PD Dr. Sascha Seiler – Vortragsexposé – Wintersemester 2017/2018

Mainzer Universitätsgespräche
DAS NEUE UNBEHAGEN? SORGEN, ÄNGSTE, NÖTE IN DER GEGENWART

PD Dr. Sascha Seiler
Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Globalisierungsangst in der Gegenwartskultur

Mittwoch, 6. Dezember 2017, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)

Innerhalb der interdisziplinären Forschung zur Globalisierung, zur Inter- und Transkulturalität sowie des gerade mit der Komparatistik eng verknüpften Forschungsfelds der Weltliteratur gewinnt in den letzten Jahren der Aspekt der Globalisierungsangst zunehmend an Bedeutung. Dieses als Folge der technischen, ökonomischen sowie kulturellen Globalisierung entstehende Phänomen kann vor allem anhand seiner kulturellen und ästhetischen Artikulation in der Literatur- und Kulturwissenschaft greifbar gemacht werden.
Gerade in Zeiten, in denen es durch die allumfassende weltweite Vernetzung zu einem wiedererstarkten Nationa­lismus gekommen ist sowie bei nicht unbeträchtlichen Teilen westlicher Bevölkerungen verstärkt das Verlangen nach einer "unilateralen Deglobalisierung" (Geiselberger) aufgekommen ist, kann eine eingehende Beschäf­ti­gung mit der künstlerischen Darstellung jener oft diffusen, nicht konkret benannten bzw. fassbaren Ängste zu einem tieferen Verständnis dieser Phänomene führen.
Teilaspekte wie die Wiederkehr des Archaischen im Zeichen eines teils radikalen Antimodernismus, aber auch eine Ästhetisierung des Lokalen oder der immer beliebter werdende Typus des 'Globalisierungsverlierers' rücken hierbei ins Zentrum der Analyse. In dem Vortrag soll ein exemplarischer Überblick über die Verhandlung von Globalisierungsangst in Kunstformen wie Literatur, populärer Musik und Film gegeben werden.

Sascha Seiler (Mainz), geb. 1972, vertritt derzeit die W2-Professur für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft am Gutenberg-Institut für Weltliteratur und schriftorientierte Medien der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Promotion 2006 mit einer Arbeit zur Rezeption populärer Kultur in der Deutschen Literatur nach 1960. Habilitation 2016 mit einer Arbeit zum Verschwinden in der Literatur. Forschungsschwerpunkte vor allem im Bereich der Nord- und Südamerikanischen Gegenwartsliteratur, der Popmusikforschung, Globalisierungs­diskursen, Raum und Identität, Ästhetik des Verschwindens.
Seit 15 Jahren auch Arbeit als Musikjournalist für verschiedene Fachmagazine. Fachlicher Leiter und Chefredakteur des E-Journals Komparatistik bei literaturkritik.de.
Neueste Buchveröffentlichungen: Bob Dylan: Dichter und Sänger (Hg. mit Dieter Lamping, 2017); Zwischen Anwesenheit und Abwesenheit. Die Figur des Verschwundenen in der Literatur der Moderne und Postmoderne (Monographie, 2016); Komparatistische Blicke auf Lateinamerika und Europa (Hg. mit Martina Kopf, 2016); Hidden Tracks – Das Verborgene, Verschwundene und Vergessene in der Popmusik (Hg. mit Thorsten Schüller, 2012).

Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Isabell Hoffmann
(Senior Expert, Programm Europas Zukunft, Bertelsmann Stiftung, Büro Brüssel)
Globalisierungsängste oder Wertekonflikte? Die Zukunft der europäischen Integration
Mittwoch, 13. Dezember 2017, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)