Prof. Dr. Martin Heidenreich – Vortragsexposé – Sommersemester 2006

STUDIUM GENERALE: MAINZER UNIVERSITÄTSGESPRÄCHE
"INFORMATION – WISSEN – BILDUNG"

Prof. Dr. Martin Heidenreich
Jean Monnet Lehrstuhl für Europäische Sozialforschung, Universität Bamberg

Die Debatte um die Wissensgesellschaft

Mittwoch, 31. Mai 2006, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)

Die heutige Arbeitsgesellschaft lässt sich immer weniger als Industriegesellschaft verstehen. Im Zentrum der Arbeitsgesellschaft steht nicht mehr die industrielle Fertigung standardisierter Güter durch lohnab¬hängige Beschäftigte. Immer bedeutsamer wird die Organisation sozialer Beziehungen – vor allem durch wissens- und kommunikationsintensive Dienstleistungen. Dies wird von einigen Autoren als Entwicklung in Richtung einer Wissensgesellschaft interpretiert. In einer solchen Gesellschaft hängt die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit nicht mehr in erster Linie von dem verfügbaren Arbeits- oder Kapitalvolumen ab, sondern von der Organisation sozialer Beziehungen und von der Bereitschaft, tradierte und eingelebte Anschauungen und Erwartungen auf den Prüfstein zu stellen.
In der Veranstaltung sollen vier Facetten der entsprechenden Debatte diskutiert werden. Einleitend wird die Debatte um die Wissensgesellschaft und ein eigenes analytisches Konzept vorgestellt, anschließend wird die Dynamisierung organisatorischer Wandlungsprozesse („lernende Organisationen“) und die damit einhergehende Zunahme wissensintensiver Tätigkeiten beschrieben. Auf institutioneller Ebene geht dies mit dem Wandel der bisherigen, vorwiegend nationalstaatlichen Regulationsstrukturen der Arbeitsgesellschaft einher; hierauf verweisen die Debatten über die Krise des Flächentarifvertrags, die Erosion der dualen Berufsausbildung und die Krise der bisherigen sozialstaatlichen Absicherungen. Anschließend werden einige Facetten dieser institutionellen Veränderungen diskutiert. Abschließend wird der Wandel regionaler und nationaler Innovationsregime beschrieben, der mit der Globalisierung der Wirtschaft und der Entwicklung „lernbereiterer“, vernetzter Organisationsstrukturen einhergeht.

Prof. Dr. Martin Heidenreich, Studium der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften in Bielefeld, Bologna und Paris. Promotion und Habilitation in Bielefeld. Professor für Sozialwissenschaftliche Europaforschung an der Universität Bamberg, Jean-Monnet-Chair for European Studies in Social Sciences. Forschungsschwerpunkte: Arbeits-, Regional- und Wirtschaftssoziologie; Europaforschung. Aktuelle Veröffentlichungen: Regional Innovation Systems: The role of governance in a globalized world, London 2004; Europa nach der Osterweiterung, Berlin 2005; Europäisierung sozialer Ungleichheit, Frankfurt 2006.

Nächster Vortrag dieser Reihe:
Prof. Dr. Ernst Peter Fischer (Professor für Wissenschaftsgeschichte, Universität Konstanz):
Welche Naturwissenschaft braucht der gebildete Mensch?
Mittwoch, 14. Juni 2006, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)