WIDERSTAND UND VERANTWORTUNG

Themenschwerpunkt des Studium generale im Sommersemester 2005

Das in einer politisch hoffnungslosen Situation am 20. Juli 1944 unternommene Attentat auf Hitler bestimmt bis heute die Diskussion über »Widerstand« und »Verantwortung« in Deutschland. Dies lässt leicht übersehen, wie vielfältig die Formen widerständigen Verhaltens und die Muster seiner Rechtfertigung sind. Die Vorlesungsreihe wird – über die Zeit des Nationalsozialismus hinaus – die spannungsreiche Beziehung zwischen »Verantwortung« und »Widerstand« aus der Sicht unterschiedlicher Disziplinen und Forschungsgebiete analysieren. Es soll gezeigt werden, dass Widerstand, der sich künstlerischer, intellektueller und politischer Mittel bedient und der passiv und gewaltfrei oder aktiv und gewaltbereit sein kann, auf unterschiedliche Weise legitimierbar ist: Aus Verantwortung Widerstand leisten heißt, sich auf eine das Verhalten motivierende und rechtfertigende Instanz beziehen. Diese kann religiös-moralischer, ethisch-normativer oder politisch-ideologischer Art sein.

– Ringvorlesung
Ausstellung »gewissenlos – gewissenhaft.
Menschenversuche im Konzentrationslager«

– Weiterführende Lehrveranstaltungen


RINGVORLESUNG
zum Themenschwerpunkt
»Widerstand und Verantwortung«

Prof. Klaus Staeck
(Grafiker, Verleger und Rechtsanwalt, Heidelberg · Gastprofessor, Kunstakademie Düsseldorf)
Widerstand und Verantwortung in Zeiten des realen Kapitalismus. Streifzüge durch Kunst und Politik
Montag · 9. Mai 2005 · 18.15 Uhr · N 3 (Muschel)

Veranstaltung zur Eröffnung der Ausstellung
»gewissenlos – gewissenhaft. Menschenversuche im Konzentrationslager«

Dr. Astrid Ley (Projektleiterin an Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen)
Einführung in die Ausstellung

Prof. Dr. Volker Roelcke (Professor für Geschichte der Medizin, Universität Gießen)
Innovation und Entgrenzung: Medizinische Forschung am Menschen im Nationalsozialismus

Montag · 23. Mai 2005 · 18.15 Uhr · Linke Aula (Alte Mensa)
In Kooperation mit dem Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin der Universität Mainz

Weitere Informationen zur Eröffnungsveranstaltung und zur Ausstellung

Prof. Dr. Peter Steinbach
(Professor für Neuere und Neueste Geschichte,
Universität Karlsruhe TH)
Widerstand aus Verantwortungsfähigkeit
und Verantwortungsbereitschaft

Montag · 30. Mai 2005 · 18.15 Uhr · N 3 (Muschel)

Prof. Dr. Werner F. Kümmel
(Professor für Geschichte der Medizin,
ehem. Leiter des Medizinhistorischen Instituts der Johannes Gutenberg-Universität Mainz)
Die medizinischen Menschenversuche im Nationalsozialismus und die Entwicklung der ärztlichen Ethik
Montag · 6. Juni 2005 · 18.15 Uhr · N 3 (Muschel)
In Kooperation mit dem Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin der Universität Mainz

ACHTUNG!
Wegen Erkrankung des Referenten muss der Vortrag von
Prof. Dr. Hermann Kurzke
(Professor für Neuere deutsche Literaturgeschichte, Deutsches Institut, Johannes Gutenberg-Universität Mainz)
»Moralisch gute Zeit«. Thomas Manns Kampf gegen Hitler
verschoben werden.

Neuer Termin: Montag · 18. Juli 2005 · 18.15 Uhr · N 3 (Muschel)


Dr. Wolfgang Kraushaar
(Politikwissenschaftler, Hamburger Institut für Sozialforschung)
Protest und Widerstand. Zur Bestimmung des Differenzpunktes
Montag · 20. Juni 2005 · 18.15 Uhr · N 3 (Muschel)

PD Dr. Stefanie Schmahl
(Wissenschaftliche Oberassistentin am Lehrstuhl für Staats-, Völker- und Europarecht, Universität Potsdam)
Rechtsstaat und Widerstandsrecht
Montag · 27. Juni 2005 · 18.15 Uhr · N 3 (Muschel)


Prof. Dr. Christian Gremmels
(Professor für Systematische Theologie, Universität Kassel,
Vorsitzender der deutschen Sektion der Internationalen Bonhoeffer-Gesellschaft e. V.)
Widerstand aus Verantwortung.
Dietrich Bonhoeffers theologische Begründung der Beteiligung am Widerstand
Montag · 4. Juli 2005 · 18.15 Uhr · N 3 (Muschel)


Prof. Dr. Hans-Joachim Koppitz
(Professor em. für Buchwesen,
Johannes Gutenberg-Universität Mainz)
Geistiger Widerstand. Schriften Reinhold Schneiders und seiner Freunde im Alsatia Verlag, Colmar, 1941 bis 1945
Montag · 11. Juli 2005 · 18.15 Uhr · N 3 (Muschel)

Prof. Dr. Hermann Kurzke
(Professor für Neuere deutsche Literaturgeschichte, Deutsches Institut, Johannes Gutenberg-Universität Mainz)
»Moralisch gute Zeit«. Thomas Manns Kampf gegen Hitler
Dieser Vortrag ist zugleich die Abschiedsvorlesung von Prof. Dr. H. Kurzke
Montag · 18. Juli 2005 · 18.15 Uhr · N 3 (Muschel)

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AUSSTELLUNG
»gewissenlos – gewissenhaft
Menschenversuche im Konzentrationslager«

Eine Ausstellung des Instituts für Geschichte der Medizin der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Die Ausstellung »gewissenlos – gewissenhaft. Menschenversuche im Konzentrationslager« wird in Mainz in Kooperation mit dem Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz gezeigt.

