Prof. Dr. O. Scheiding – Vortragsexposé – Wintersemester 2005/2006

STUDIUM GENERALE – MAINZER UNIVERSITÄTSGESPRÄCHE
»NORMEN UND KULTUREN«

Prof. Dr. Oliver Scheiding (Mainz)

George Washington: Normbildung im Spiegel nationaler Ikonen

Mittwoch, 8. Februar 2006, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)

Die Etablierung nationaler Leitfiguren ist allgemein dadurch bestimmt, daß diese den unterschiedlichsten Kulturen und Interessengruppen als Projektionsflächen eigener kultureller Bestrebungen dienen. Auch wenn Leitfiguren Kulminationspunkte bereits vorhandener eigener Ideale und Normen darstellen, so zeigt sich gerade in den USA, daß bereits ikonographisch ‘genutzte’ Figuren (wie etwa die amerikanischen Gründerväter) immer wieder neuen Normeinschreibungen unterzogen werden. Die Vorlesung will am Beispiel von George Washington (1732–1799) diskutieren, welche historischen, politischen und gesellschaftlichen Prozesse dazu führen, daß Kulturen bestimmte ihrer Repräsentanten anderen als identitätsstiftende Leitfigur vorziehen. Zugleich wird nach den Modi der sich wandelnden Bezugnahmen zu nationalen Ikonen ebenso zu fragen sein wie nach den unterschiedlichen Phasen einer bejahenden oder kritischen Haltung gegenüber diesen.

Prof. Dr. Oliver Scheiding lehrt Amerikanistik mit dem Schwerpunkt Kolonialzeit und frühe amerikanische Literatur an der Johannes Gutenberg-Universität.
Wichtigste Publikationen: Key Concepts in American Culture and History: From the Colonial Period to the End of the 19th Century (Trier 2005). – Geschichte und Fiktion: Zum Funktionswandel des frühen amerikanischen Romans (Paderborn 2003). – Millennial Thought in America: Historical and Intellectual Contexts (Trier 2002).
Literatur: Paul K. Longmore, The Invention of George Washington. Charlottesville 1999. – Barbara J. Mitnick, George Washington: American Symbol. New York 1999.

Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Dr. h.c. Hermann Lübbe (Philosophie und Politische Theorie, Universität Zürich)
Der Sachverstand und der Commonsense.
Über Normenbildung in der wissenschaftlich-technischen Zivilisation
Mittwoch, 15. Februar 2006, 18.15 Uhr, N 3 (Muschel)