Projekt "Ethisches Lernen in der Erwachsenenbildung"

Projektbeschreibung

Von Januar 2007 bis Dezember 2009 wurde das Forschungsprojekt „Ethisches Lernen in der allgemeinen Erwachsenenbildung” durchgeführt. Träger des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekts war die Katholische Bundesarbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung (KBE), die Wissenschaftliche Begleitforschung wurde von Prof. Dr. Gerhard Kruip geleitet, Sylvia Breu war als wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig.

Die Publikation der Projektergebnisse erfolgte in:

Gisbertz, Helga; Kruip, Gerhard; Tolksdorf, Markus (Hg.): Ethisches Lernen in der allgemeinen Erwachsenenbildung. Bielefeld: W. Bertelsmann, 2010.

Das zentrale Anliegen des Forschungsprojekts „Ethisches Lernen in der allgemeinen Erwachsenenbildung” lag darin, ethische Bildung als Querschnittsaufgabe der allgemeinen Erwachsenenbildung fest zu verankern. Dazu wurde ein Modell ethischen Lehrens und Lernens entwickelt, Kursleitende entsprechend geschult und anschließend in einer breiten Erprobungsphase die Reichweite eines solchen Modells für die Entwicklung von moralischer Urteilsfähigkeit, moralischer Motivation und Werthaltungen erforscht.

Die grundlegende praktisch-philosophische Aufgabe, die hinter dem Projekt stand, lag darin, einen Begriff des Ethischen Lernens und Lehrens zu entwickeln. Dabei stand die Frage, wie ethische Inhalte erkannt und wahrgenommen werden können, vor der Begründungsfrage, bei der das Verhältnis zwischen lebensweltlichen und wissenschaftlichen Argumentationen zu klären war.

Vor dem Hintergrund, dass beschleunigte wirtschaftliche, soziale, technische und wissenschaftliche Entwicklungen die Menschen spätmoderner Gesellschaften ständig auch vor neue ethische Herausforderungen stellen, war das Anliegen des Projekts, nämlich ein Konzept zur Förderung ethischer Kompetenzen von Erwachsenen zu erarbeiten, mehr als gerechtfertigt. Ethische Kompetenzen sind die Basis für verantwortliches gesellschaftliches Handeln und insofern muss ethisches Lernen heute das ganze Leben begleiten. Dazu gehört, dass Fähigkeiten zur Wahrnehmung einer ethisch relevanten Situation, ethische Reflexionsfähigkeiten, das Wissen um ethische Argumente und Lösungsstrategien wie auch weltanschauliche Einstellungen und ethische Haltungen bewusst gemacht, gefördert, erlernt und erprobt werden.

Häufig wird Ethik durch Sozialisationsprozesse, durch Vorbilder in der Familie, in peer groups und Milieus, durch öffentliche Diskussionen und Trendsetter gelernt, also eher en passant als ausdrücklich und systematisch. Auch in der allgemeinen Erwachsenenbildung sind Fragen des Sollens und Dürfens, des Erlaubten und Verbotenen in den unterschiedlichsten Kursen und Seminaren Gegenstand des Gesprächs. Allerdings werden sie meist nur beiläufig behandelt und nicht ausreichend als explizite Gelegenheit für ethisches Lernen genutzt. Teilnehmerinnen und Teilnehmern entgeht damit eine wichtige Möglichkeit, ihr Lebens- und Daseinswissen nicht nur beiläufig, sondern durch ausdrückliche methodisch kontrollierte Denk- und Lernprozesse zu erweitern.

Das Projekt entwickelte geeignete Modelle, die es ermöglichen, ethisches Lernen in der allgemeinen Erwachsenenbildung angemessen zu fördern. Folgende Projektphasen leisteten dazu jeweils in spezifischer Weise einen Beitrag.

Projektverlauf

Erhebungs- und Analysephase ab Sept. 2007

  • Vom Lehrstuhl in Mainz lag ein Basispapier zum ethischen Lernen vor, das als Grundlage der Analyse ethischen Lernens diente.
  • Kurse der beteiligten Einrichtungen wurden in Form von Strukturplanungen, Unterrichtsprotokollen, teilnehmenden Beobachtungen, Tonbandmitschnitten und Videografisierungen dokumentiert.
  • Die Materialien wurden für die Projektbeteiligten auf einer Lernplattform im Internet zugänglich gemacht und analysiert.
  • Es wurde eine Schulung zur Nutzung projektinterner Unterstützungsinstrumente wie die Internetlernplattform „Treffpunkt Ethik” und Multimedia-Angebote von IB&M durchgeführt.

Konzeptionsphase ab Nov. 2007

  • Entwicklung eines Schulungskonzepts
  • Präsentation des Konzepts auf einer bundesweiten Fachtagung (zwischen 03-04/08)
  • Öffnung des Projektes für DozentInnen weiterer Einrichtungen

Qualifizierungsphase ab Mai 2008

  • Durchführung einrichtungsinterner Schulungen:
    a.) zur Gestaltung von Lehr-/Lernkonzepten im Kontext ethischer
    Lernprozesse,
    b.) zur Mediennutzung für die Kursplanung.
  • Öffnung der Schulungen für interessierte Einrichtungen aus der jeweiligen Region

Durchführungs- und Validierungsphase ab Sept. 2008

  • umfangreiche Feldstudie mit Kursauswertungen, DozentInnen- und TeilnehmerInnenbefragungen sowie Lernerfolgskontrollen
  • Die Materialien wurden auf der Lernplattform gesammelt und Evaluationen plattformgestützt durchgeführt.

Präsentations- und Evaluationsphase ab Mai 2009

  • Die Projektergebnisse wurden wissenschaftlich ausgewertet und in einem Manual für Kursleitende veröffentlicht, das es den Kursleitenden ermöglicht, Kurse aller Fachrichtungen um die Dimension ethischen Lernens zu erweitern und entsprechende Multimediaprodukte einzusetzen.

Kontakt

Prof. Dr. Gerhard Kruip

+49 (0) 6131 / 39 - 22699

e-mail: kruip@uni-mainz.de

Postanschrift

Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Fachbereich 01 - Katholisch-Theologische Fakultät

Abteilung Christliche Anthropologie und Sozialethik

Forum 5, Raum 01-531

55099 Mainz

Publikationen und Präsentationen

Basispapier

Links

Katholische Bundesarbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung

www.kbe-bonn.de

Treffpunkt Ethik www.treffpunkt-ethik.de

IB&M (Insitut für Medien und Bildung der Gesellschaft für Pädagogik und Information) www.gpi-online.de/front_content.php?idcat=1284

Bundesministerium für Bildung und Forschung www.bmbf.de