Ausstellungseröffnung
Montag, 23. Mai 2005, 18.15 Uhr, Linke Aula (Alte Mensa):

Dr. Astrid Ley
(Projektleiterin an Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen)
Einführung in die Ausstellung

Prof. Dr. Volker Roelcke
(Professor für Geschichte der Medizin, Universität Gießen)
Innovation und Entgrenzung: Medizinische Forschung am Menschen im Nationalsozialismus

Aus dem Projekt »Musica reanimata«:
Erwin Schulhoff (1894–1942)
Concertino per Flauto, Viola e Contrabasso
Eva Abels (Flöte), Yo Sub Lim (Viola), Lukasz Krywult (Kontrabass)
Victor Ullmann (1898–1944)
3. Streichquartett op. 46
Dorottya Uilaky, Maria Ilska (Violinen), Yo Sub Lim (Viola),
Jawor Domischljarski (Violoncello)

Ausstellung
von Dienstag, 24. Mai 2005, bis Sonntag, 3. Juli 2005, Ausstellungsraum, R 00-434 (Alte Mensa)

Öffnungszeiten:
Mo bis Fr, 14.00–20.00 Uhr;
Sa, So und an Feiertagen, 10.00–16.00 Uhr.
(Von Dienstag, 7. Juni 2005, bis einschließlich Freitag, 10. Juni 2005, und am Samstag, 25. Juni, sowie am Samstag, 2. Juli, ist die Ausstellung geschlossen.)

Für Schulklassen können gesonderte Öffnungszeiten vereinbart werden:
Telefon (0 61 31) 39-3 73 56, E-Mail:
medhist@uni-mainz.de

»Wie konnten Ärzte so etwas tun?« – Diese Frage stellt sich jedem, der eine KZ-Gedenkstätte betritt. Auf der Suche nach einer Antwort geht die Ausstellung den Voraussetzungen und Rahmenbedingungen nach, die es Ärzten erlaubten, mit »gewissenloser Gewissenhaftigkeit« am Menschen zu experimentieren.

Die Ausstellung beschäftigt sich zunächst mit den wissenschaftlichen und ideologischen Hintergründen der Versuche und mit ihrem örtlichen Rahmen, dem Konzentrationslager. Diese menschenverachtende Institution bildete den rechtsfreien Raum, in dem Menschen gegen ihren Willen zum Gegenstand von oft tödlichen Experimenten wurden.

Im Zentrum der Ausstellung stehen dann vier Versuche: Fleckfieberversuche (Buchenwald), Zwillingsversuche (Auschwitz), Gasbrandversuche (Ravensbrück), Unterdruckversuche (Dachau). Sie enthüllen ein breites Spektrum an wissenschaftlichen, militärischen, ideologischen und wirtschaftlichen Interessen. Sie geben eine Vorstellung vom furchtbaren Leiden der Opfer. Und sie zeigen die Täter, die diese Versuche an den ihnen ausgelieferten Menschen aus Ehrgeiz und Geltungssucht, Sadismus und Gewissenlosigkeit durchführten.

Abschließend richtet sich der Blick auf die Zeit nach 1945. Die Ausstellung informiert über den Umgang mit den Tätern und das weitere Schicksal der Opfer. Und sie stellt den »Nürnberger Ärztekodex« vom 20.8.1947 vor, der als wichtige Grundlage für die Selbstverpflichtung von Wissenschaftlern zur Einhaltung forschungsethischer Normen gilt.

Bisherige Stationen der Ausstellung: Erlangen, Bochum, Hilden,
Bamberg, Bonn, Berlin, Magdeburg, Regensburg, Oranienburg und Heidelberg.

Weitere Informationen:
www.gesch.med.uni-erlangen.de/gewissen/

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Weiterführende Lehrveranstaltungen
zum Themenschwerpunkt
»Widerstand und Verantwortung«

Teilnahmevoraussetzungen

Abkürzungen: V = Vorlesung, S = Seminar, PS = Proseminar, HS = Hauptseminar, OS = Oberseminar, L = Lektüre, Ü = Übung

S: Theologie zur Zeit
des Nationalsozialismus
L. Hell, Di 16.15–17.45, R 01-624, Forum 6
V: Ethik des Neuen Testaments
F. W. Horn, Fr 10.00–12.00, Hs 10, Forum
(Eingang Johann-Joachim-Becherweg 4)
V: Das Verhältnis von Kirche und Staat im frühen Christentum
H. Omerzu, Do 10.00–12.00, Hs 7, Forum 1
V: Von der Schrift bis zur Gegenwart – Verantwortung und Widerstand
L. Trepp, Mo 16.00–18.00, Hs 10, Forum
(Eingang Johann-Joachim-Becherweg 4)

V: Deutsche Exildramatik 1933–1945
C. Jakobi, Di 14.00–16.00, P 2 (Philosophicum)

HS: Ästhetik des Gegenwartstheaters: »Argentinische Dramatik seit den 60er Jahren, mit Schwerpunkt Gegenwart«
D. Janik, K. Röttger, Di 16.00–18.00,
P 4 (Philosophicum)

Ü: Widerstand und Vernichtung: Warschau im Zweiten Weltkrieg (mit Exkursion)
J. Kusber, H.-Ch. Petersen, Do 16.00–18.00,
R 01-718 (Philosophicum)
Geplant ist eine Exkursion nach Warschau während der Pfingsttage. Eine rechtzeitige Anmeldung im Sekretariat der Abteilung für Osteuropäische Geschichte, R 00-555 (Philosophicum) ist erforderlich.

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