Wintersemester 2015/2016

Die drei Vorlesungsreihen der Themenschwerpunkte sind für alle Universitätsangehörigen, für die Öffentlichkeit und für immatrikulierte Studierende aller Fachbereiche geöffnet.

Die Vorlesung des Master-Schwerpunkts ist nur für immatrikulierte Studierende aller Fachbereiche und für registrierte Gasthörerinnen und Gasthörer geöffnet.

Die BA-Übungen sind nur für die Studierenden geöffnet, in deren Bachelor-Studiengang ein Modul des Studium generale integriert ist.

Die Master-Übungen sind nur für die Studierenden geöffnet, in deren Master-Studiengang ein Modul des Studium generale integriert ist.

Informationen zum Konzept der Module

Lehrveranstaltungen im Wintersemester 2015/2016


Themenschwerpunkt: Identitäten. Kontinuität und Wandel

Wer bin ich für mich und wer bin ich für andere? In unserem Identitätsgefühl erfahren wir unser spezifisches Verhalten, Denken und Erleben als eine innere Einheit – durch persönliche Veränderungen, wechselnde Umgebung und fortschreitende Zeit hindurch. Die individuelle Identität entwickelt sich durch Selbsterkenntnis und Selbstgestaltung sowie durch Interaktion mit anderen in einem sozio-kulturellen Umfeld. Mit dem gesellschaftlichen Wandel und der Individualisierung in der Moderne büßten vertraute Bindungsgaranten wie Religion, Vaterland, Klasse, soziales Geschlecht und Familie ihre identitätsstiftende Kraft ein. Damit verlor die Identität ihren engen Bezug zur Kontinuität und wurde nun in der Wissenschaft als momentaner Zustand, als vom Subjekt bewusst zu leistende Aufgabe und als lebenslanger, offener Prozess beschrieben.
Durch zunehmende Globalisierung und Migrationsbewegungen haben sich im 21. Jahrhundert die Angebote zur Identitätsentwicklung multipliziert. So stehen uns heute vielfältige Orientierungsmuster aus unterschiedlichen Kulturen, Religionen und Gesellschaften zur Verfügung. Begriffe wie Patchwork-Identität, multiple oder hybride Identität versuchen die Vielschichtigkeit von Identitätsbildungen zu beschreiben. Das Überangebot an Optionen führt aber auch zu Orientierungslosigkeit und Identitätsdiffusion. Das erhöht die Gefahr der Hinwendung zu Traditionalismus und Fundamentalismus. Wer bin ich und wer sind wir? Wie stark wirken unsere sozio-kulturellen Prägungen? Wie nachhaltig beeinflussen erfahrene Gruppenzugehörigkeit und erlernte kulturelle Traditionen unsere Identität? In multikulturellen Gesellschaften wird die kulturelle Identität von Minderheiten als wichtiges Argument für mehr Anerkennung, für das Recht auf Ausübung eigener Traditionen und Sprache eingesetzt. Durch Sprache, in Form einer erzählten Lebensgeschichte, kann personale Identität Gestalt annehmen. Ein gefestigtes Selbst, eine reflektierte Identität sind wichtige Voraussetzungen für gelingende Kommunikation und einen offenen Umgang mit Anderen und Fremden.
Konzepte und Formen von Identität werden in Psychologie, Soziologie und Pädagogik analysiert. Kultur-, Religions- und Literaturwissenschaften untersuchen identitässtiftende kulturelle Traditionen und Orientierungsrahmen.
In unserer interdisziplinären Vorlesungsreihe sollen ihre Forschungsergebnisse vorgestellt und die Spannungsfelder von Identitäten zwischen Kohärenz und Flexibilität, Kontinuität und Wandel diskutiert werden.

