Das Kyffhäuserdenkmal: Instrumentalisierung von rechts damals wie heute

Die Monarchie im Mittelpunkt: Symbolik der Propaganda

Landschaft mit Wald und Feldern vom Kyffhäuserdenkmal betrachtet.
Blick vom Kyffhäuserdenkmal. Das Denkmal ist eingebettet in eine rurale Landschaft aus Wäldern und Feldern. © Meike Starke

Im ersten Referat der Exkursion sprachen Aimée Hennecken und Simon Bienentreu über Vorgeschichte, Planung und Einweihung des Denkmals. Dabei wurden Informationen über den nationalträchtigen Ursprung des Gebietes vermittelt, über Bau und Finanzierung aufgeklärt und die pompöse Einweihungsfeier beschrieben.

Darauffolgend wurde eine Diskussion über Propaganda und Idee des Denkmals in Kleingruppen und im Plenum gestartet, inwiefern die Elemente „Reich“, „Preußen“, „Monarchie“ und „Volk in Waffen“ am Denkmal zu finden seien. Nach der Diskussion kam die Gruppe überein, dass das Denkmal ein Kontinuitätsnarrativ von Barbarossa hin zu Preußen darstellt und der preußisch-dynastische Monarchismus eine klar erkennbare Hauptrolle spielt. Das Denkmal weist ebenfalls eine dynastische Legitimationsformel für die Hohenzollern auf und stellt ihren Sieg und die Vereinigung Deutschlands dar.

Das unsichtbare Volk: Unterrepräsentation der tragenden Kriegervereine

Das Kyffhäuserdenkmal in Gänze frontal fotografiert. Unten sitzt eine große Statue des Barbarossa, ein alter Mann mit langem Bart, darüber trohnt vor einer Stele aus rotem Stein ein Reiterstandbild Kaiser Wilhelm I.
Das Kyffhäuserdenkmal in Frontalansicht. © Max Dietrich

Der Aspekt „Volk in Waffen“ hingegen konnte nicht am Denkmal wiedergefunden werden, obwohl dies eigentlich ein vom Volk bzw. den Kriegervereinen gestiftetes Denkmal ist. Das Opfer der einfachen Soldaten in den Einigungskriegen wurde nicht in das Denkmal mit aufgenommen und es erinnert mehr an ein Kaiserdenkmal als an ein Kriegerdenkmal, als welches es eigentlich geplant und deklariert wurde.

Das Denkmal warf in der Abschlussdiskussion die Frage auf, welche Bedeutung man den Schlangen und Kopfmasken beimessen sollte. In der Nachrecherche hat sich folgendes ergeben: „Der Sockel des Turmes wird von Kriegsfurien, züngelnden Schlangen und zähnefletschenden Kopfmasken beherrscht. Dies war eine symbolische Warnung an die Feinde des Deutschen Kaiserreichs, entsprechend dem damals vorherrschenden Zeitgeist des 19. Jahrhunderts.“ (Harz-Travel: Kyffhäuserdenkmal.)

Spurlos: DDR-Rezeption des Kyffhäuserdenkmals

Das zweite Referat von Tom Schlüter und Yannis Gürlich beschäftigte sich mit der Rezeption des Denkmals in der DDR und heute. Dazu wurden die Exkursionsteilnehmenden abermals beauftragt sich am Denkmal umzuschauen, um Merkmale einer DDR-Rezeption zu suchen. Im Innenraum des Denkmals befinden sich mehrere Steinplatten, auf denen man eine Kollage sieht, die die Menschheitsgeschichte hin zum Kommunismus darstellen. Weiterhin findet man ebenfalls die DDR-Hymne auf einer Steintafel in der Mitte.

Zur Verwunderung der Teilnehmenden, war dies die einzige Veränderung am Denkmal durch die DDR-Regierung. Anders als bei anderen preußisch-nationalistischen Denkmälern im Gebiet der DDR fand hier weder eine Zerstörung noch eine komplette Entkontextualisierung statt.

Gefahr für die Demokratie? Vereinnahmung durch rechte Bewegungen

Das Reiterstandbild Wilhelm I. seitlich von unten fotografiert. Im Hintergrund der rote Stein des Denkmals und blauer Himmel mit weißen Fetzenwolken.
Das Reiterstandbild Kaiser Wilhelm I. am Denkmal. © Max Dietrich

Zuletzt erfolgte eine Diskussion über eine Rede von Björn Höcke, die auf dem Kyffhäuser stattfand und auf eine geschichtsrevisionistische Art eine fehlende positive Identifikation der "Deutschen" mit der Vergangenheit anprangert. Unter dem Eindruck dieser Rede warf sich die Frage auf, inwiefern das Kyffhäuserdenkmal in seiner Form zu dieser Weltsicht beitragen könnte. Anlass dazu war, dass keine Informationstafeln, kritische Texte oder eine Kontextualisierung des Denkmals ausgestellt waren. Alltägliche Besucher*innen werden an diesem Ort nicht über das schwierige Erbe der Kaiserzeit aufgeklärt und ein von Höcke postuliertes Geschichtsbild hat kein Pendant auf dem Denkmal.

Daraufhin folgten einige Überlegungen der Student*innen hinsichtlich eines bewussten Umgangs mit dem Denkmal. Die Ideen umspannten dabei die ganze Bandbreite von Umdeutung z.B. als Friedensdenkmal über Kontextualisierung bis hin zu Brechung oder gänzlicher Zerstörung des Denkmals.

Blick von den Turmresten der angrenzenden Reichsburg Kyffhausen auf das Denkmal und die zugehörige touristische Infrastruktur. © Bastian Knautz

Text: Aimée Hennecken | Änderungen: Meike Starke