Prof. Dr. Sarah Scholl-Schneider – Vortragsexposé – Wintersemester 2016/2017

THEMENSCHWERPUNKT
"HEIMAT HEUTE"

Prof. Dr. Sarah Scholl-Schneider
Juniorprofessorin für Kulturanthropologie/Volkskunde, Institut für Film-, Theater- und empirische Kulturwissenschaft, Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Heimat(be)suche.
Ethnographische Perspektiven auf erinnerungskulturelle Praktiken Heimatvertriebener im östlichen Europa

Montag, 28. November 2016, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)

Heimatreisen oder auch "Heimwehreisen" vertriebener Deutscher aus dem östlichen Europa in ihre Herkunftsgebiete sind kein erst nach 1989 aufgekommenes Phänomen. Vielmehr finden diese Reisen, ob individuell oder in Gruppen, bereits seit den 1950er-Jahren kontinuierlich statt. Nicht nur in Literatur und Film, sondern auch in den privaten Erinnerungen und Fotoalben spiegeln sich diese Praktiken, die sich wohl nur in Ansätzen als touristisch bezeichnen lassen, wider. Anhand unterschiedlicher Quellen wie schriftlichen Reiseberichten in der Heimatvertriebenenpresse, biographischen Erzählungen, Privatfotographien und teilnehmenden Beobachtungen solcher Reisen wird der Vortrag Einblicke in ein Phänomen bieten, das eine transnationale Betrachtungsweise verlangt: Auch die neuen Bewohner der von den Deutschen verlassenen Gebiete befinden sich selbst häufig auf Reisen noch weiter gen Osten – in ihre alten Heimaten. Eine gesamte Region auf der Suche nach Heimat?

Sarah Scholl-Schneider, geboren 1978, ist seit 2012 Juniorprofessorin für Kulturanthropologie/Volkskunde am Institut für Film-, Theater- und empirische Kulturwissenschaft der JGU Mainz. Sie studierte Politikwissenschaft, West- und Südslawistik sowie Volkskunde an den Universitäten Regensburg und Brno, war Kollegiatin im "Promotionskolleg Ost-West" (Bochum) und promovierte 2009 zum Thema Mittler zwischen Kulturen. Biografische Erfahrungen tschechischer Remigranten nach 1989 (Münster 2011). Im Anschluss daran war sie mit Schwerpunkt Ostmitteleuropa und Oral History als wissenschaftliche Mitarbeiterin an den Universitäten Augsburg und Regensburg tätig.
Neuere Publikationen unter anderem: Heimat als Erfahrung und Entwurf (Mithrsg., Berlin 2009); Erinnerungskultur und Lebensläufe. Vertriebene zwischen Bayern und Böhmen im 20. Jahrhundert – grenzüberschreitende Perspektiven (Mithrsg., München 2013).

Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Michael Hofmann

(Professor für Neuere deutsche Literaturwissenschaft und Literaturdidaktik, Leiter des Instituts für Germanistik und Vergleichende Literaturwissenschaft, Universität Paderborn)
Heimat und Globalisierung.
Problemkonstellationen der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur

Montag, 12. Dezember 2016, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)