PD Dr. Claudia Meier – Vortragsexposé – Wintersemester 2004/2005

IAK MEDIÄVISTIK / STUDIUM GENERALE

ANGST UND TERROR IM MITTELALTER

PD Dr. Claudia Meier

Verdammnis, Tod und Teufel – eine bildliche Phänomenologie der Angst

Donnerstag, 16. Dezember 2004, 18.15 Uhr, P 3 (Philosophicum)

Das Leben des mittelalterlichen Menschen wird, wenn nach der bildlichen Darstellung der Angst, des Terrors gefragt, aus theologischen Inhalten gespeist, die sich in biblischen Ereignissen von Genesis bis Jüngstem Gericht ablesen lassen. In einer chronologischen Sequenz unterschiedlichster Bildbeispiele wird vorgestellt werden, welche gestalterischen Mittel in Motivik und Gestik das Phänomen der Angst erfahrbar und verständlich machten, ohne dass dem Betrachter der Text bewusst vor Augen stand. Nicht erst die modernen Interpreten der „Körpersprache“ wurden sich der bildlichen Signale der figürlichen Darstellung und ihrer psychologischen Wirkung bewusst. Auch bereits vor der neuzeitlichen Temperamenten- und
Affektenlehre war aus dem Erfahrungswissen des mittelalterlichen Künstlers eine breite Kenntnis von festgelegten Motiven und Gesten, von Bildformeln, vorhanden, die emotionale Extremzustände, so die dem Terror folgende Angst, unmissverständlich abzubilden verstanden.

PD Dr. phil. habil. Claudia Annette Meier, Jahrgang 1956. Akademische Oberrätin am Institut für Kunstgeschichte der Johannes Gutenberg-Universität. Studium der Kunstgeschichte, Volkskunde und Geschichte in Kiel und London (Courtauld Institute), Promotion Ende 1983 mit einer Arbeit über protestantische Kirchenausstattung. Seit 1985 am Mainzer Institut für Kunstgeschichte tätig, wo 1995 die Habilitation über hochmittelalterliche Chronikillustrationen erfolgte. 2001-2003 Fachvertreterin im Graduiertenkolleg "Raum und Ritual", Forschungs- und Lehrtätigkeit zu den mittelalterlichen Bildkünsten, zur frühen Neuzeit und zur Kunst des beginnenden 20. Jahrhunderts.

Publikationen: Zu Bildkünsten des Mittelalters: Habilitationsschrift (s. oben, Publ. in Vorbereitung); zum Thema s. auch in: Mainzer Zeitschrift (1986), Festschrift H.-J. Imiela (1997), Hochmittelalterl. Geschichts-bewußtsein (1998), Goldschmiede- und Elfenbeinarbeiten des hohen Mittelalters (KAb 5/2004) Zu Bildkünsten der Neuzeit: Heinrich Ringerink (phil. Diss., 1984); zum Thema s. auch in: Festschrift W. J. Müller (1984); Veröff. Hansestadt Lübeck (1985); Biograph. Lexikon Schleswig-Holstein (1987); Nordelbingen (1989). Hrsg. [mit Ute Engel und Kai Kappel]: Meisterwerke mittelalterlicher Architektur - Festgabe für Dethard von Winterfeld (2003).