Prof. Dr. Beat Lutz – Vortragsexposé – Wintersemester 2005/2006

THEMENSCHWERPUNKT DES STUDIUM GENERALE
»DAS GEDÄCHTNIS: LERNEN UND ERINNERN«

Prof. Dr. Beat Lutz (Mainz)

Die Natur des Erinnerns: Molekulare Mechanismen der Gedächtnisbildung

Dienstag, 22. November 2005, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)

Die Fähigkeit, Neues zu erlernen und sich an Gelerntes zu erinnern, beeinflusst unser Verhalten. Es ist auch bekannt, dass sowohl Umwelteinflüsse als auch genetische Faktoren die Lernfähigkeit und somit unser Verhalten bestimmen können. Auf zellulärer Ebene äußern sich diese Fähigkeiten darin, dass Verknüpfungen im Gehirn zwischen Neuronen sich verstärken, bilden oder lösen. Unter krankhaften Bedingungen werden oft Beeinträchtigungen des Lernens und des Gedächtnisses beobachtet. In extremen Fällen kann dies zu psychiatrischen Erkrankungen führen, wie Phobien, Angststörungen oder Demenz. Die Aufklärung solcher Störungen auf molekularer Ebene kann helfen, Therapien dagegen zu entwickeln. Hierzu verwenden wir Mäuse als Modellsysteme. In Mäusen können ausgewählte Gene ausgeschaltet werden. Solche Mutanten können dann mittels verschiedener Techniken, wie Verhaltensversuchen, untersucht werden. Solche Experimente ermöglichten es in den letzten Jahren, zahlreiche zelluläre Prozesse aufzuklären, die bei der Gedächtnisbildung wichtig sind.

Beat Lutz studierte Biochemie an der Eidgenössisch-Technischen Hochschule in Zürich. Nach einem Post-Doc-Aufenthalt in den USA, wo er sich forschungsmäßig vor allem der Entwicklung des Nervensystems von Vertebraten gewidmet hatte, wandte er sich am DKFZ Heidelberg und dann am Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München der genetischen Analyse der Gedächtnisbildung bei Mäusen als Modellsystem zu. Seit Ende 2004 ist er Leiter des Lehrstuhls Physiologische Chemie an der Johannes Gutenberg-Universität. Ein Forschungsschwerpunkt liegt in der Charakterisierung des Endocannabinoid-Systems bei der Gedächtnisverarbeitung, wo diesem System eine spezifische Funktion beim Auslöschen von Angstereignissen zugeordnet wurde (Nature 2002; 418:530).

Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Henning Scheich
(Wissenschaftlicher Direktor des Leibniz-Instituts für Neurobiologie, Universität Magdeburg)
Ist Lernen grenzenlos?
Dienstag, 29. November 2005, 18.15 Uhr, N 3 (Muschel)