Dr. Georg Toepfer – Vortragsexposé – Sommersemester 2013

STUDIUM GENERALE: MAINZER UNIVERSITÄTSGESPRÄCHE

"CHAOS UND ORDNUNG"


Dr. Georg Toepfer

(Zentrum für Literatur- und Kulturforschung, Berlin)

Die Konzepte 'Chaos' und 'Ordnung' in der Geschichte und Theorie der Biologie

Mittwoch, 22. Mai 2013, 18:15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)

"Organization has purpose; order does not" – dieser Ausspruch John von Neumanns macht in konzentrierter Form deutlich, warum der Begriff der Ordnung in der Biologie weniger prominent ist als der der Organisation: Biologen beschreiben und erklären Organismen als funktionale Systeme, in denen die Zweckmäßigkeit der Teile füreinander im Zentrum des Interesses steht. Die Funktionalität organisierter Systeme kann sich aber nur auf der Grundlage von Ordnung realisieren. Darüber hinaus ist auch das Gegenteil von Ordnung, Chaos, für die Aufrechterhaltung und Steigerung der Komplexität biologischer Organisationen verantwortlich. Dies zeigt sich in artspezifisch konstanten Mutationsraten ebenso wie in der funktionalen Rolle des Rauschens ("noise") in der Interaktion von Komponenten in einem Organismus oder dem Zufallsfaktor in der neuronalen Organisation von Verhalten.

Der Vortrag analysiert die begrifflichen Verhältnisse von Chaos und Ordnung in Bezug zu biologischen Grundbegriffen und beleuchtet ihre deskriptive und explanative Rolle in verschiedenen Feldern der Biologie.

Georg Toepfer ist Leiter des Forschungsbereichs LebensWissen am Berliner Zentrum für Literatur- und Kulturforschung (ZfL). Er studierte Biologie in Würzburg und Buenos Aires und promovierte an der Universität Hamburg im Fach Philosophie. Seine Arbeitsschwerpunkte sind die Geschichte und Philosophie der Biologie. Wichtigste Publikation: Historisches Wörterbuch der Biologie. Geschichte und Theorie der biologischen Grundbegriffe (3 Bde., 2011).


Nächster Vortrag in dieser Reihe:

Prof. Dr. Regine Kather

(Philosophisches Seminar, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg)

Das Entstehen des Neuen.

Chaos, Ordnung und Kreativität unter naturphilosophischer Perspektive


Mittwoch, 5. Juni 2013, 18:15 Uhr, N 1 (Muschel)