Elefant – E.4 – II.2 Tierkunde, Enzyklopädik

Der Abschnitt über den Elefanten im Buch der Natur Konrads von Megenberg folgt bis auf wenige Auslassungen, Hinzufügungen und Umstellungen seiner Vorlage, dem Liber de naturis rerum von Thomas von Cantimpré (in der sog. Thomas III-Redaktion). Wie Thomas III erwähnt auch Konrad die leichte Zähmbarkeit und das gute Gedächtnis, die Feindschaft mit dem → Drachen, die Keuschheit und die Wassergeburt, die Angst des Elefanten vor → Mäusen, die weiche Bauchhaut (im Kontrast zum harten Rücken, den Gestank, der andere Tiere in die Flucht schlägt, die hohe Lebenserwartung (300 Jahre), die Kälte des Elfenbeins, die Sanftmut gegenüber anderen Tieren, die dem → Schwein und dem Menschen vergleichbare Anatomie, die Kraft verbrannter Elefantenknochen, → Schlangen und Gift zu vertreiben, die Reizbarkeit des Elefanten durch rotes Wasser oder roten Wein, aber auch den Verlust der Tapferkeit in Gegenwart eines schreienden → Schweins. Nur der junge Elefant vermag seine Knie zu beugen, was bei Konrad von Megenberg auf die Pfaffen ausgelegt wird; diese Auslegung findet sich nicht in Thomas III, aber in der Einzelhandschrift R5 (Gottschall 2004, S. 216f.). Alte umgefallene Elefanten werden durch die jungen Elefanten wieder aufgerichtet (Konrad übersetzt hier übrigens das lateinische Fachwort für den Rüssel mit slauch oder ruezzel), ihre Gliederschmerzen lindern sie danach mit kaltem Wasser und Gras mit Honig. Elefanten trinken gern Wein, sie wachsen 40 Jahre lang, danach werden sie kälteempfindlich, wobei Konrad hier eine Aufforderung zum Vergleich mit dem jungen Gelehrten einfügt: Daz macht du aber geleichen den iungen gelerten laueten von dir selber (161,18). Neu gegenüber Thomas III sind noch folgende Eigenschaften: Elefanten zerstören ihr Elfenbein, wenn sie gejagt werden, sie sind unverwundbar außer am Nabel, sie orientieren ihr Verhalten an den Gestirnen, sie sind ewig dankbar gegenüber Wohltätern. Außerdem erwähnt Konrad die Elefantenfallen der → Drachen und legt diese auf den bösen Geist aus.

[Die Sonderzeichen in den Zitaten sind hier aufgelöst; in der pdf-Version sind sie erhalten].

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Ausg.: Konrad von Megenberg: Das ›Buch der Natur‹, ed. R. Luff/G. Steer, 2003, 159-161; Thomas von Cantrimpré: Liber de naturis rerum. Redaktion III (Thomas III), ed. Projektgruppe B2 des SFB 226 Würzburg-Eichstätt unter Leitung von B. K. Vollmann, [1992, masch.], 36f.

Lit.: D. Gottschall: Konrad von Megenbergs ›Buch von den natürlichen Dingen‹, 2004, bes. S. 216f.

Sabine Obermaier

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