Huffington Post, .
- http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/content/article/2008/07/04/AR2008070402408.html: Board Members Resign to Protest Chair's Ousting. Artikel in der Washington Post, 05/07/2008.
Filme
Der 90-minütige Dokumentarfilm "Aghet" (armenisch: "die Katastrophe") von Eric Friedler erzählt vom Genozid an den Armeniern. 23 Schauspieler leihen lange verstorbenen Zeitzeugen ihre Stimmen. Dabei greift der Film auch und vor allem auf deutsche Quellen zurück.
The Cut (Fatih Akın) (http://the-cut.pandorafilm.de/#title)
Der dritte Film aus Fatih Akins Trilogie zu Liebe, Tod und Teufel - ein Western, der konsequent aus der Perspektive eines Armeniers erzählt ist.