Vortrag von Rachid Jai-Mansouri


Prof. Dr. Rachid Jai-Mansouri (Fès, Marokko)

Interkulturalität und Mehrsprachigkeit in Marokko

Abstract
Die marokkanische Kultur ist das Ergebnis einer Mischung mehrerer aufeinanderfolgender Zivilisationen seit der Antike und wurde ständig bereichert durch den Kontakt mit Subsahara-Afrika, mit dem Nahen Osten, mit der arabisch-islamischen Welt und Europa: Marokko war zunächst Siedlungsgebiet der Phönizier und wurde vom germanischen Stamm der Vandalen durchzogen. Seine Nordspitze fiel dann wieder an das Byzantinische Reich, ehe es im späten 7. Jahrhundert islamisiert wurde. Andererseits hat die Abfolge der Dynastien und Reiche in Marokko den Handel mit Subsahara-Afrika und Europa verstärkt und die Beziehungen mit den benachbarten Völkern gefördert.

Aufgrund seiner geographischen Lage ist Marokko eine Brücke zwischen Afrika und Europa und wird als kulturelles Bindeglied zwischen der EU und der arabischen Welt angesehen. Die Öffnung seiner Bevölkerung auf andere Kulturen machte davon ein Land der kulturellen Vielfalt und der Interkulturalität.

Dieser Beitrag hat es sich zum Ziel gesetzt, den Kulturkontakt zwischen Menschen mit unterschiedlicher kultureller Identität zu untersuchen und die grundlegenden interkulturellen Faktoren herauszuarbeiten, die die Konstruktion der nationalen Identität der Marokkaner mitbestimmen. In diesem Zusammenhang werden die Sprachen und Varietäten vorgestellt, die in Marokko oder von Marokkanern gesprochen werden. Es handelt sich in erster Linie um den Stellenwert des Arabischen und der Berbersprachen ebenso wie um die Entstehung und Entwicklung individueller und gesellschaftlicher Mehrsprachigkeit unter besonderer Berücksichtigung von Diglossien.

Abschließend sollen die wichtigsten Sprach- und Kulturkontakte sowie die daraus resultierenden Konflikte exemplarisch angesprochen werden.