Prof. Dr. Wolfgang Prinz – Vortragsexposé – Wintersemester 2004/2005

Studium generale – Mainzer Universitätsgespräche
Themenschwerpunkt »Wie frei ist der Mensch?«

Prof. Dr. Wolfgang Prinz (München)

Kritik des freien Willens:
Warum es ihn eigentlich nicht gibt, praktisch aber doch

Mittwoch, 27. Oktober 2004, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)

Wir leben in dem Verständnis, dass wir uns frei entscheiden können und dass wir uns auch immer anders entscheiden können, als wir es tatsächlich tun (Freiheitsintuition). Was lässt sich über Freiheitsintuitionen aus wissenschaftlicher Sicht sagen? Zur Beant­wortung dieser Frage werden drei Thesen entwickelt: (1) In der wissenschaftlichen Psychologie ist für den freien Willen als theoretisches Konstrukt kein Platz. (2) Freiheitsintuitionen sind soziale Institutionen im Dienste der kollektiven Regulierung individuellen Handelns. (3) Freiheitsintuitionen sind keine Selbsttäuschungen. Sie sind psychologisch wirksam und erfüllen wichtige soziale Funktionen.

Wolfgang Prinz studierte Psychologie, Philosophie und Zoologie an der Universität Münster (Abschluss 1966 mit dem Diplom in Psychologie). Während des Studiums Tätigkeit am Lehrstuhl für Psychologie bei Wolfgang Metzger. 1966–1975 Wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Kognitionspsychologie am Psychologischen Institut der Ruhr-Universität Bochum bei Oskar Graefe. 1970 Promotion zum Dr. phil. an der Abteilung für Philosophie, Pädagogik, Psychologie der Ruhr-Universität Bochum. 1975–1990 Ordentlicher Professor für Psychologie an der Univer­sität Bielefeld. 1982–1989 Wissenschaftlicher Direktor am Zentrum für interdisziplinäre For­schung der Universität Bielefeld. 1990–1998 Ordentlicher Professor an der Ludwig-Maximilians-Univer­sität München (Lehrstuhl für Psychologie und Philosophie). Seit 1990 Direktor am Max-Planck-Institut für Psychologische Forschung, München (seit Anfang 2004 Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften). 1993 erhielt er den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Wahrnehmung, Handlung, Aufmerksamkeit und Bewusstsein.

Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Dr. h.c. Bert Hölldobler
(Prof. für Verhaltensphysiologie und Soziobiologie, Biozentrum, Universität Würzburg)
Die Ablehnung des Fremden: Evolutionsbiologische Wurzeln der Xenophobie
Mittwoch, 10. November 2004, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)