Prof. Dr. Reinhard Wiesend – Vortragsexposé – Sommersemester 2005

VORTRÄGE IN DER MUSIKWISSENSCHAFT
Vortragsreihe des Musikwissenschaftlichen Instituts
zum Themenschwerpunkt des Studium generale
ZUFALL – SCHICKSAL – NOTWENDIGKEIT

Prof. Dr. Reinhard Wiesend (Mainz)

Von der Notwendigkeit, im 11. Jahrhundert durch Buchstaben und Zahlen Ordnung in die Musik zu bringen

Donnerstag, 28. Juli 2005, 19.00 Uhr
Hörsaal des Musikwissenschaftl. Instituts (Philosophicum, linker Vorbau)

Unsere Vorstellung von den Tönen ist weitgehend vom Bild der Klaviertastatur geprägt: Sauber aufgereiht liegen die Töne vor uns (als gäbe es nur diese), und die Reihe der weißen Tasten wird durch den regelmäßigen Wechsel von zwei oder drei schwarzen Tasten gegliedert. Auch haben die Töne Namen, und wir müssen uns mühsam klarmachen, dass es alles andere als selbstverständlich ist, wenn als Symbole für das akustische Phänomen der Töne ausgerechnet Buchstaben des Alphabets verwendet werden. Noch viel weniger unmittelbar einsichtig ist es, z. B., warum die uns geläufige Normtonleiter c-d-e-f-g-a-h-c heißt, die Auswahl und die Reihenfolge der Buchstaben also auf den ersten Blick reichlich willkürlich scheint. Im Vortrag wird es weniger darum gehen, die Ursprünge der Grundlagen der abendländischen Musik und ihrer Bezeichnungen aufzuspüren, vielmehr soll vor allem der Frage nachgegangen werden, welches über¬haupt die Notwendigkeiten waren, die den Wunsch nach einer Ordnung provozierten.

Univ.-Prof. Dr. Reinhard Wiesend, geboren 1946 in Garmisch-Partenkirchen. Studium der Musikwissenschaft, Kunstgeschichte und der Geschichtlichen Hilfswissenschaften an der Universität München; seit der Magisterarbeit Beschäftigung mit mittelalterlicher Musiktheorie; Stipendiat des Deutschen Studienzentrums in Venedig; 1976–1988 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Würzburg, dort Promotion und Habilitation; seit 1988 Professor für Musikwissenschaft an der Universität Bayreuth, seit 2000 an der Universität Mainz.

Neuere Veröffentlichungen: Die Oper im 18. Jahrhundert, hrsg. zusammen mit Herbert Schneider, Laaber 2001 (= Handbuch der musikalischen Gattungen 12); Opernedition, hrsg. zusammen mit Helga Lühning, Mainz 2003 (= Schriften zur Musikwissenschaft 13).