Neues DFG-Projekt: Communities von Syrerinnen und Syrern in Deutschland

Seit 2018 läuft am Geographischen Institut der Johannes Gutenberg-Universität Mainz unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Anton Escher ein multiperspektivisch angelegtes Forschungsprojekt, das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) über einen Zeitraum von drei Jahren gefördert wird. Im Mittelpunkt der Studie stehen die vielfältigen, dynamischen und differenzierten Communities von Syrerinnen und Syrern in Deutschland.

Die inzwischen etablierte digitale Welt mit ihren sozialen Medien sowie die veränderten politischen, rechtlichen, sozialen, ökonomischen und technischen Rahmenbedingungen in Deutschland haben dazu geführt, dass unterschiedlichste neue Communities entstehen und sich die bereits zuvor etablierten Migrantenvereine modifizieren. Dort finden Syrerinnen und Syrer Informationen zur lebensweltlichen Orientierung, zur Bewältigung ihrer alltäglichen Probleme und zur Erfüllung ihrer Lebensvorstellungen. Univ.-Prof. Dr. Anton Escher geht daher, gemeinsam mit seinen Mitarbeitern Dr. Marie Karner und Tim Nahtz, der Frage nach, wie Communities von Syrerinnen und Syrern mit geteiltem impliziten Wissen und mit gleichgerichteten Interessen in Deutschland entstehen und wirken?

Der geographisch-ethnographische Zugriff erfolgt über unterschiedliche Erhebungseinheiten, darunter Syrerinnen und Syrer, deren Kommunikationspartner und Vertreter bestehender Kollektive (Cultural Brokers, Singles, Paare, Familien, Clans, Ethnien, Vereine, Flüchtlingsorganisationen u.a.). Die Gesprächspartner werden mit unterschiedlicher Herkunft und Zugehörigkeit sowie unabhängig vom Asylstatus in ländlichen und urbanen Räumen aufgesucht. Die empirische Arbeit endet, sobald eine Sättigung bei der Erkenntnis über das Entstehen und Wirken unterschiedlichster Typen von Communities eintritt.

Der theoretisch-empirische Zugang ist Praktik- und digital-orientiert. Die gewählten Erhebungstechniken umfassen ero-epische Gespräche, narrative Interviews, teilnehmende Beobachtung und die Analyse gemeinschaftsbildender Aktivitäten im Internet. Interessen, Wissen, Kompetenzen und Strategien in den unterschiedlichen Communities werden über Praktiken, Routinen, Kommunikation und Erzählungen der Untersuchungseinheiten erhoben. Weitere Informationen zum Wirken von Communities liefern die von den Mitgliedern und Helfern sowie Institutionen ins Leben gerufenen Projekte für Syrerinnen und Syrer.

Basierend auf der empirischen Analyse der Lebenswelt von Syrerinnen und Syrern verfolgt das DFG-Projekt das Ziel, eine neue Community-Theorie zu entwickeln, mit der die interessengeleiteten Organisationsformen im digitalen Zeitalter verstehbar sind. Nähere Informationen finden Sie auf der Webseite der Arbeitsgruppe Migration und Diaspora: https://www.blogs.uni-mainz.de/fb09kulturgeographie/ag_migrationdiaspora/ .

Kontakt

Univ.-Prof. Dr. Anton Escher

escher@uni-mainz.de

Dr. phil. Marie Karner

m.karner@geo.uni-mainz.de

Tim Nahtz

tnahtz01@students.uni-mainz.de