Prof. Dr. Dr. Henrik Walter – Vortragsexposé – Wintersemester 2004/2005

STUDIUM GENERALE – MAINZER UNIVERSITÄTSGESPRÄCHE
WIE FREI IST DER MENSCH?

Prof. Dr. Dr. Henrik Walter (Frankfurt a. M.)

Neurophilosophie der Willensfreiheit:
Philosophische Fakten und neurobiologische Mythen

Mittwoch, 2. Februar 2005, 18.15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)

Oft wird behauptet, die Neurowissenschaft habe bewiesen, dass es keinen freien Willen gebe. Dies ist ein neurobiologischer Mythos. Ein philosophisches Faktum dagegen ist, dass es eine bestimmte Form von Willensfreiheit nicht gibt – ja nicht geben kann. Doch was bedeutet dies für unser Selbstverständnis? Es wird die These vertreten, dass der Fundus an Gemeinsamkeiten zwischen den unterschiedlichen Auffassungen über Willensfreiheit größer ist, als gemeinhin angenommen wird. Dies soll am Beispiel der Schuldfähigkeit gezeigt werden. Generell gilt, dass wir aufgrund der Neurowissenschaft unser Menschenbild zwar in mancherlei Hinsicht revidieren, jedoch keineswegs radikal ändern müssen.

Henrik Walter studierte von 1981–1988 Humanmedizin, Philosophie und Psychologie in Gießen, Marburg und Boston. 1989–1992 Ausbildung zum Arzt für Neurologie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf bei Hans-Joachim Freund. Promotion zum Dr. med. 1991 an der Justus-Liebig-Universität Gießen. 1992–1994 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Carolo-Wilhelmina Universität Braunschweig bei Gerhard Vollmer, dort 1997 Promotion zum Dr. phil. 1994–1997 Ausbildung zum Arzt für Psychiatrie in Krefeld, Hannover und Bad Schussen¬ried. 1998–2004 Leitender Oberarzt der Abtlg. Psychiatrie III des Universitätsklinikums Ulm. Habilitation 2003 bei Manfred Spitzer, seit Ende 2004 Universitätsprofessor für Biologische Psychiatrie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt a. M.

Buchveröffentlichungen: Neurophilosophie der Willensfreiheit, mentis 1998; Natur und Theorie der Emotion (mit A. Stephan), mentis 2003; Moralität, Rationalität und die Emotionen (mit A. Stephan), Humboldt Studienzentrum Universität Ulm 2004; Funktionelle Bildgebung in Psychiatrie und Psychotherapie, Schattauer 2005.