Prof. Dr. Dietrich Manzey – Vortragsexposé – Wintersemester 2013/2014

Institutsforschungskolloquium des Psychologischen Instituts

Prof. Dr. Dietrich Manzey (Technische Universität Berlin)

Wohl wieder nur ein falscher Alarm … – Untersuchungen zur Verhaltenseffektivität von Alarmen unter einer entscheidungstheoretischen Perspektive

Mittwoch, 22. Januar 2014, 16:15 Uhr, Hörsaal 01-231, Psychologisches Institut, Binger Straße 14–16, 55122 Mainz



Alarm- und Warnsysteme repräsentieren eine einfache Form automatisierter Assistenzsysteme für den Menschen. Der Umgang mit Alarmen kann dabei als ein komplexes Entscheidungsproblem unter Unsicherheit verstanden werden. Im Rahmen eines derartigen Verständnisses werden weniger die syntaktischen und semantischen Merkmale von Warn- und Alarmsignalen betrachtet als vielmehr die Auswirkungen ihrer Zuverlässigkeit (d.h. der a posteriori Wahrscheinlichkeit, mit der bei Vorliegen eines Alarms auf das Vorliegen eines kritischen Ereignisses geschlossen werden kann). Von zentraler Bedeutung sind dabei Auswirkungen auf das Vertrauen in diese Systeme und die damit verbundenen Verhaltenseffekte. Neuere Forschungsarbeiten legen nahe, dabei zwei verschiedene Aspekte zu unterscheiden, die als reliance und compliance bezeichnet und von unterschiedlichen Systemeigenschaften beeinflusst werden (Meyer, 2004).

In dem Vortrag werden verschiedene laborexperimentelle Untersuchungen vorgestellt, in denen Determinanten der Verhaltenseffektivität von Alarmen unter einer entscheidungstheoretischen Perspektive untersucht wurden. Die Ergebnisse zeigen, dass (1) sich Menschen bei ihren Entscheidungen im Umgang mit Alarmen nur bedingt rational verhalten und sich an verschiedenen Heuristiken orientieren, (2) die Unsicherheitstoleranz bei der Reaktion auf Alarme davon abhängt, ob eine mögliche Fehlentscheidung durch Befolgen bzw. Ignorieren des Alarms zustande kommt, und (3) die jeweilige Verhaltenseffektivität von Alarmen maßgeblich von der Arbeitsbeanspruchung moderiert wird. Insbesondere der Effekt einer asymmetrischen Unsicherheitstoleranz erweist sich dabei offenbar nicht als alarmspezifisch, sondern scheint auf Entscheidungsunterstützungssysteme allgemein generalisiert werden zu können. Theoretische und praktische Implikationen dieser Befunde werden diskutiert.



Prof. Dr. Dietrich Manzey ist Professor für Arbeits-, Ingenieur- und Organisationspsychologie, Institut für Psychologie und Arbeitswissenschaft, Technische Universität Berlin.