Prof. Dr. Dieter Kramer – Vortragsexposé – Sommersemester 2007

Themenschwerpunkt des Studium generale
Konflikt und Kommunikation: Grundprobleme der Kulturbegegnung"

Prof. Dr. Dieter Kramer (Wien/Frankfurt a. M.)

Konflikte um die Andersheit? Kultur und Konfliktmoderation

Montag, 9. Juli 2007, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)

Die Ethnologie bestätigt die Vermutung, dass in zahlreichen Fällen kriegerische Gewalt Bestandteil der Beziehungen zwischen Gemeinschaften ist. Sie belegt aber andererseits auch, dass vielfältige Strukturen der Konfliktmoderation meist dafür sorgen, dass solche kriegerischen Konflikte "eingehegt" werden und trotz der prinzipiellen Unsicherheit bezüglich des Ausganges nicht (oder nur selten) in totaler Vernichtung enden. Auch aktuell hat Konfliktmoderation unter Berücksichtigung kultureller Aspekte Konjunktur. Zwecks Vermeidung kriegerischer Gewalt, aber auch zur Stabilisierung mühsam erreichter Waffenstillstände wird Kultur bemüht. Der Streit darüber, ob ethnisch-kulturelle (religiöse) Unterschiede Ursache für Konflikte sind oder nur Begleiterscheinungen des Kampfes um soziale oder politische Privilegien, wird angesichts ständig neuer "kleiner" Konflikte immer wieder aufbrechen. Ausgehend von der Erfahrung, dass ein Nebeneinander von Gemeinschaften mit großen kulturellen Unterschieden historisch möglich war und es auch heute ist, lässt sich pragmatisch über die Vermeidung (oder Moderation) von gewaltförmigen Konflikten mit ethnisch-kulturellen Komponenten reden.

Dr. Dieter Kramer, ao. Prof. Universität Wien, Jg. 1940. Kulturwissenschaftler/Europäischer Ethnologe, Studium in Mainz und Marburg (Germanistik, Volkskunde/Europäische Ethnologie, Wissenschaftliche Politik, Soziologie). 1977 bis 1990 im Dezernat Kultur und Freizeit der Stadt Frankfurt am Main bei Hilmar Hoffmann, bis Juni 2005 Oberkustos im Museum für Völkerkunde (jetzt Museum der Weltkulturen) der Stadt Frankfurt am Main, zeitweise als wissenschaftlicher Referent des Präsidenten des Goethe-Instituts in München tätig. 1987 Habilitation an der Universität Wien im Fach Europäische Ethnologie. Mitglied des Kuratoriums der Römerberggespräche Frankfurt am Main. 2006/07 Sachverständiges Mitglied der Enquete-Kommission "Kultur in Deutschland" des Deutschen Bundestages. Derzeit Gestaltung von Ausstellungen der "Galerie Migration" des Historischen Museums Frankfurt/M. Veröffentlichungen zu Europäischer Ethnologie, Tourismus, Museumswesen, Kulturpolitik und zur Rolle der Kultur in der internationalen Politik.

Wichtigste Publikationen: Alte Schätze und neue Weltsichten. Museen als Orientierungshilfe in der Globalisierung. Frankfurt am Main: Brandes und Apsel 2005. – Aus der Region – für die Region. Konzepte für einen Tourismus mit menschlichem Maß. Wien: Deuticke 1997. – Handlungsfeld Kultur. Zwanzig Jahre Nachdenken über Kulturpolitik Hagen/Essen: Kulturpolitische Gesellschaft/Klartext Verl. 1996 (Edition Umbruch Bd. 8) Theorien zur historischen Arbeiterkultur. Marburg/Lahn: VAG 1987. – Der sanfte Tourismus. Umwelt- und sozialverträglicher Tourismus in den Alpen. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1983.

Abschlussvortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Elmar Holenstein (Professor em. für Philosophie, ETH Zürich)
Von der Relativität des sprachlichen Relativismus
Montag, 16. Juli 2007, 18.15 Uhr, N 3 (Muschel)