Prof. Dr. Wojciech Bałus – Vortragsexposé – Wintersemester 2006/2007

Das Institut für Kunstgeschichte und das Studium generale laden zu folgendem Vortrag ein:

Prof. Dr. Wojciech Bałus (Krakau)

Gotik ohne Gott ?
Die (Wieder)Entdeckung der mittelalterlichen Symbolik und Ikonographie im 19. Jahrhundert

Mittwoch, 6. Dezember 2006, 18.15 Uhr
Hörsaal des Instituts für Kunstgeschichte (Binger Straße 26)

Lange Zeit betrachtete man die kirchliche Baukunst des 19. Jahrhunderts als Architektur ohne symbolische Bedeutung, als „Gotik ohne Gott“ (A. Kamphausen). Zur Zeit des Historismus entstanden jedoch zahlreiche Abhandlungen über die Ikonographie und Symbolik des Kirchengebäudes. Auf der einen Seite versuchte man die allgemeingültigen Wurzeln für den Entwurfprozess in den geometrisch-kosmischen Regeln zu finden, auf der anderen Seite versuchte man dagegen die Bedeutung des ganzen Gotteshauses und seiner einzelnen Teile mit Hilfe der theologischen und liturgischen Quellen des frühen Christentums und Mittelalters zu entziffern. Der Vortrag präsentiert die Ergebnisse eines größeren Forschungsprojekts zum Thema Kirchensymbolik im 19. Jahrhundert.

Ausgewählte Literatur:
Catherine Brisac, Jean-Michel Leniaud, Adolphe-Napoléon Didron ou les media au service de l’art chrétien. In: „Revue de l’art” 77 (1987), S. 33-42; Marc Saboya, Du symbolisme dans l’architecture: Les Annales archéologiques (1844-1870) et la Revue générale de l’architecture et des travaux publics (1839-1890). In: Massoneria e architettura. Convegno di Firenze 1988, hrsg. Carlo Cresti, Foggia 1989, S. 231-233; Wojciech Bałus, Zwischen Stilsprache und archäologischer Treue: Zur Symbolik des Kirchenge¬bäudes im 19. Jahrhundert. In: „Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst” 3. F., 51 (2000), S. 229-242; ders., Das Kruxifix an der Fassade. Prolegomena zur Ikonographie der Kirchenbaukunst im 19. Jahrhundert. In: „Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte” 52 (2002), S. 131-151; ders., Introduction: Art, Religion, Confessions, Nations and Politics. In: „Centropa. A Journal of Central European Architecture and Related Arts” 3 (2002), S. 178-182; ders., Joris-Karl Huysmans „La Cathédrale“ and the Symbolical Interpretation of the Gothic cathedral in the 19th Century. In: „Artibus et Historiae“, [im Druck].

Wojciech Bałus:
Studium der Kunstgeschichte und Philosophie in Krakau, seit 1985 tätig an der Jagiellonen-Universität zu Krakau, 1990 Promotion, 1987 Habilitation, seit 2000 Direktor des Kunsthistorischen Instituts. 1997 Gastdozent an der Universität Kiel, 1999-2005 Lehrauftrag an der Nikolaus-Kopernikus Universität zu Thorn. Präsident des polnischen Nationalkomitees des Corpus Vitrearum. Buchveröffentlichungen u.a.: Mundus melancholicus, Kraków 1996; Krakau zwischen Traditionen und Wegen in die Moderne. Zur Geschichte der Architektur und der öffentlichen Grünanlagen im 19. Jahrhundert, Stuttgart 2003. Mitglied des Beirats der Zeitschrift „Centropa. A Journal of Central European Architecture and Related Arts” (USA).