Visualisierte Herausforderungen im römischen Hauskontext: Zur Konzeptualisierung von Zusammenleben in Tragödien- und Komödien-Darstellungen


Das Projekt ist Teil der Thematischen Area 3: Urbane Verdichtung

Ausgangspunkt des Projektes ist, dass die zahlreichen auf Tragödie oder Komödie verweisenden Darstellungen nicht nur einen Ausschnitt aus einem von der Bühne oder einer schriftlichen Fassung bekannten Theaterstück zeigen, sondern gleichzeitig auch Konstellationen des Zusammenlebens und zwischenmenschliche Interaktionen thematisieren bzw. konzeptualisieren. Mit diesen sind Herausforderungen verbunden, deren Spektrum sich von wiederkehrenden alltäglichen Problemen (z.B. Familienzwistigkeiten) bis hin zu einschneidenden einmaligen Erlebnissen (z.B. Vertreibung, Flucht) oder moralisch-ethischen Fragen (z.B. Rache) erstreckt.
Gegenstand des Projektes ist eine Untersuchung tragödien- und komödienbezogener Darstellungen im römischen Hauskontext. Ziel ist es, die potentiellen Bezugs- bzw. Assoziationsrahmen etwaiger Betrachter (also der Auftraggeber bzw. Käufer, Bewohner, Gäste u. a.) aufzuschlüsseln und so herauszuarbeiten, welche Themen und Aussagen mittels der Darstellungen in die durch Bilder und anhand von Bildern geführten Diskurse eingespeist wurden. Dabei ist u. a. zu fragen, welche (Lebens)situationen dargestellt und wie diese gestaltet sind, welche Arten von Herausforderung von Betrachtern mit den Darstellungen verbunden werden konnten, welche Personen(gruppen) jeweils in eine Situation bzw. Herausforderung involviert sind und welche Rolle sie in dieser spielen sowie welchen Lebens- bzw. Handlungsbereichen die fraglichen Herausforderungen zuzurechnen sind. Im Zentrum des Projektes steht eine Fallstudie zu den Häusern in Pompeji, die in einen geographisch, chronologisch und kontextuell breiteren Rahmen eingebettet wird, um den Befund auf Spezifität und Zeitgebundenheit zu überprüfen. Entsprechend werden zunächst die einschlägig ausgestatteten Häuser Pompejis in Einzelstudien untersucht, und sodann die Ergebnisse unter Einbeziehung unkontextualisierter Funde aus dem Stadtgebiet in einer Gesamtauswertung zusammengeführt. Anschließend wird dieses Ergebnis mit einer Spektrumsanalyse der überlieferten Tragödien- und Komödientexte verglichen und gefragt, welche Bestandteile des Spektrums im Rahmen der bildlichen Ausgestaltung von Häusern ausgewählt wurden. Abschließend soll der Befund in Pompeji dem Gesamtbestand aller derjenigen komödien und tragödienbezogenen Darstellungen gegenübergestellt werden, die zwischen dem 2.Jh. v. Chr. und dem 4.Jh. n. Chr. entstanden und im Gebiet Italiens in verschiedenen Kontexten verwendet wurden.
Mit der Analyse der bislang noch nicht unter den genannten Gesichtspunkten betrachteten theaterbasierten Darstellungen soll das Projekt einen Beitrag zu der Frage leisten, wie Mitglieder einer städtischen Gemeinschaft durch das Zusammenleben mit anderen Menschen entstehende Herausforderungen konzeptualisieren und welche Arten von Herausforderung hierbei im Fokus stehen.

Stellung innerhalb der Area: Das stark auf soziale Fragen konzentrierte Teilprojekt findet durch den Fokus auf die Interaktion unterschiedlicher Individuen und Gruppen in Räumen urbaner Verdichtung seine natürlichen Partner in den Teilprojekten von Christine Walde (Lebenshilfe), Thomas Blank, Barbara Henning und Michael Hölscher (separate Gruppen) sowie Merav Mack (Jerusalem). Bilder als Quellen urbaner Sozialgeschichte werden ferner in den Teilprojekt von Johannes Lipps (Mogontiacum) untersucht.