Das dem Zentralprojekt zeitlich nachgeordnete Teilprojekt 2 fokussiert für ausgewählte Schulen eine differenzierte, inhaltlich breitere Betrachtung des Umgangs mit Evidenz, um ein tieferes Verständnis der Befunde zu erschließen. Das Projekt verbindet zwei einander ergänzende methodische Zugänge, einen Interviewansatz und einen Netzwerkansatz.
Der Interviewansatz zielt zunächst darauf ab, die genutzten Informationen als tatsächlich genutzte Evidenzen inhaltlich näher zu bestimmen. Ein weiteres Erkenntnisinteresse ist die umfassende Betrachtung der Anlässe und Motivationen zur Nutzung der Evidenzen.
Der netzwerkanalytische Ansatz beabsichtigt eine Untersuchung der Leitidee, dass soziale Netzwerke in der Schule und über die Schulgrenzen hinweg ein zentraler Bestimmungsfaktor für die Rezeption und Nutzung evidenzbasierter wissenschaftlicher Erkenntnisse sind. Betrachtet man die Schule als "lernende Organisation", kommt den formellen und informellen Beziehungen der schulischen Akteure eine besondere Bedeutung für den Erhalt, die Akzeptanz und die Umsetzung von neuen Informationen zu. In den sozialen Netzwerken wird wesentlich über die Akzeptanz und die Handlungsrelevanz evidenzbasierten (Steuerungs-)Wissens verhandelt und entschieden. Soziale Netzwerke werden über zwei, aus der allgemeinen sozialwissenschaftlichen Netzwerkforschung hergeleitete Komponenten konkretisiert: innerschulische Gesamtnetzwerke und egozentrierte Netzwerke.
Die Interviews und Netzwerkanalysen des Teilprojekts 2 werden mit einer gemeinsamen Stichprobe von acht Schulen im Anschluss an das Zentralprojekt durchgeführt. Dazu werden die entsprechenden Schulen i. S. eines theoretical sampling mit extremen Ausprägungen der zentralen abhängigen Variable ausgewählt (intensive Nutzung wiss. Evidenz vs. geringe Nutzung wiss. Evidenz). Hinsichtlich der Schularten wird zunächst eine Stichprobe mit jeweils vier Gymnasien und vier berufsbildenden Schulen vorgesehen. In den ausgewählten Schulen werden jeweils fünf Leitfadengespräche geführt, wobei neben der Schulleitung Lehrer/innen befragt werden sollen. Die Erhebung der schulischen Gesamtnetzwerke verlangt eine Befragung des gesamten hauptamtlichen Personals der Schulen.