Prof. Dr. Achatz von Müller – Vortragsexposé – Sommersemester 2006

STUDIUM GENERALE: MAINZER UNIVERSITÄTSGESPRÄCHE
"INFORMATION – WISSEN – BILDUNG"

Prof. Dr. Achatz von Müller (Basel)

Törichte Wissenschaft?
Klassische Bildung zwischen Selbstkritik und Wissenschaftsentfesselung

Mittwoch, 10. Mai 2006, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)

Die wichtigste europäische "Erfindung" war die Universität. Sie disziplinierte, transzendierte und entwickelte den kulturellen Schatz individuellen und gesellschaftlichen Wissens zur "Wissenschaft". Grundlage dieser europäischen Disziplinierung und Verstetigung des Wissens waren stets die Geisteswissenschaften, ob sie nun als Quadrivium der "artes liberales", als "studia humanitatis", "humanities" oder eben "Geistes- und Kulturwissenschaften" figurierten. Ihre Funktion war es offenbar, sowohl den methodischen Diskurs als auch den geschichtlichen und gesellschaftlichen Ort von Wissenschaft kritisch zu sichern. – Was bedeutet es für den Prozess der "Verwissenschaftlichung der Welt", wenn eben diese Funktion nicht mehr als bedeutsam empfunden wird? Wenn die geisteswissenschaftlichen Grundlagen aller Wissenschaft in das Prokrustesbett des ökonomischen und gesellschaftlichen Nutzens gepresst werden? Wenn – mit einem Wort – "die Wissenschaft" genötigt wird, ihre kritische Basis zu verlassen, um endlich ganz und gar produktiv zu werden?

Achatz von Müller, geb. 1943. Studium der Rechtswissenschaften, Geschichte, Soziologie, Literaturwissenschaften in Berlin, Florenz, Hamburg. Promotion 1975, Assistent im Bereich Geschichte des Mittelalters in Hamburg, Professur Universität Kassel (1979–1983), Geschichtsfernsehen WDR Köln. Seit 1989 ordentlicher Professor für Geschichte an der Universität Basel.

Forschungsschwerpunkte: Stadt-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Studien zu Sozialmoral, Kulturökonomie, Bildgeschichte, Ritualforschung, Intellectual History in den Bereichen Mittelalter und Renaissance.

Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Dr. Ernst Pöppel
(Professor für Medizinische Psychologie, Ludwig-Maximilians-Universität München)
Drei Welten des Wissens – Koordinaten einer Wissenswelt
Mittwoch, 24. Mai 2006, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)