Dr. Athanassios Mailis – Vortragsexposé – Sommersemester 2016

Veranstaltung des Instituts für Kunstgeschichte und Musikwissenschaft, Abteilung Christliche Archäologie und Byzantinische Kunstgeschichte

Dr. Athanassios Mailis (Chania, Griechenland)

Die kretischen Templa (14.–15. Jahrhundert).
Provinzielle Lösung oder Glaubensbekenntnis?

Dienstag, 17. Mai 2016, 18:15 Uhr, Hs 02-521, Georg Forster-Gebäude, J.-Welder-Weg 12

Gegenstand des Vortrags ist die Problematik der Genesis und der Entwicklung der Bilderwand (Templon) aus Mauerwerk in Kirchen von Kreta des 14. und 15. Jahrhunderts. Der Vortrag konzentriert sich auf die Analyse der Ikonographie sowie der kultischen Funktion der kretischen Bilderwände, vor allem aus Westkreta.
Obwohl die Handbücher der byzantinischen Kunst die gebauten Templa als provinzielle Varianten eines offiziellen Urtyps deuten, zeigen die liturgischen und ikonographischen Lösungen der Insel, dass diese Anlage nicht nur als eine einfache Trennung zwischen dem Altarraum und der Hauptkirche funktioniert, sondern als ein starkes symbolisches und materiales Zeugnis der orthodoxen Identität der Gemeinde.
Deswegen ist das Hauptziel dieser Forschung, die Existenz des kretischen Templons als Teil einer größeren Umgestaltung der Kultformen in Bezug auf die besonderen kulturellen Bedingungen zu interpretieren, die auf der Insel während der frühen venezianischen Zeit herrschten.

Dr. Athanassios Mailis: 1994–1998 Studium der Geschichte, Archäologie und Kunstgeschichte an der Universität Rethymno (Kreta), Griechenland. 1998–2001 Magistersstipendium der EU, M. Phil (Byzantinische Archäologie) an der Universität Rethymno, Griechenland. 2004–2010 Staatliches Promotionsstipendium, Promotion mit der Arbeit: "The Annexes at the Early Christian Basilicas of Greece (4th–6th C.). Architecture and Function" am Institut für Christliche Archäologie und Byzantinische Kunstgeschichte an der Universität Göttingen, Deutschland.
Seit 2006 Kurator für byzantinische Antiquitäten/Kultusministerium, Griechenland (2006–2010 Lamia, seit 2010 Chania) mit zahlreichen Ausgrabungen und Restaurierungswerken in Phokis und Chania. 2010–2011 Stellvertretender Direktor der 28. Ephoreia für Byzantinische Antiquitäten (Chania). 2012 Preisträger des "Stanley J. Seeger Visiting Research Fellowship in Hellenic Studies" an der Universität Princeton, USA. 2012–2013 Lehrbeauftragter (Byzantinische Archäologie) an der Universität Rethymno, Griechenland. 2015–2016 Lehrbeauftragter (Archäologische Gesetzgebung) an der Technische Schule, Chania, Griechenland.

Auswahlliteratur: M. CHATZIDAKIS, "Ikonostas", in: RbK 3, Stuttgart 1978, 326–353; K. GALLAS, Mittel- und Spaetbyzantinische Sakralarchitektur der Insel Kreta, München 1983, 93–98; H. BELTING, "Die Bilderwand und die Rolle der Ikone in Liturgie und privater Heilsicherung", in: Bild und Kult, München 1990, 253–279; S. GERSTEL, "An Alternate View of the Late Byzantine Sanctuary Screen", in: S. Gerstel (ed.), Thresholds of the Sacred: Architectural, Art Historical, Liturgical and Theological Perspectives on Religious Screens, East and West, Washington 2006, 134–161; A. MAILIS, "Τα χτιστά τέμπλα της Κρήτης (14ος-15ος αι.). Επαρχιακή Λύση ή Ομολογία Πίστεως", in: DChAE 36 (2015), 111–143.