Prof. Dr. Jürgen Wilke – Vortragsexposé – Wintersemester 2005/2006

THEMENSCHWERPUNKT DES STUDIUM GENERALE
»ENDZEIT UND ZEITENENDE«

Prof. Dr. Jürgen Wilke
Professor für Publizistik, Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Das Erdbeben von Lissabon als Medienereignis

Montag, 16. Januar 2006, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)

Das Erdbeben, das die portugiesische Hauptstadt Lissabon am 1. November 1755 in Schutt und Asche legte, erregte im Abendland größtes Entsetzen und löste einen intensiven Katastrophendiskurs aus. Das wäre nicht möglich gewesen, wenn die Menschen nicht schon damals durch Medien von diesem Ereignis erfahren hätten. Was machte dessen Nachrichtenwert aus und wie wurde in der Presse darüber berichtet? Welche Bedeutung hatte die räumliche Entfernung des Geschehens für sein Bekanntwerden und inwiefern wirkte es als „Schlüsselereignis“ für die Wahrnehmung von Erdbeben generell? Auch visuelle, geradezu „fernsehartige“ Präsentationen des Ereignisses kamen in den Folgejahren auf. Verfolgt werden auch die Nachwirkungen des Medienereignisses bis in die Gegenwart, in der es – zuletzt anlässlich der Tsunami-Katastrophe vor einem Jahr – zur Rethematisierung des Erdbebens von Lissabon kam.

Prof. Dr. Jürgen Wilke, Studium der Germanistik, Publizistik und Kunstgeschichte in Mainz und Münster (Westf.), Habilitation 1983, 1984-1988 Lehrstuhl Journalistik I der Katholischen Universität Eichstätt, seit 1988 Professor für Publizistik in Mainz. Forschungsschwerpunkte: Mediengeschichte und Medienstruktur, Nachrichtenwesen, Wahlkampfkommunikation, Internationale Kommunikation. 2004 Prof. h.c. der Lomonossow-Universität Moskau, 2005 Wahl zum Korrespondierenden Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.

Publikationen des Referenten in Auswahl:
• Nachrichtenauswahl und Medienrealität in vier Jahrhunderten. Berlin, New York 1984.
• Grundzüge der Medien- und Kommunikationsgeschichte. Von den Anfängen bis ins 20. Jahrhundert. Köln, Weimar, Wien 2000.
• (zus. mit C. Reinemann) Kanzlerkandidaten in der Wahlkampfberichterstattung. Eine vergleichende Studie zu den Bundestagswahlen 1949-1998. Köln, Weimar, Wien: Böhlau 2000.
• (zus. mit B. Schenk, A. A. Cohen, T. Zemach) Holocaust und NS-Prozesse. Die Presseberichterstattung in Israel und Deutschland zwischen Aneignung und Abwehr. Köln, Weimar, Wien: Böhlau 1995.
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Nächster Vortrag dieser Reihe:
Prof. Dr. Konrad Paul Liessmann (Wien)
Die Frist. Günther Anders und seine Philosphie des letzten Zeitalters
Montag, 23. Januar 2006, 18.15 Uhr, N 3 (Muschel)