PD Dr. Georg Toepfer – Vortragsexposé – Sommersemester 2017

Mainzer Universitätsgespräche "VORTEIL VIELFALT?! DIVERSITÄT IN NATUR, KULTUR UND GESELLSCHAFT"

PD Dr. Georg Toepfer
Leiter des Forschungsschwerpunkts "LebensWissen", Zentrum für Literatur- und Kulturforschung ZfL, Berlin

Biodiversität als biologische Größe, ethisch-ästhetische Kategorie und ihr Verhältnis zur kulturellen Vielfalt

Mittwoch, 21. Juni 2017, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)

Wir leben in der Dekade der Biodiversität. Im Jahr 2010 wurde diese von den Vereinten Nationen ausgerufen. Was aber genau meint der Begriff, inwiefern ist er in der Biologie verankert, wie gelingt es ihm, auch andere Perspektiven zu eröffnen und gleichzeitig zu bündeln? Was ist überhaupt so gut an Biodiversität?
Diesen Fragen soll in dem Vortrag nachgegangen werden. Die Antworten werden das Verhältnis von Diversität und Evolution sowie Diversität und Naturschutz beleuchten und damit auch aus der Biologie heraus- und zugleich in die Kulturgeschichte hineinführen. Diese Geschichte folgt der langen Tradition von Diversitätsbildern, zur mesopotamischen Listenwissenschaft, zum flämischen Stillleben und zu Paradiesbildern – also zu kulturell tief verankerten Idealvorstellungen von der Welt, deren zentrales Charakteristikum die Vielfalt der Tiere ist, mit denen zusammen der Mensch einen Ort bewohnt. Derart normativ aufgeladen kann Biodiversität das Mensch-Natur-Verhältnis der Gegenwart in manchen Kontexten besser beschreiben als der traditionelle, anthropozentrisch orientierte Begriff des Naturschutzes. Was bedeutet aber die normative Dimension für die Verankerung des Begriffs in der Biologie und in welchem Verhältnis steht er zur kulturellen Vielfalt?

Georg Toepfer ist Leiter des Forschungsschwerpunkts "Lebenswissen" am Berliner Zentrum für Literatur- und Kulturforschung. Im Wintersemester 2016/17 vertrat er die Professur für Geschichte der Naturwissenschaften an der Universität Jena. Er erhielt ein Diplom in Biologie, wurde danach in Philosophie promoviert und habilitierte sich auch in diesem Fach. Seine Arbeitsschwerpunkte sind die Geschichte und Philosophie der Biologie, zurzeit insbesondere die kulturellen Bezüge und die begrifflichen Grenzen des biologischen Wissens.
Wichtigste Publikation: Historisches Wörterbuch der Biologie. Geschichte und Theorie der biologischen Grundbegriffe (3 Bde., 2011).

Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Karen Schönwälder
(Forschungsgruppenleiterin, Abteilung für soziokulturelle Vielfalt, Max-Planck-Institut zur Erforschung multireligiöser und multiethnischer Gesellschaften, Göttingen)
Vielfalt als städtische Normalität
Mittwoch, 28. Juni 2017, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)