Selbstdarstellung und sozialer Diskurs: zur Rolle von Theateraufführungen und Theater-Bildern in Später Republik und Römischer Kaiserzeit


Das Projekt ist Teil der Thematischen Area 3: Urbane Verdichtung

Die Stellung des Einzelnen, der familia oder der Klein-Gruppe im sozialen Gefüge einer Gemeinschaft ist kontinuierlich im Fluss. Die eigene Position in diesem Gefüge definieren, behaupten oder real/fiktiv verbessern zu wollen fungiert als Auslöser für eine (fortlaufende) diskursive Auseinandersetzung mit den als solchen wahrgenommenen Konkurrenten, (potentiell) Abhängigen und Höherstehenden, aber auch mit (z. T. diffusen) Erwartung(shaltung)en, Gewohnheiten und Traditionen. In solchen, mit der Herausforderung ‚Positionsbestimmung‘ verbundenen Auseinandersetzungen ist ein oft verwendeter Baustein die sog. Selbstdarstellung, welche unter Nutzung verschiedenartiger Ressourcen ausgeformt und ausgeführt wird. Zu letzteren gehört die Ausgestaltung des im eigenen Besitz befindlichen Umfeldes u.a. durch (un)bewegliche, kurz-/langfristig sichtbare bauliche und bildliche Elemente oder durch performative Akte. Das Projekt beschäftigt sich mit der Frage, welche Rolle Theateraufführungen und zwei-/dreidimensionale bildliche Fixierungen von Theateraufführungen – sei es in ausformulierter (Szenen), abgekürzter (einzelne Figuren) oder angedeuteter Form (Requisiten) – im Rahmen der in häuslichem und funerärem Umfeld geübten Selbstdarstellung spielten. Bestandteil der Untersuchung ist es, die verschiedenartigen mit ‚Theater-Bildern‘ und Performanzen verbundenen Aussagen und Funktionen aufzuschlüsseln; im Anschluss daran wird zu diskutieren sein, ob/inwiefern sich die Herausforderung ‚Positionsbestimmung‘ in einzelne, untereinander verzahnte, einander ergänzende oder auch unverbunden nebeneinander bestehende Herausforderungen oder Herausforderungsbestandteile aufgliedert und wie die genannten Aussagen/Funktionen mit diesen verknüpft sind. Das Projekt ist breitflächig angelegt, um sowohl allgemeine Dynamiken verfolgen als auch lokale Spezifika herausarbeiten zu können.

Hier in lockerer Form anzuschließen ist ein verwandtes Thema: unter Einbeziehung des studentischen Nachwuchses und in Zusammenarbeit mit Sebastian Grätz und Doris Prechel wird derzeit eine Sonderausstellung „Friedliche Spiele? (Wett)Kampf – Konflikt(Lösung), nicht nur in der Antike“ vorbereitet, welche an die XXXII. Olympischen Spiele anknüpft. Die Ausstellung setzt sich u.a. mit der Frage auseinander, ob sportlicher Wettkampf im Sinne einer Präventivmaßnahme (auch) dazu gedient haben könnte, Spannungen/Rivalitäten abzuleiten bzw. zu kanalisieren, die sich besonders in urban verdichteten Räumen sowie der Beziehung verschiedener Städte untereinander ergeben; beleuchtete Felder sind u. a. ‚Gewalt im Wettkampf‘, ‚Wettkampf im Krieg‘ und ‚Wettkampf statt Krieg?‘.

Stellung innerhalb der Area: Das stark auf soziale Fragen konzentrierte Teilprojekt findet durch den Fokus auf die Interaktion unterschiedlicher Individuen und Gruppen in Räumen urbaner Verdichtung seine natürlichen Partner in den Teilprojekten von Christine Walde (Lebenshilfe), Thomas Blank, Barbara Henning und Michael Hölscher (separate Gruppen) sowie Merav Mack (Jerusalem). Bilder als Quellen urbaner Sozialgeschichte werden ferner in den Teilprojekt von Johannes Lipps (Mogontiacum) untersucht.