Prof. Dr. Jochen Kaiser – Vortragsexposé – Sommersemester 2006

FORSCHUNGSKOLLOQUIUM DES PSYCHOLOGISCHEN INSTITUTS
Das Psychologische Institut und das Studium generale laden zu folgendem Gastvortrag ein:

Prof. Dr. Jochen Kaiser
(Institut für Medizinische Psychologie, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main)

Kortikale Schwingungsaktivität bei auditorischen Wahrnehmungs- und Gedächtnisprozessen

Mittwoch, 12. Juli 2006, 16.15 Uhr, Hörsaal 03-428
Psychologisches Institut, Staudingerweg 9

Kortikale oszillatorische Aktivität wird als mögliches Korrelat der Synchronisierung kortikaler Netzwerke angesehen, die an höheren kognitiven Funktionen beteiligt sind. Wir untersuchten induzierte Schwingungsaktivität im Magnetenzephalogramm (MEG) während der Verarbeitung verschiedener Geräuschmerkmale. Ein statistisches Wahrscheinlichkeitsmapping wurde angewendet, um Frequenzbereiche mit reiz- oder aufgabenbezogenen Aktivitätsanstiegen zu identifizieren. Eine Reihe von Studien ergab erhöhte Spektralamplituden im Gammaband-Bereich (ca. 30–90 Hz) über posterior temporo-parietalen Regionen während der Verarbeitung von auditorisch räumlicher Information, wohingegen Geräuschmuster eher mit erhöhter Gamma-Aktivität über anterior temporalen und inferior frontalen kortikalen Arealen assoziiert war. Diese Befunde, die sowohl während passiver Veränderungswahrnehmung als auch in aktiven Kurzzeitgedächtnisaufgaben auftraten, unterstützen die Annahme getrennter auditorischer "Wo-" und "Was-Pfade" analog zur Organisation des visuellen Systems. Zusätzlich ermöglichen oszillatorische Signale eine Analyse der zeitlichen Dynamiken von Aktivitäten sowohl in sensorischen als auch in höheren, möglichen Exekutivregionen.