Vorlesungsreihe, Montag, 18-20, Hörsaal N 1 (Muschel)
BA-Übungen zur Vorlesungsreihe: Dienstag,10-12, und Dienstag, 14-16
Master-Übungen: Kultur und Kulturbegegnung: Dienstag, 16-18, und Mittwoch, 14-16

Themenschwerpunkt: Nanokosmos: Die Welt im Kleinsten
Der Begriff Nanokosmos umschreibt die Welt auf der Größenskala von milliardstel Metern. Unter der gemeinsamen Vorsilbe "Nano" hat sich seit einigen Jahren eine Wissenschaftslandschaft formiert, in der Physik, Chemie, Biologie, Medizin und Technikwissenschaften aufeinandertreffen. Nanowissenschaft und Nanotechnologie bilden ein interdisziplinäres Arbeitsfeld an der Schnittstelle dieser Disziplinen auf atomarer und molekularer Ebene. Ihr leitender Gedanke ist die Kontrolle und Beeinflussung von Materie und biologischen Prozessen auf der Nanometerskala, d. h. bis hinein in den Größenbereich von Proteinen, Molekülen und Atomen.
Grundlegende Lebensprozesse spielen sich im Nanometerbereich (nm) ab. Subzelluläre Strukturen, der Durchmesser der DNA, einige Viren oder auch Feinstrukturen von Oberflächen bewegen sich in dieser Größenordnung. Im Gegensatz zur makroskopischen Welt, in der sich Materie nach den klassischen physikalischen Gesetzen verhält, weisen bestimmte Strukturen unterhalb 100 nm Ausdehnung bereits quantenmechanische Effekte auf. Stoffe verändern beispielsweise ihre charakteristischen mechanischen, optischen oder elektronischen Eigenschaften.
Vieles befindet sich noch im Stadium der Grundlagenforschung, in das Entwicklungspotenzial der Nanotechnologie werden aber große Hoffnungen gesetzt: Nanotechnologie als Querschnittstechnologie ermöglicht heute bereits in etlichen Bereichen innovative Produkte und Anwendungen. Langfristig stellt sie sogar die Lösung großer Menschheitsprobleme wie Viruserkrankungen und Krebs oder die Befriedigung steigenden globalen Energiebedarfs bei gleichzeitiger Ressourcenschonung in Aussicht. Mögliche Risiken für Gesundheit und Umwelt durch die Ausbreitung synthetischer Nanopartikel, der mit dem nanotechnologischen Denken verbundene physikalische Reduktionismus bis hin zu quasi 'demiurgisch' anmutenden Visionen einzelner Wissenschaftler wecken aber auch vielfältige Ängste.
Unsere interdisziplinäre Vorlesungsreihe will Einblicke in verschiedene Zweige der Nanoforschung geben sowie ethische und gesellschaftliche Aspekte der Nanotechnologie diskutieren.

Vorlesungsreihe, Dienstag, 18-20, Hörsaal N 1 (Muschel)
BA-Übungen zur Vorlesungsreihe: Mittwoch, 12-14, und Mittwoch, 14-16

Themenschwerpunkt: Tod und Sterben
Sterben und Tod beschäftigen den Menschen, fordern heraus und faszinieren. Mythen, Religionen und Philosophien ordnen das Lebensende in Sinnzusammenhänge ein. Rituale und kulturelle Praktiken verankern es lebensweltlich und thematisieren Umgangsweisen und Einstellungen. Die Unausweichlichkeit des Todes ist für viele Menschen Quelle von metaphysischer Angst, diffusem Unbehagen oder ernster Sorge um Angehörige. Für die Gegenwart wird dagegen oft eine Verdrängung des Themenkomplexes aus Bewusstsein und Alltag der Menschen konstatiert. Zugleich bewirken aktuelle Entwicklungen jedoch zunehmenden Bedarf an Reflexion: das Anwachsen wissenschaftlicher Erkenntnisse über Sterben und Tod, neue technische Möglichkeiten am Lebensende, die Pluralisierung von Lebensentwürfen und die Ablösung von Konventionen und Traditionen auch im Umgang mit Trauer und Tod, die Forderung nach rechtlichen Regelungen für umstrittene Praktiken wie etwa die Suizidbeihilfe, der steigende Bedarf an Geronto- und Palliativmedizin in einer alternden Gesellschaft, der Umgang mit toten Körpern in Kunst und Wissenschaft. Solche Veränderungen fordern neue Antworten auf die Fragen nach unserem Umgang mit Sterben und Tod, unseren Möglichkeiten der Einflussnahme und unseren gesellschaftlichen und individuellen Vorstellungen, Praktiken und Normen.
Die interdisziplinäre Vortragsreihe thematisiert diese Entwicklungen aus der Sicht von Biologie und Medizin, Soziologie und Psychologie sowie von Philosophie, Religions- und Kulturwissenschaft und diskutiert ethische, rechtliche und praktische Fragen des Lebensendes.

