Prof. Dr. Klaus E. Müller – Vortragsexposé – Sommersemester 2006

Themenschwerpunkt des Studium generale
"URSPRUNGSMYTHEN"

Prof. Dr. Klaus E. Müller (Frankfurt a. M.)

Gottes Ungenügen. Mythen von der Erschaffung der Welt, des Menschen und der Bedrohung des Daseins

Montag, 8. Mai 2006, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)

Schöpfungsmythen begründen das Dasein. Dem Kausalitätsprinzip zufolge setzt das Verständnis der Erfahrungswelt die Kenntnis ihrer Entstehung voraus. Gewöhnlich vollzieht sie sich in den drei Etappen: Erschaffung der Welt, der Pflanzen, Tiere und Menschen; Sündenfall und Elend der von Gott verstoßenen Menschen; Begnadigung und Stiftung der Kultur. Um ihr Dasein nicht noch einmal aufs Spiel zu setzen, leben die Menschen fortan streng traditionskonform. Doch durchbricht die Entstehung der Hochkulturen den guten Willen. Es kommt zu weitreichenden Veränderungen, die sich nicht mehr, oder nur noch ganz allgemein, mit dem Mythos begründen lassen. An seine Stelle treten ereignisgeschichtliche Sagen von den Geschicken und Großtaten der Neuerer. Die Anfänge der historischen Überlieferung beginnen sich abzuzeichnen.

Klaus E. Müller, Prof. emer. für Ethnologie an der Universität Frankfurt a. M. Studium der Opernregie, Musik- und Theaterwissenschaft, der Ethnologie, Turkologie, Islamwissenschaft und Mongolistik. Arbeitsschwerpunkte: Allgemeine und Theoretische Ethnologie, speziell Kognitions- und Verhaltensethnologie; Geschichte der Ethnologie. Seit 1995 Mitglied verschiedener interdisziplinärer Forschungsgruppen am Zentrum für interdisziplinäre Forschung in Bielefeld, dem Kulturwissenschaftlichen Institut in Essen und dem Hanse-Wissenschaftskolleg in Delmenhorst. Neuere Veröffentlichungen: Wortzauber: eine Ethnologie der Eloquenz. Frankfurt a. M.: Otto Lembeck, 2001; Nektar und Ambrosia. München: C. H. Beck, 2003; Der sechste Sinn. Bielefeld: transcript, 2004; (Hg. zus. mit Jan Assmann) Der Ursprung der Geschichte. Stuttgart: Klett-Cotta, 2005; Schamanismus. München: C. H. Beck, 32006.

Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Michaela Bauks (Professorin für Bibelwissenschaft, Ev. Theologie, Universität Koblenz)
Big Bang oder Schöpfung aus dem Nichts – einige Überlegungen zu den alttestamentlichen Vorstellungen vom Weltanfang
Montag, 15. Mai 2006, 18.15 Uhr, N 3 (Muschel)