Prof. Dr. Dietmar Till – Vortragsexposé – Wintersemester 2014/2015

STUDIUM GENERALE: MAINZER UNIVERSITÄTSGESPRÄCHE

"WIE VIEL FÜHRUNG BRAUCHT DER MENSCH? LEADERSHIP UND VERANTWORTUNG"



Prof. Dr. Dietmar Till

Allgemeine Rhetorik, Eberhard Karls Universität Tübingen

"Gute" Propaganda – Theorieentwürfe der 1920er Jahre

Mittwoch, 10. Dezember 2014, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)

Der Erste Weltkrieg bringt im Bereich der Propagandaaktivitäten einen enormen Schub an Innovationen technischer (Film) sowie verfahrenstechnischer und ästhetischer Natur (z. B. Entwicklung der Plakatkunst). Nach dem Krieg beginnt die wissenschaftliche Erforschung der Propaganda (mit H. D. Lasswell, Propaganda Technique in the World War, 1927), wie überhaupt die 1920er Jahre eine äußerst intensive Zeit des Nachdenkens über Propaganda sind. Charakteristisch ist, dass Propaganda nicht nur – wie es dem heutigen Wortgebrauch entspricht – als etwas Negatives aufgefasst wird; vielmehr erscheint Propaganda als unbedingt notwendig, um eine zerfallende und wenig kohärente Gesellschaft zusammenzuhalten. Propaganda erscheint hier regelrecht als 'Kitt' der Gesellschaft.

Der Vortrag will diese Diskussion darstellen. Ich werde mich dabei zunächst auf Gustave le Bons Psychologie der Massen (1895) beziehen, vor allem auf die in den 1920er Jahren (und darüber hinaus) einflussreichen Überlegungen zur Figur des Führers. Zentrale Autoren werden dann sein: Walter Lippmann (Liberty and the News, 1920), Edward Bernays (Propaganda, 1928) und Harold D. Lasswell.

Prof. Dr. Dietmar Till ist Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeine Rhetorik I an der Eberhard Karls Universität Tübingen. Nach dem Studium der Allgemeinen Rhetorik, Germanistik und Philosophie in Tübingen promovierte er dort 2002 mit einer Arbeit zur Geschichte der Rhetoriktheorie. 2010/2011 Habilitation an der Universität Göttingen (venia legendi für Germanistik und Komparatistik). Tätigkeiten als Mitarbeiter am Institut für Germanistik der Universität Regensburg (2000–2003), als Assistent am Deutschen Seminar der Universität Tübingen (2003–2008) und als Leiter des Forschungsprojekts "Rhetorik der Empathie" am Exzellenzcluster Languages of Emotion der FU Berlin (2008–2011). Seit 2011 Lehrstuhl für Allgemeine Rhetorik I an der Universität Tübingen. Gastaufenthalte an der University of Washington, Seattle (2006) und an der University of Illinois, Urbana-Champaign (2011). Forschungsschwerpunkte: Rhetorik, Propagandaforschung, Theoriegeschichte von Ästhetik und Poetik, Literatur- und Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit, Erzählforschung. Veröffentlichungen u. a. Transformationen der Rhetorik. Untersuchungen zum Wandel der Rhetoriktheorie im 17. und 18. Jahrhundert. Tübingen: Niemeyer 2004. Das doppelte Erhabene. Geschichte einer Argumentationsfigur von der Antike bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts. Tübingen: Niemeyer 2006. Rhetorik im 18. Jahrhundert (als Hg.) (= Rhetorik. Ein internationales Jahrbuch, Bd. 33). Berlin/Boston 2014.

Nächster Vortrag in dieser Reihe:

Prof. Dr. Jürg Helbling (Kultur- und Sozialanthropologie, Ethnologisches Seminar, Universität Luzern)

Führung und Konfliktregelung in akephalen Gesellschaften

Mittwoch, 17. Dezember 2014, 18:15 Uhr, N 1 (Muschel)