Vorlesungsreihe "Mainzer Universitätsgespräche", Mittwoch, 18-20, Hörsaal N 1 (Muschel)
BA-Übungen zur Vorlesungsreihe: Montag, 10-12, und Montag, 12-14

Master-Schwerpunkt: Grundlagen wissenschaftlicher Erkenntnis
Vorlesung: Wahrheit und Wirklichkeit in den Wissenschaften, Donnerstag, 16-18
In der Vorlesung „Wahrheit und Wirklichkeit in den Wissenschaften“ geht es um Fragestellungen, die auf den ersten Blick scheinbar nur ein philosophisches Fachpublikum angehen. Dazu zählen Fragen, die eng miteinander zusammenhängen und sich als Leitfaden durch die gesamte Vorlesung ziehen werden: Was ist Wissen? Was ist Wissenschaft? Was ist Wissenschaftstheorie? Wie ist Erkenntnis möglich? Welche Bedeutung verbindet sich mit dem Begriff der Wahrheit? Und schließlich: Welches Verhältnis besteht zwischen wissenschaftlichen Theorien und Modellen einerseits und der außerwissenschaftlichen Realität andererseits?
Anscheinend haben Wissenschaftler, die ganz unterschiedliche Disziplinen bearbeiten - oder Studierende, die ganz unterschiedliche Fächer studieren - mit Fragen dieser Art nur wenig zu tun; Philosophinnen und Philosophen einmal ausgenommen. Bei näherer Betrachtung zeigt sich jedoch, dass an bestimmten Stellen ihrer Tätigkeit alle Wissenschaftler auf Grundlagenprobleme stoßen, die direkt an die Wissenschaftsphilosophie grenzen und die dann unter anderem die oben erwähnten Fragen aufwerfen.
Die Vorlesung versteht sich also primär als Einführungsveranstaltung für Nicht-Philosophen. Aber auch Studierende der Philosophie können von ihr profitieren, insofern ihnen Bekanntes in neuartiger Form dargestellt wird. Die Vorlesung geht zwar von philosophischen Fragestellungen aus; sie wendet diese in Form konkreter Beispiele aber zugleich auf verschiedene Wissenschaftsgebiete an. Die Veranstaltung ist als Überblicksvorlesung konzipiert, die dann erfolgreich ist, wenn es ihr gelingt, die allgemeinen Grundlagen wissenschaftlicher Erkenntnis auf anschauliche Weise einsichtig zu machen. Zu der Veranstaltung, in der übrigens auch die Möglichkeit zur gemeinsamen Diskussion besteht, sind Hörer aller Fakultäten und Fachgebiete herzlich eingeladen.

Master-Übungen: Wie Wissen gemacht wird. Tatsachen, Theorien und Revolutionen: Montag, 12-14, und Montag, 14-16

Die Themenschwerpunkte des Studium generale werden jedes Semester wechselnd zu neuen Fragestellungen konzipiert. Die Module des Studium generale müssen nicht in einem bestimmten Semester studiert werden. Sofern der jeweilige Studiengang es zulässt, können die Studierenden auch ein Thema wählen, das erst im nachfolgenden Semester vom Studium generale angeboten wird. Um eine breitere Themenauswahl zu ermöglichen, weisen wir bereits auf die Themenschwerpunkte des nächsten Semesters hin:

Vorschau auf die Themenschwerpunkte des Sommersemesters 2016