Prof. Dr. Brigitte Schultze – Vortragsexposé – Sommersemester 2005

Kolloquium: GESCHICHTE DER THEATERKRITIK

Veranstaltung des Interdisziplinären Arbeitskreises für Drama und Theater
in Zusammenarbeit mit dem Studium generale am
Freitag, 22. Juli 2005, 11.00–18.15 Uhr
Samstag, 23. Juli 2005, 9.00–13.15 Uhr
Fakultätssaal, R 01-185 (Philosophicum)

Vortragsexposé:

Prof. Dr. Brigitte Schultze
(Institut für Slavistik, Universität Mainz)

Theaterkritik als permanente Herausforderung:
Ludwik Flaszens Engagement im Echo Krakowa in den 1950er und 1960er Jahren

Der polnische Kritiker und Übersetzer Ludwik Flaszen (1930) ist vor allem als künstlerischer Wegbegleiter von Jerzy Grotowskis Theater der 13 Reihen und dem Armen Theater bekannt. Weitgehend vergessen ist hingegen Flaszens Tätigkeit als Theaterkritiker bei der Tageszeitung Krakauer Echo in den Jahren 1957–1961/62. Obwohl die Theaterkritik in Polen kein 'vergessenes' Forschungsgebiet ist (es gibt umfangreiche Aufsatzliteratur, eine Reihe), sind Flaszens engagierte Kritiken bislang kaum untersucht. Dieser untypische Vertreter der Theaterkritik stellt die Aufgaben eines Berichterstatters (die Skizzierung des Vorgangs, die Besprechung schauspielerischer Einzelleistungen) weitgehend zurück. Er sucht nach theatralen Präsentationen, die einen Bezug zur Daseinssituation und zur Rezeptionsbereitschaft des Publikums haben. Damit sind die Bühnentexte und der performative Aspekt des Theaters auf spezifische Art in den Blick gebracht.

Brigitte Schultze, Jg. 1940, ist seit 1987 Professorin für slavische Literaturen, insbes. für die polnische und tschechische Literatur, in Mainz. Ein Forschungsschwerpunkt liegt beim polnischen Drama und Theater, einschließlich des übersetzerischen Transfers in andere europäische Sprachen. Dazu: »Der polnische Bauernfürst: Vom Bauern zum König. Arbeit am Stoff in vier Jahrhunderten.« Frankfurt/Main: Lang, 2003; Mitarbeit und Einträge im Internationalen Handbuch zur Übersetzungsforschung. Übersetzung. Translation. Traduction. 1. Berlin, New York: de Gruyter, 2004.