Projekt NAMENWECHSEL (Phase 2)

Transgressive Selbstbenennungspraktiken:
Differenzmarkierung durch freien Rufnamenwechsel
in Schweden

Das Teilprojekt untersucht aus onomastischer Perspektive die Selbstkategorisierung
von Menschen durch Rufnamenwechsel. Rufnamen als wichtigste sprachliche
Menschenetiketten indizieren neben anderen Markern wie Kleidung und Habitus soziale
Zugehörigkeiten und leisten dadurch einen entscheidenden Beitrag zur Humandifferenzierung.
Da Namen semantisch leer sind, eignen sie sich umso mehr, soziale Zugehörigkeiten
wie Geschlecht, Schicht, Alter, Religion, Ethnizität etc. zu markieren. Der selten gegebene
und hier zu untersuchende Akt des freien Namenwechsels und der Selbstbenennung ermöglicht
die Einschreibung von Differenzen in die eigene Person; die Fremdkategorisierung
durch den bei der Geburt vergebenen Namen wird durch eine Selbstverortung innerhalb verschiedener
Kategorien überwunden und ersetzt. Das Projekt will erforschen, welche kategorialen
Zugehörigkeiten durch die Selbstbenennung stark gemacht werden, wenn ein freier
Namenwechsel gesetzlich ermöglicht und staatlicherseits sogar gefördert wird. Dies ist in
Schweden ausgeprägt der Fall: Das schwedische Namensrecht erlaubt eine äußerst liberale
und komfortable Handhabung des Namenwechsels. Im Projekt sollen die selbst gewählten
Namen nicht – wie in der ersten Projektphase – entlang nur einer gesetzten Leitdifferenz
analysiert werden. Vielmehr richtet sich der Fokus auf diejenigen sozialen Zugehörigkeiten,
die von den Akteuren selbst durch ihre neuen Namen relevant gesetzt werden sowie auf diejenigen,
die unsichtbar gemacht werden sollen (doing & undoing difference).