Prof. Dr. Barbara Reichle – Vortragsexposé – Sommersemester 2015

THEMENSCHWERPUNKT DES STUDIUM GENERALE

"SCHULD UND STRAFE"

Prof. Dr. Barbara Reichle

(Institut für Psychologie, Pädagogische Hochschule Ludwigsburg)

»Ich hab's nicht extra gemacht!«

Über die Entwicklung von Verantwortlichkeit bei Kindern

Montag, 8. Juni 2015, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)

Die Entwicklung eines Konzepts von Verantwortlichkeit hat die Entwicklungspsychologie schon früh beschäftigt. Mit den kognitiven Entwicklungslinien eng verwoben ist die Entwicklung von Emotionen im Kontext von Verantwortung, die von Trauer, Schuldgefühlen und Scham bis zu Enttäuschung, Empörung und Indignation reicht, sowie entsprechenden Aktionen und Handlungen. Einflüsse auf diese Entwicklung finden sich im Sozialisationsumfeld der Familie, Nachbarschaft und Peergruppe sowie professionellen Erziehungsinstanzen. Problematische Entwicklungspfade können zu sozialen und Leistungsproblemen, Isolation, Aggression und Delinquenz führen. Eine Vielzahl von Interventionsprogrammen verfolgt auf verschiedenen Wegen das Ziel, solchen Entwicklungen vorzubeugen, einige davon sind erfolgreich evaluiert. Der Vortrag möchte die Entwicklungslinien zum Verständnis und zur Übernahme von Verantwortlichkeit darstellen und zeigen, wie sich das Wissen um förderliche und nachteilige Entwicklungseinflüsse in entwicklungsförderliche Interventionen umsetzen lässt.

Prof. Dr. Barbara Reichle ist seit 2004 Professorin für Entwicklungs- und Pädagogische Psychologie an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg, zuvor Lehramtsstudium, Schulpraxis, Dipl. Psych., Studium an der Pennsylvania State University (Human Development and Family Studies), 1994 Promotion mit einer Untersuchung zum Übergang zur Elternschaft an der Universität Trier, 1999 Habilitation in Trier. Forschungen in den Bereichen Gerechtigkeitspsychologie (relative Privilegierung; Gerechtigkeit in Partnerschaften und Familien), Partnerschafts- und Familienentwicklung, Sozialisations- und Erziehungspsychologie, Sozialentwicklung von Kindern. Bücher zu Verantwortung, Gerechtigkeit und Moral (1998), Hochbegabte Kinder (2004), Übergang zur Elternschaft (1999), Trainingsprogramme "Elternstart – Auf den Anfang kommt es an" und "Ich bleibe cool – Prosoziales Verhalten lernen". Aktuelles Projekt: Entwicklung und Erprobung einer Intervention für Grundschulkinder zum Abbau von Stereotypen und Vorurteilen von und gegenüber Migranten.

Nächster Vortrag in dieser Reihe:

Prof. Dr. Horst-Jürgen Gerigk

(Professor em. für Russische Literatur und Allgemeine Literaturwissenschaft, Slavisches Institut, Universität Heidelberg)

Dostojewskij: der Kriminologe als Dichter.

Vom »Totenhaus« zu den »Brüdern Karamasow«


Montag, 15. Juni 2015, 18:15 Uhr, N 1 (Muschel)