Prof. Dr. Hans Krah – Vortragsexposé – Wintersemester 2005/2006

THEMENSCHWERPUNKT DES STUDIUM GENERALE
»ENDZEIT UND ZEITENENDE«

Prof. Dr. Hans Krah
Lehrstuhl für Neuere Deutsche Literatur, Universität Passau

Das Erzählen von globalen Katastrophen und den Welten danach.
Endzeitszenarien in Literatur und Film nach 1945

Montag, 13. Februar 2006, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)

Die Vorlesung widmet sich der Darstellung von Weltuntergängen und von Welten danach in den beiden Medien Literatur und Film und wird dem Phänomen des Untergangs der Menschheit in der medialen Phantasie nachgehen.
Mit dem Datum 1945 etabliert sich dabei ein Denkhintergrund, der der ästhetisch-literarischen Bearbeitung des Themas ‚Weltuntergang’ einen anderen Status als zuvor zuschreibt: Der Weltuntergang wird vom Bezugssystem, mit dessen Hilfe reale Katastrophen als Weltuntergang metaphorisiert werden, selbst zum mental zu verarbeitenden Phänomen.
Wie wird nun das Denken über einen dezidiert nicht empirischen, aber möglichen Sachverhalt ausgedrückt und veräußerlicht? Welche ‚neuen‘ Weltentwürfe werden propagiert, und in welchem Verhältnis stehen diese zu bestehenden Ideologemen? Welche Problemkonstellationen werden aufgebaut, welche Lösungen werden angeboten oder verworfen, welche Bewältigungsstrategien und Sinngebungsmodelle werden zitiert, entworfen, adaptiert?
Aufbauend auf einem narratologischen Instrumentarium wird diesen Fragen anhand ausgewählter Erzähltexte und Filme nachgegangen. Die Narration, das Erzählen, ist dabei wesentlicher ‚Ort’ der Verhandlung und in unterschiedlichem Maße mit Sinn korreliert.

Prof. Dr. Hans Krah, geb. 1961, studierte Neuere Deutsche Literatur, Germanistische Linguistik und Logik und Wissenschaftstheorie in München. Nach Promotion in München (1994) und Habilitation in Kiel (2000) seit 2002 Lehrstuhl für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Passau. Arbeitsschwerpunkte: Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts, Medienwissenschaft (Film- und Fernsehanalyse), Narratologie, Semiotik, Populärkultur, Fantastik/Technikutopien.

Publikationen des Referenten zum Thema:
Weltuntergangsszenarien und Zukunftsentwürfe. Narrationen vom ‚Ende’ in Literatur und Film 1945–1990. Kiel 2004.
Die Apokalypse als literarische Technik. Ernst Jüngers „Heliopolis“ (1949) im Schnittpunkt denk- und diskursgeschichtlicher Paradigmen. In: Lutz Hagestedt (Hrsg.), Ernst Jünger. Politik – Mythos – Kunst. Berlin, New York 2004, S. 225–251.
Atomforschung und atomare Bedrohung. Literarische und (populär-)wissenschaftliche Vermittlung eines elementaren Themas 1945–1959. In: Michael Titzmann (Hrsg.), Technik als Zeichensystem in Literatur und Medien. Tübingen 2001, S. 83–114.
Unterleibsgeschichten. Schwangerschaft und Endzeitfilm am Beispiel von THE ULTIMATE WARRIOR (USA 1975, Robert Clouse. In: Hans Krah, Eckhard Pabst, Wolfgang Struck (Hrsg.), FFK 11. Dokumentation des 11. Film- und Fernsehwissenschaftlichen Kolloquiums an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Oktober 1998. Hamburg 1999, S. 191–212.
Zukünftige Welten und globale Katastrophen. Zur Genrekonstituierung von ‚Endzeitfilmen’. In: Britta Neitzel (Hrsg.), FFK 9. Dokumentation des 9. Film- und Fernsehwissenschaftlichen Kolloquiums an der Bauhaus-Universität Weimar, Oktober 1996. Weimar 1997, S. 92–112.