Prof. Dr. Urs Peschlow – Vortragsexposé – Wintersemester 2004/2005

Das Institut für Kunstgeschichte und das Studium generale laden im Rahmen des Colloquiums Christliche Archäologie zu folgendem Vortrag ein:

Prof. Dr. Urs Peschlow (Mainz)

Byzanz in Venedig.
San Marco und seine byzantinischen Wurzeln

Mittwoch, den 9. Februar, 19.15 Uhr
Hörsaal des Instituts für Kunstgeschichte (Binger Str. 26)

Venedig ist eine Stadt, deren Reiz und Faszination sich kaum ein Besucher entziehen kann. Das gilt auch für ihr religiöses Zentrum, die Kirche des Evangelisten Markus. Mit fünf Kuppeln überwölbt und überreich mit figürlichen Mosaiken, Reliefs, Säulen, Kapitellen und farbigen Marmorböden ausgestattet, ist San Marco ein Fremdkörper in der oberitalienischen Kunstlandschaft. Architekturformen, Bildwelt und Ausstattungsreichtum vermitteln vielen Besuchern die Vorstellung, eher in eine byzantinische als eine italienische Kirche einzutreten. Ist der Bau also das Abbild einer Kirche wie sie auch in Konstantinopel gestanden haben könnte? Und kann uns nach dem Untergang des byzantinischen Reiches San Marco tatsächlich eine verlässliche Vorstellung vom Aussehen einer Konstantinopler Kirche in ihrer einstigen Pracht und zugleich das Raumerlebnis eines solchen Baues vermitteln?
Die Markuskirche ist bereits seit langer Zeit ein Gegenstand der Forschung. Dabei haben vor allem die immer wieder notwendig werdenden Reparaturen und Restaurie¬rungen zu neuen Beurteilungen und Erkenntnissen über die Baugeschichte und die Befunde geführt.
In dem Vortrag soll der Versuch unternommen werden, auf dem derzeitigen Stand der Forschung fußend, den Bau aus einem „östlichen“ Blickwinkel zu betrachten, auf die Frage hin: Was an San Marco ist wirklich byzantinisch?

Literatur: O. Demus, The Church of San Marco in Venice: History, Architecture, Sculpture (Washington, D.C. 1960); ders., The Mosaic Decoration of San Marco, Venice, hrgg. v. H.L. Kessler (Chicago / London 1988); R. Polacco (Hrg.), Storia dell’arte marciana. 2 Bde. Atti dell convegno internazionale di studi, Venezia 1994 (Venedig 1997); A. Zuliani, Die Bauhütte der Sankt-Markus-Kirche, in: L. Castelfranchi Vegas (Hrg.), Die Baukunst im Mittelalter (Solothurn / Düsseldorf 1995) 71-98.

Prof. Dr. Urs Peschlow: Studium der Kunstgeschichte, Christlichen und Klassischen Archäologie in Marburg, Thessaloniki und Mainz. Promotion 1970 über „Die Irenenkirche in Istanbul“; Forschungstätigkeiten am Deutschen Archäologischen Institut, Abt. Rom (1970/71); Referent am DAI, Abt. Istanbul (1971-75); Forschungsstipendiat der DFG (1975-79); Fellow in Dumbarton Oaks, Washington (1979/80); Assistent an der Abt. Christliche Archäologie und Byzantinische Kunstgeschichte an der Univ. Göttingen (1981-85); Berufung an die Univ. Mainz (1985), Fachvertreter für Christliche Archäologie und Byzantinische Kunst (seit 1991).