PD Dr. Kerstin Stüssel – Vortragsexposé – Wintersemester 2004/2005

Der Interdisziplinäre Arbeitskreis für Drama und Theater und das Studium generale laden im Rahmen der Veranstaltungsreihe zur GESCHICHTE DER THEATERKRITIK zu folgendem Vortrag ein:

PD Dr. Kerstin Stüssel
(Institut für Germanistik, TU Dresden)

Theodor Fontane als Theaterkritiker

Der Vortrag ist auf das Sommersemester 2005 verschoben und findet im Rahmen einer Blockveranstaltung statt.
Voraussichtlicher Termin der Blockveranstaltung: 22. und 23. Juli 2005.

Die Theaterkritiken Theodor Fontanes standen lange Zeit eher am Rande der Aufmerksamkeit: Weder für die Werkbiographie noch für die Geschichte der Theaterkritik wurde die langjährige kritische Praxis Fontanes auf dem »Parkettplatz 23« ausreichend gewürdigt. Als Referent der Vossischen Zeitung, zuständig für das Königliche Schauspielhaus, schreibt Fontane mehr als 740 Theaterkritiken mit einem überaus breiten Spektrum von Gegenständen. Die zwanzig Jahre seiner Kritikerzeit umfassen zunächst eine eher glanzlose Phase der deutschen Theatergeschichte, schließlich aber die Heraufkunft des dramatischen Naturalismus. Fontanes Aufmerksamkeit gilt den neuen Stücken gleichermaßen wie den etablierten, den schauspielerischen Leistungen und der tatsächlichen wie der wünschenswerten kulturellen Rolle des Theaters. In der engagierten Würdigung von Hauptmann und Ibsen und in der Kooperation mit Kritikern der jünge¬ren Generation, insbesondere mit Paul Schlenther, zeigt sich Fontanes skeptische Förde¬rung des Neuen, die mit der Charakterisierung als plaudernder Kritiker allein nicht zu erfassen ist.

Kerstin Stüssel, Jg. 1962, Studium der Germanistik, Geschichtswissenschaft, Philosophie in Göttingen, Bielefeld, London, Köln. Promotion 1992 in Köln mit einer Arbeit zu Autobiographik und Poetologie um 1800, seit 1994 Forschung und Lehre an der Technischen Universität Dresden, 2002 Habilitation mit der Arbeit 'In Vertretung. Literarische Mitschriften von Bürokratie', 2004 als Buch erschienen. – Zu Fontane: 'Autodidakten übertreiben immer'. Autodidaktisches Wissen und Autodidaktenhabitus im Werk Theodor Fontanes. In: Hanna Delf v. Wolzogen (Hg.): Theodor Fontane. Am Ende des Jahrhunderts. Internationales Symposium des Theodor-Fontane-Archivs zum 100. Todestag Theodor Fontanes. Würzburg: Königshausen & Neumann 2000, S. 119–135.