Prof. Dr. Bernhard Reitz – Vortragsexposé – Sommersemester 2005

Kolloquium: GESCHICHTE DER THEATERKRITIK

Veranstaltung des Interdisziplinären Arbeitskreises für Drama und Theater
in Zusammenarbeit mit dem Studium generale am
Freitag, 22. Juli 2005, 11.00–18.15 Uhr
Samstag, 23. Juli 2005, 9.00–13.15 Uhr
Fakultätssaal, R 01-185 (Philosophicum)

Vortragsexposé:

Prof. Dr. Bernhard Reitz
(Department of English and Linguistics, Universität Mainz)

Die englische Theaterkritik um 1800: Elizabeth Inchbald und Leigh Hunt

1808 erschien The British Theatre, eine Sammlung von 125 der am Beginn des 19. Jahrhunderts populärsten Theaterstücke, jeweils versehen mit einer kurzen Einleitung aus der Feder der Dramatikerin Elizabeth Inchbald (1753–1821). Im gleichen Jahr begründete Leigh Hunt (1784–1859) gemeinsam mit seinem Bruder John die Wochenzeitung The Examiner, für die er Rezensionen und theatertheoretische Essays schrieb.
Inchbalds und Hunts Beiträge spiegeln den Stand der Theaterkritik um 1800. In ihnen wird deutlich, wie seit dem Ende des 18. Jahrhunderts an die Stelle von eine normative Poetik postulierenden Schriften zum Theater die Aufführungskritik tritt, in der das individuelle Stück, dessen Inszenierung und auch die Leistungen der Darsteller im Mittelpunkt stehen. Dabei wird zugleich sichtbar, inwieweit die Abgrenzung gegenüber der normativen Poetik des 17. und des 18. Jahrhunderts von ästhetischen Vorstellungen der Vorromantik und der Romantik geprägt ist.

Bernhard Reitz, Jahrgang 1946, studierte Anglistik und Geschichte an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main, wo er 1975 promoviert wurde. Die Habilitation in den Fächern Neuere englische und amerikanische Literatur erfolgte 1988 an der Justus Liebig-Universität Giessen. Nach Lehrtätigkeit an der Humboldt-Universität zu Berlin leitet er seit 1995 den Forschungs- und Lehrbereich Anglistik an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.

Buchveröffentlichungen: Das Problem des historischen Romans bei George Eliot (1975); The Stamp of Humanity: Individuum, Identität, Gesellschaft und die Entwicklung des englischen Dramas nach 1956 (1993); Textausgaben englischer und amerikanischer Autoren sowie zahlreiche Sammelbände zur englischen und amerikanischen Literatur, zuletzt (mit Ulrike Behlau) Jewish Women's Writing of the 1990s and Beyond in Great Britain and the United States (2004) sowie – zusammen mit Peter Erlebach und Thomas Michael Stein – eine Geschichte der Englischen Literatur (2004).